So improvisieren junge Eltern im Kita-Streik
13. Mai 2015
Eltern und Arbeitgeber in ganz Deutschland spüren die Auswirkungen des Kita-Streiks. Dem Chaos, das er anrichtet, begegnen sie mit Kreativität. Und es gibt eine Berufsgruppe, die von dem Streik sogar profitiert.
Der bundesweite Streik an kommunalen Kitas bringt viele Eltern an ihre Belastungsgrenzen. Überall im Land versuchen Arbeitgeber und Elternvereine, die Folgen geschlossener Kitas abzufedern. Die Vermittler von Betreuungsangeboten freuen sich über regen Zulauf.
"Der Streik stellt Eltern vor große Probleme, denn man muss sich organisieren", sagt etwa Markus Kürschner vom Landeselternrat Kindertagesstätten Baden-Württemberg. In den meisten Fällen könnten Großeltern aushelfen, viele Arbeitnehmer würden sich auch über Gleitzeitregelungen behelfen. Wer Pech habe, müsse aber einen Urlaubstag nehmen.
Spezielle Eltern-Kind-Büros eingerichtet
Auch viele Arbeitgeber passen sich der Situation an: So haben etwa der Energiekonzern E.on oder der Stahlfabrikant ThyssenKrupp spezielle Eltern-Kind-Büros eingerichtet. "Solche Büros hatten wir aber auch schon vorher. Sie haben sich als eine Art Ausweichzimmer bewährt, wenn Eltern einmal aus unterschiedlichsten Gründen ihr Kind nicht in den Kindergarten bringen können", sagt ThyssenKrupp-Sprecherin Heike Neumeister in Essen. Aktuell würden die Zimmer natürlich stärker frequentiert, doch die allermeisten Betroffenen arbeiteten von zu Hause aus. "In der Produktion ist das natürlich nicht möglich, dort versuchen wir die Situation mit flexiblen Schichtwechseln aufzufangen."
Mehrere Eltern-Kind-Zimmer gibt es auch an der Hochschule Ludwigshafen. "Wir haben dazu spontan je ein Telefon und einen Laptop in einen Raum gestellt, außerdem einen kleinen Tisch, einen Kinderstuhl und etwas zum Malen und zum Basteln", sagt Hochschulsprecherin Elena Wassmann. Zugute komme der Uni jetzt, dass es regelmäßig eine sogenannte Kinder-Uni gebe mit Vorlesungen für Kinder. "Da geht es dann um Theater oder Geschmacksexperimente - natürlich alles mit Lehrmaterialien. Wir haben da eine Kollegin, die hat einen Schrank mit Schätzen", sagt Wassmann.
Wer vom Streik profitiert
Doch es gibt auch eine Berufsgruppe, die von dem Streik profitiert. Denn der Streik ist auch bei privaten Anbietern von Betreuungsangeboten angekommen. "Seit Streikbeginn haben sich 30 Prozent mehr Eltern bei uns registriert. Es geht da um über 1.000 Personen", sagt Mounir Laggoune, Sprecher von yoopies.de, einer Internet-Plattform, die Eltern und private Betreuer zusammenbringen will. Er räumt offen ein: "Für uns ist die Situation natürlich positiv."
Weniger mit den Streikfolgen konfrontiert ist der Bundesverband der Kindertagespflege - einfach auch, weil die Entscheidung für eine Tagesmutter oder einen Tagesvater in den meisten Fällen nicht spontan getroffen wird. "Das wäre etwa so, als wenn man sich wegen des Lokführerstreiks ein neues Auto kauft", sagt Bundesgeschäftsführer Heiko Krause. Allerdings schließt er nicht aus, dass die Lage sich ändern könnte. "Wenn der Streik länger dauert, kann ich mir vorstellen, dass manche Eltern umdenken."