Wort zum neuen Jahr von Bischof Tilman Jeremias
31. Dezember 2019
Greifswald. Die Jahreslosung 2020 stellt laut Bischof Tilman Jeremias das Vertrauen in den Mittelpunkt: "Ich glaube; hilf meinem Unglauben!", heißt es bei Markus 9,24. Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) ermutigt dazu, trotz Zweifel zu vertrauen – anderen Menschen und Gott: „Vertrauen kann Berge versetzen. Es heilt belastete Beziehungen. Es gibt einen Vorschuss. Und ist damit immer ein Wagnis.“
Die Neujahrsbotschaft von Bischof Tilman Jeremias im Wortlaut:
Ein Verzweiflungsschrei, das ist der Bibelvers, der uns dieses Jahr begleiten wird: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24). Dieser Vers gilt für viele Christinnen und Christen auf der ganzen Welt als sogenannte Jahreslosung. Der Schrei kommt von einem verzweifelten Vater, der alles versucht, damit sein epileptischer Sohn geheilt wird. Jesus eröffnet ihm dafür einen überraschenden Weg: „Alles ist möglich dem, der glaubt.“ Wie bitte? Das klingt ja ähnlich unrealistisch wie der andere biblische Satz, dass jemand Berge versetzen kann, wenn er nur recht glaubt.
Was bleibt dem armen Vater? Kaum wird er zugeben, dass er an die Heilung seines Sohns nicht glauben kann. Er schreit zu Jesus: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Und bringt damit auf den Punkt, was glaubende Menschen nur zu gut kennen: hin- und hergerissen zu sein zwischen hoher Gewissheit und bohrenden Zweifeln.
Vertrauen ist immer ein Wagnis
Klar ist: Die Jahreslosung 2020 spricht von Vertrauen. Denn nichts anderes bedeutet Glauben in der Bibel. Dem verzweifelten Vater hilft sein brüchiges Vertrauen, denn sein Sohn wird von seiner Krankheit befreit. Vertrauen kann Berge versetzen. Es heilt belastete Beziehungen. Es gibt einen Vorschuss. Und ist damit immer ein Wagnis. Denn es bedeutet, sich einzulassen, ohne sicher zu wissen, was dabei herauskommt.
Die Jahreslosung ermutigt uns, 2020 Vertrauen zu verschenken. Anderen Menschen mehr zuzutrauen als im vergangenen Jahr. Zerstörerisches Misstrauen fallen zu lassen. Vertrauen vor allem aber in Gott zu setzen, der uns innerlich und äußerlich heil machen möchte.
Dabei unterstreicht die Geschichte: Solches Vertrauen muss und kann niemals perfekt sein. Es darf sich in einem verzweifelten Schrei artikulieren. Aber es lohnt sich!