Bischof von Maltzahn fordert Diskussion über Bundeswehr im Ausland
14. Juli 2014
Eine "Grundskepsis" gegenüber militärischen Lösungen wünscht sich der Mecklenburger Bischof von Maltzahn bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Es gebe allerdings Grenzfälle.
Bad Doberan. Der Mecklenburger Bischof Andreas von Maltzahn hat dazu aufgerufen, sich eingehend über die Problematik von Auslandseinsätzen der Bundeswehr zu informieren. "Es gehört zu unserer Verantwortung als Christen und als Bürger, die politisch Verantwortlichen mit diesen Fragen nicht allein zu lassen", sagte er am Sonntag im Münster von Bad Doberan (Landkreis Rostock). Zwar gebe es nicht "die eine christliche Position", wohl aber eine "christliche Grundorientierung".
Griff zu den Waffen bringt Unheil mit sich
Manche würden die Zurückhaltung der Deutschen gegenüber Militäreinsätzen als überholt darstellen. Dagegen stehe "die bleibend aktuelle Erfahrung unseres Volkes, dass der Griff zu den Waffen Unheil mit sich bringt." Zwei Weltkriege hätten dies gelehrt. Daher wünsche er sich "eine Grundskepsis gegenüber militärischen Lösungen auch für die Zukunft in unserem Land", sagte von Maltzahn.
International habe Deutschland ein größeres Gewicht. Doch diese gewachsene Verantwortung ließe sich auch wahrnehmen "als Vorreiter in Sachen Ökologie und Gerechtigkeit". Auch Friedensdienste müssten stärker gefördert werden. Manche Streitigkeiten ließen sich befrieden, bevor sie auf der Ebene der Gewalt angekommen sind, wenn rechtzeitig für einen Ausgleich der Interessen und für Gerechtigkeit gesorgt wird.
In Grenzfällen könne es erlaubt und vielleicht sogar geboten sein, andere und auch sich selbst unter Einsatz von Gewalt zu verteidigen.
Dennoch gelte heute der Satz: "Wenn du den Frieden willst, bereite den Frieden vor." Es sei gerade der Einsatz für Gerechtigkeit, der in der Welt friedensstiftend wirkt. Denn heutige Kriege würden zumeist um knappe Rohstoffe und Wasser geführt.
Kampfdrohnen? Genau hinschauen!
Gründe für mögliche Militäreinsätze würden in der Debatte bunt durcheinander gehen. Neben der Verhinderung von Völkermord werde auch die Sicherung deutscher Interessen genannt. Doch das seien "Gründe unterschiedlichen Ranges". Es gelte, genau hinzuschauen, etwa auch bei den Gründen für die Ausrüstung der Bundeswehr mit Kampfdrohnen. "Der Missbrauch von Kampfdrohnen zur gezielten Tötung durch die US-Armee sollte uns sehr kritisch fragen lassen", sagte der Bischof.
Die "Kreisläufe von Gewalt und Gegengewalt" wie gerade wieder zwischen Israelis und Palästinensern seien "Teufelskreise der Aggression und der Vergeltung". Daraus sei ein Entrinnen nur möglich, wenn man die Spielregeln ändert: "Wo das Gesetz der Vergeltung nicht mehr befolgt wird, da kann sich etwas verwandeln."
Verwandelte Verhältnisse gebe es nur mit dem Konfliktpartner - nicht durch seine Niederlage. Dies gelte auch für unfruchtbare Streitigkeiten in Schulklassen oder Familien, wo eine Verletzung die nächste nach sich zieht, "und man weiß genau, wie ein Wort das andere gibt und in welchem Schlamassel all das endet".
"Die größte Schweinerei"
Der Satz, dass der Zweck die Mittel heiligt, sei ethisch höchst fragwürdig. Dieser Satz werde auch dazu gebraucht, "um noch die größte Schweinerei zu rechtfertigen". Hinzu komme, dass die Mittel gewissermaßen abfärben: "Sie beeinflussen das, was wir erreichen wollen." Der Bischof zitierte Mahatma Gandhi: "Du wirst keine Rose bekommen, wenn du ein Unkraut pflanzt. Du erntest, was du säst."