„Qualität ist unsere Seele als Kirche“
21. April 2015
Hamburg. Nils Christiansen wechselte 1995 nach seinem Vikariat auf eine Pfarrstelle in der AIDS-Seelsorge Hamburg. Derzeit ist er Pastor in Meiendorf-Oldenfelde, wo er die Fusion zu einer der größten Kirchengemeinden im Sprengel vorbereitet und durchgeführt hat. Der 50-jährige Theologe ist Mitglied in zahlreichen kirchlichen Gremien und engagiert sich kirchenpolitisch. Wir fassen die wichtigsten Aussagen aus seinem Vortrag als Kandidat für das Hauptpastorenamt in St. Petri zusammen.
„Aufgeklärt und kraftvoll“ soll Kirche in Hamburg sich nach Ansicht von Pastor Nils Christiansen am öffentlichen Leben beteiligen. Angesichts wachsender Ausgrenzung und Armut müsse sich die Kirche positionieren. Dazu gehöre auch das „ehrliche, offene Gespräch“ mit den Hamburger Bürgern – und zwar in all ihrer Vielfalt und Verschiedenheit: mit Vertretern der unterschiedlichen Religionen, mit Politikern, mit Akteuren aus Wirtschaft und Kultur ebenso wie mit Obdachlosen und Migranten.
Gemeinsam müsse man darüber diskutieren und auch streiten, „was lebenswertes Leben ist – für alle in dieser Stadt“. Gerade für Menschen an den Rändern der Gesellschaft müsse Kirche Räume zur Verfügung stellen, ehrliches Interesse an deren Leben zeigen und sich mit ihnen solidarisieren. Sonst wachse „aus Armut dauerhaft Abhängigkeit und Beschämung“.
Christiansen fragt außerdem, was es bedeuten und wie es gelingen kann, trotz rückläufiger Mitgliederzahlen „Volkskirche“ zu sein. Er sieht den Weg darin, auf Qualität statt Quantität zu setzen. Und dazu gehöre, dass alle Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen in kirchlichen Einrichtungen sich weiterbilden – „fortlaufend, zeitgemäß, geistig und geistlich“. Nur auf diese Weise könne für die „äußere und innere Qualität der Gottesdienste“ gesorgt werden, für eine gut ausgestattete Kinder- und Jugendarbeit und ein zeitgemäßes Selbstverständnis als Christen. „Das, was ich hier Qualität nenne“, betont Christiansen, „ist unsere Seele als christliche, protestantische Kirche.“