Seemannsmission sieht schwere Zusatzbelastungen für Arbeit an Bord
08. Juli 2014
Breklum. Isolation und Stress verbunden mit Herausforderungen durch Wind und Wetter bestimmen nach Angaben der Deutschen Seemannsmission den Arbeitsalltag im internationalen Schiffsverkehr. Die Arbeit der Seeleute sei mit nichts vergleichbar, was Berufstätige von Land her kennen, sagte Generalsekretärin Heike Proske. "Der Job ist geprägt von Zusatzbelastungen." Dazu gehörten fehlende Arbeitsrhythmen, gestörte Ruhepausen etwa durch einen Sturm und die Isolation durch fehlende Kommunikationsmöglichkeiten beispielsweise mit der Familie.
Derzeit tagt die alle sechs Jahre stattfindende Weltkonferenz der Deutschen Seemannsmission (DSM) im nordfriesischen Breklum. Über 50 Mitarbeiter aus dem In- und Ausland diskutieren unter dem Motto "Netzwerk" aktuelle Probleme ihrer Arbeit. Insgesamt sind bei der DSM 800 Haupt- und Ehrenamtliche in 15 Inlands- und 16 Auslandsstationen aktiv.
"Es gibt Seeleute, die ihr Kind auch neun Monate nach dessen Geburt noch keine Minute in den Armen halten konnten", sagte Proske, die seit 2009 die Deutsche Seemannsmission mit ihrer Zentrale in Bremen leitet. Zusätzlichen Stress bedeuteten Fahrten durch verschiedene Zeitzonen. Dadurch müsse sich die Crew an Bord fortlaufend mit zu wenig Schlaf oder mit neuen Aufsteh- oder Schlafenszeiten arrangieren. Nach Angaben der Internationalen Transportarbeitergewerkschaft ITF gibt es weltweit etwa 1,2 Millionen Seeleute, die auf rund 65.000 Handelsschiffen arbeiten.
Die Arbeitsbedingungen auf See müssten auch Menschen an Land interessieren, weil im weltweiten Maßstab so gut wie alle Güter über das Meer transportiert würden, betonte Proske. Hilfe und Seelsorge sei vor allem nach Piratenüberfällen gefragt, sagte Proske weiter. Wer an Piraten denke, habe meist Karnevalskostüme oder Johnny Depp alias Captain Jack Sparrow im Kino-Blockbuster "Fluch der Karibik" vor Augen. "Aber die moderne Piraterie ist nichts anderes als Terrorismus auf See."