Ehemalige Hamburger Kirche wird Moschee

Bischöfin Fehrs wünscht sich "unaufgeregte Diskussionen"

In Hamburg soll die ehemalige evangelische Kapernaum-Kirche zu einer Moschee umgebaut werden.
In Hamburg soll die ehemalige evangelische Kapernaum-Kirche zu einer Moschee umgebaut werden.© Simone Viere, AfÖ

05. Februar 2013 von Simone Viere

Hamburg. Die ehemalige evangelische Kapernaum-Kirche in Hamburg-Horn soll zu einer Moschee umgebaut werden. Neuer Besitzer des bereits 2002 entwidmeten Gotteshauses ist das 1993 gegründete islamische Zentrum Al-Nour in Hamburg. Der Umbau sollte nach den Worten von Bischöfin Kirsten Fehrs "möglichst zu einer unaufgeregten Diskussion über die Situation" führen. Sie wünsche sich "einen offenen und vorurteilsfreien Dialog zwischen Christen und Muslimen, auch über die unterschiedliche Bedeutung ihrer Gotteshäuser", sagte sie am Mittwoch in Hamburg.

"Wir hätten die Moschee-Idee nicht forciert, aber jetzt stellen wir uns der Situation und wollen sie mit der Al-Nour-Gemeinde konsensorientiert und positiv gestalten", sagte Fehrs. "Die Kirche bleibt ein Gotteshaus." Unterschiede müsse man benennen, aber sie müssten nicht trennend sein.

"Die Kirche bleibt ein Gotteshaus" 

Verkauf, Entwidmung oder gar Abriss von Kirchen gehe immer mit großen Emotionen einher. Kirchen seien Orte der Spiritualität, der Musik und des Gebets und daher immer auch "Symbolräume". Dies sei auch mit der Redeweise von den "lebendigen Steinen" gemeint. Doch es sei auch eine Frage der öffentlichen Verantwortung, wenn ein denkmalgeschütztes Gebäude acht Jahre lang leer stehe und zusehends verfalle.

Die Bischöfin erinnerte daran, dass die Kapernaum-Kirche bereits vor zehn Jahren entwidmet wurde. Der Erhalt des maroden Gotteshauses seien weder der Gemeinde noch dem Kirchenkreis finanziell möglich gewesen. Verschiedene Ideen für eine kirchennahe oder soziale Nutzung, etwa durch eine Kita, seien damals gescheitert. Einen Abriss habe jedoch das Denkmalschutzamt nicht genehmigt. Daher sei 2005 der Verkauf an einen Hamburger Kaufmann erfolgt, und man habe jetzt auf den Weiterverkauf an Muslime keinen Einfluss mehr gehabt.

Interreligiöses Miteinander: "Das Zusammenleben im Alltag fördern"

Sie hoffe sehr, dass das "ausgesprochen gute interreligiöse Miteinander in Hamburg sich auch hier bewährt", sagte Fehrs. "Der muslimische Verein Al-Nour ist auch für uns ein anerkannter und geschätzter Gesprächspartner." Die Bischöfin verwies auf die Staatsverträge mit den Muslimen und Aleviten, die Hamburg als erstes Bundesland geschlossen habe. Bereits seit vielen Jahren gebe es das interreligiöse Forum, die Akademie der Weltreligionen oder das gemeinsame Suizid-Gedenken in der Hauptkirche St. Jacobi. "Wir müssen das Zusammenleben im Alltag fördern, an möglichst vielen Stellen", sagte Fehrs.  

Gebetsraum von Al-Nour ist bislang  eine stillgelegte Autogarage

Der Kauf sei bereits Ende 2012 erfolgt, berichtet Daniel Abdin, Vorstandsvorsitzender des islamischen Zentrum Al-Nour. Vor einer Nutzung als Moschee seien umfangreiche Sanierungsarbeiten nötig. Deren Kosten schätze er auf gut eine Million Euro. "Wir freuen uns darüber, dass es sich um eine denkmalgeschützte Kirche handelt, die wir nun erhalten können", sagte Abdin weiter. Er hoffe, dass die Moschee zum 3. Oktober ("Tag der Deutschen Einheit" und "Tag der offenen Moschee") eröffnet werden könne. "Uns ist das Miteinander mit den Christen wichtig", sagte Abdin. Juden, Christen und Muslime seien gemeinsam "die Völker der Offenbarung". Bislang nutzt Al-Nour nur eine stillgelegte Autogarage im Stadtteil St. Georg als Gebetsraum.

Die Kapernaum-Kirche wurde in den Jahren 1958/1961 nach Plänen des Hamburger Architekten Otto Kindt (1909-2006) gebaut. Die Wände von Turm und Kirchenschiff bestehen aus einer Mischung rautenförmiger Betonelemente mit klassischen Ziegelsteinen. Beide Gebäudeteile sind durch einen niedrigen Bau mit Eingangshalle und Nebenräumen verbunden. Von Kindt stammen auch die Dänische Seemannskirche und die U-Bahnstation Messehallen.

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