Religions- und Philosophieunterricht

Bischof Jeremias diskutiert mit Schülern über Kirche und Glauben

Bischof Jeremias stellt sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler: Die Jugendlichen sprechen an, was ihnen wichtig ist und was sie an der Kirche interessiert. Eine Frage: Warum macht die Kirche nicht mehr Werbung?
Bischof Jeremias stellt sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler: Die Jugendlichen sprechen an, was ihnen wichtig ist und was sie an der Kirche interessiert. Eine Frage: Warum macht die Kirche nicht mehr Werbung? © Hans-Joachim Kohl

07. September 2022 von Hans-Joachim Kohl

Bischof Tilman Jeremias hat die Fleesenseeschle in Malchow besucht und sich den kritischen Fragen der Jugendlichen zum Thema Religion gestellt. Dabei kam er auch darauf zu sprechen, ob Kirche nicht zu zurückhaltend sei, wenn es darum gehe, in der Öffentlichkeit Position zu beziehen.

Ursprünglich war der Schulbesuch von Bischof Jeremias schon vor der Corona-Pandemie geplant. Jetzt konnte er endlich nachgeholt werden. Die Einladung kirchlicher Würdenträger hat Tradition: Johannes Pausch, Gründer und ehemaliger Prior des Europaklosters Gut Aich in St. Gilgen am Wolfgangsee war schon an der Fleesenseeschule, ebenso wie Militärseelsorger Friedrich von Kymmel und auch Bischof Andreas von Maltzahn.

Den eigenen Horizont erweitern

Schulleiterin Heike Cordes sagt dazu: „Weil ich einfach denke, dass die Schüler damit ihren Horizont erweitern können. Wenn sie mit kirchlichen Würdenträgern aus dem Alltag Kontakt haben, können sie das im schulischen Kontext erworbene Wissen anwenden, hinterfragen und ausbauen“.

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Bischof Tilman Jeremias (links) schaut sich das Schulgelände der Fleesenseeschule an. Herumgeführt wird er von Religionslehrer Karsten Schur, der stellvertretende Schulleiterin Manuela Weiße, Schulleiterin Heike Cordes und Philosophielehrerin Tina Nehls. © Hans-Joachim Kohl

Vorbereitet wurden die Schülerinnen und Schüler des Religions- und des Philosophiekurses der 12. Klasse von der Lehrerin des Philosophiekurses Tina Nehls und vom Religionslehrer Karsten Schur. Er ist gleichzeitig Pastor in der Kirchengemeinde Jabel.

Schüler stellen für sie wichtige Glaubensfragen 

Zwei Schulstunden erzählte Tilman Jeremias aus dem Alltag der Kirchenkreise Pommern und Mecklenburg, sowie von seiner Arbeit als Bischof. Viel Zeit gab es für die Fragen der Jugendlichen. „Ich konnte bei den Fragen aber den Unterschied überhaupt nicht feststellen: Ist es ein Religionsschüler oder ein Philosophieschüler?“, so der Bischof. „Sie haben letztlich für mich die entscheidenden Glaubensfragen gestellt, mit denen ich auch unterwegs bin und alle Menschen, die religiös sind, würde ich sagen. Sie waren wirklich alle sehr interessiert und sehr konzentriert am Thema dran“.

Fragen waren beispielsweise: Wie kann Gott den Krieg in der Ukraine und das Elend auf der Welt zulassen? Auch der sexuelle Missbrauch von Kindern in der Kirche war ein Thema. Ein Schüler fragte, warum die Kirche so wenig Werbung macht.

Wir sind in der Tat manchmal viel zu zurückhaltend. Bischof Tilman Jeremias über die Rolle der Kirche 

Da musste Tilman Jeremias schmunzeln, „Fand ich auch eine schöne Aussage, weil wir in der Tat vielleicht manchmal zu zurückhaltend sind. Das wird mir auch an anderen Stellen manchmal gespiegelt von außen: Ihr seid eigentlich ein wichtiger Player gerade auf dem Land und man hört von euch viel zu wenig. Also wir dürfen uns auch immer mal wieder ins Gedächtnis bringen, das glaub ich schon“.

Offener und kritischer Austausch

Eine Schülerin fragte, warum Christen sagen, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde. Die offenen Fragen beeindruckten auch Schulleiterin Heike Cordes, „Die Schüler waren sehr offen, sehr kritisch, sehr interessiert an den Themen. Die Fragen waren so breit gefächert, dass man gesehen hat, dass die Jugendlichen vielseitig interessiert sind an Alltagsdingen, die einen religiösen Hintergrund haben“.

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Religionslehrer Karsten Schur, Philosophielehrerin Tina Nehls, Bischof Tilman Jeremias und Schulleiterin Heike Cordes (von links nach rechts) tauschen sich in der Fleesenseeschule in Malchow darüber aus, was im Unterricht wichtig ist. © Hans-Joachim Kohl

Die positiven Erfahrungen mit den Schülern der staatlichen Fleesenseeschule und die Berichte von Religionslehrer Karsten Schur, veranlassen den Bischof Kirchenmitarbeiter zu ermutigen:

Ich finde Schule ist ein Bereich, den wir uns als Kirche noch vielmehr erschließen könnten. Bischof Tilman Jeremias zu den vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit 

Und er ergänzte: „Wir haben gute Kooperationen an vielen Stellen. Wir haben die Tage ethischer Orientierung, die gemeinsam laufen, das finde ich ein sehr schönes Modell. Wünschen würde ich mir noch mehr Mut von Gemeindepädagoginnen, aber auch Pastoren auf Schulen zuzugehen, zu überlegen, was es für Projekte geben könnte“. Gern können ja auch Schulleitungen auf kirchliche Mitarbeitende zugehen.

"Eine erfrischende Begegnung"

Das Fazit der Schüler und Lehrkräfte: „Es war eine sehr erfrischende Begegnung, sehr offen für unsere Belange, die wir gern besprechen wollten mit ihm“, so Schulleiterin Heike Cordes. Bischof Jeremias sei „sehr realitätsnah mit den Jugendlichen“ umgegangen und auf  Alltagssorgen oder -nöte eingegangen, aber auch auf „religiöse Fragen oder tiefergehende Themen“.

Auch Religionslehrer Karsten Schur war zufrieden: „Er war sehr zugänglich und hat auch die Fähigkeit, sich 80 Minuten in eine Klasse zu stellen und zu erzählen oder im Gespräch mit Schülern zu sein. Das ist ja so eine Fähigkeit, die ist nicht jedem gegeben und da habe ich ihn sehr positiv erlebt“.

Wunsch nach einfacherem Zulassungsverfahren

Zum Schluss hatte Schulleiterin Heike Cordes noch einen Wunsch an den Bischof. “Wir würden uns schon wünschen, dass die Zulassung für kirchliche Lehrkräfte etwas vereinfacht werden könnte. Wir fragen uns natürlich auch wie die Zulassung von Seiteneinsteigern für das Fach evangelische Religion funktionieren kann. Ganz besonders wünschen wir uns einen Referendar an die Fleesenseeschule zu bekommen mit dem Fach evangelische Religion“. 

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