Wahl

Hauptpastor gesucht: Wer bringt St. Petri zum Leuchten?

Licht-Blick: Zur "Nacht der Kirchen" 2010 gab es an der St. Petri-Kirche eine Lichtinstallation zur biblischen Geschichte vom "Brennenden Dornbusch"
Licht-Blick: Zur "Nacht der Kirchen" 2010 gab es an der St. Petri-Kirche eine Lichtinstallation zur biblischen Geschichte vom "Brennenden Dornbusch"© epd

21. April 2015 von Timo Teggatz

Hamburg. Mitten in der Hamburger Einkaufsmeile Mönckebergstraße steht ein Gotteshaus mit bunter Geschichte: die St. Petri-Kirche. Jetzt soll darüber entschieden werden, wer Ende 2015 Nachfolger des amtierenden Hauptpastors wird. Ein Porträt der berühmten Stadtkirche, für die sogar ein eigenes Parfüm kreiert wurde.

Die Synode des City-Kirchenkreises Hamburg-Ost will am morgigen Mittwoch darüber entscheiden, wer künftig die Geschicke von Hamburgs ältester Stadtkirche bestimmt. Denn Christoph Störmer (64), seit 2002 St. Petri-Hauptpastor, geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Für seine Nachfolge hat die Synode die Wahl zwischen <link http: www.nordkirche.de nachrichten detail kirche-als-gegenpol-zur-einsamkeit.html link-extern>Martina Severin-Kaiser (55), Ökumenebeauftragte der Nordkirche in Hamburg, und <link http: www.nordkirche.de nachrichten detail qualitaet-ist-unsere-seele-als-kirche.html link-extern>Nils Christiansen (50), Hamburger Gemeindepastor in Meiendorf-Oldenfelde.

Die heutige St. Petri-Kirche wurde 1844/49 erbaut. Ihr 132 Meter hoher Turm erhebt sich über ihrem Haupteingang, der ungefähr in Richtung Rathaus zeigt. Wer schwindelfrei ist, kann innen im Turm über 544 Stufen auf 123 Meter hochsteigen und den Ausblick genießen. Unten am Portal hängen zwei Löwenkopf-Türzieher – der linke gilt als der älteste noch in Gebrauch befindliche Hamburger Gegenstand. Der rechte Löwenkopf-Ring ist eine spätere Imitation.

Weit über 1.000 Menschen besuchen täglich das Gotteshaus an der belebten Einkaufsmeile Mönckebergstraße, unter ihnen viele Touristen. Sie finden hier Ruhe, Besinnung und seit vielen Jahren einen gutsortierten Kirchenshop. Seit 2012 gibt es einen Audio-Guide, der Besucher mit den Schätzen der Kirche vertraut macht.

Im "Petri-Hof" sendete früher "Radio Hamburg"

Andere Besonderheiten werden eher durch das Stadtleben geprägt. So ist St. Petri wegen der räumlichen Nähe traditionell die Rathauskirche: Nach einer Wahl finden hier die Gottesdienste zur jeweils ersten Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft statt. Auch Hamburgs Feuerwehr nutzt St. Petri für große Jahresfeste und Pensionärstreffen. Zum Erntedankfest wird hier die Erntekrone der Hamburger Landfrauen aufgehängt.

Im Kellergeschoss des ehemaligen Gemeindehauses "Petri-Hof" befand sich der Ausstellungsraum mit den Ausgrabungen des historischen Bischofturms. Im Erdgeschoss residierte der Privatsender "Radio Hamburg" mit seinem "Gläsernen Studio", oben auf dem Dach war in über 30 Meter Höhe gut 40 Jahre lang Hamburgs höchster Kindergarten angesiedelt. 2007 wurde das Gemeindehaus verkauft und aus dem Erlös ein Neubau direkt neben der Kirche finanziert. Wesentliche Teile der Gemeindebüros zogen in einen neuen "gläsernen Kubus" direkt ins Seitenschiff von St. Petri.

Die meisten staatlichen Trauerfeiern finden nicht in der Rathauskirche St. Petri, sondern in St. Michaelis statt – weil im Michel mehr Sitzplätze zur Verfügung stehen. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Zur Trauerfeier für SPD-Superminister Karl Schiller (1911-1994) wurde nach St. Petri eingeladen. Und die Michel-Trauerfeier für Heidi Kabel (1914-2010) wurde live in die Petrikirche übertragen. In der Adventszeit lockt rund um die Kirche traditionell ein Weihnachtsmarkt mit Glühweinbuden und handwerklichen Schnitzereien.

Petri-Parfüm "Cygnus 35"

St. Petri sei "der Zeigefinger Gottes am Konsumtunnel Mönckebergstraße", formulierte einst der ehemalige Hauptpastor Werner Hoerschelmann. Eine besondere Idee zwischen Kirche und Kommerz wurde im Jahr 2000 kreiert: Das Jesus-Parfüm "Cygnus 35", mit Anteilen von Passionsfrucht und Weihrauch. Der Name stammte von dem Stern "Cygnus 35", der 2.000 Lichtjahre entfernt im Sternbild Schwan leuchtet. Genauso so lange braucht demnach sein Licht zur Erde. Im Jahr 2000 konnte man also das Licht sehen, das der Stern zu Lebzeiten Jesu abgestrahlt hatte.

Anfang 2005 sorgte Jeans-Werbung am Baugerüst von St. Petri für öffentliche Aufmerksamkeit: Zur Unterstützung der jeweils sechsstelligen Dach- und Fenstersanierung hingen zwei Riesenposter von "Hennes & Mauritz" (H&M) viele Wochen an der City-Kirche. Als 2006 Jürgen Klinsmanns Sommermärchen die WM-verrückte Fußballwelt verzauberte, war in St. Petri eine Fußball-Ausstellung zu sehen mit dem Titel "Religion in ihrer rundesten Form". 50 phantasiereiche Fußbälle hingen im "Himmel" unter dem Kirchendach.

Heimat der "Nacht der Chöre"

Auch die ökumenische Freundschaft mit St. Petersburg hat in St. Petri ihren Ort – ebenso wie bereits seit einigen Jahren der Protest gegen Waffenexporte über den Hamburger Hafen in alle Welt. Seit 1970 ist in St. Petri das Beratungs- und Seelsorgezentrum untergebracht. Doch auch die Kultur kommt nicht zu kurz: Die "Nacht der Chöre" ist hier zu Hause, und im Januar dieses Jahres feierte die "Stunde der Kirchenmusik" ihre 3.333. Aufführung seit dem Start im Jahr 1948.

Info

Die Kirchenkreissynode tagt am Mittwoch, 22. April, in der Petri-Kirche (Bei der Petrikirche 2). Die Wahl des neuen Hauptpastors beginnt um 17 Uhr und ist öffentlich.

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