14. Juli 2014 - Interreligiöses Friedensgebet
14. Juli 2014
Friedenswort
Der Friede Gottes sei mit uns allen. Amen
Mich erreichte heute am frühen Morgen folgende Mail von einem Freund:
„Gestern Nacht starteten in ganz Deutschland Freudenraketen, schön. Zur gleichen Zeit flogen aus Gaza, Syrien und dem Libanon Vernichtungsraketen gen Israel, die von dort mit gleichem Wahn beantwortet wurden. – Danke, dass Ihr für uns betet. Wir hoffen, dass heute Abend viele, viele Menschen kommen.“
Wie gut ist es, dass Sie hier sind, liebe Schwestern und Brüder. Es ist Zeit, dass wir hier in unserem Land ein Zeichen setzen. Man merkt, wie viele sich danach sehnen. Die erschütternden Bilder, die uns täglich erreichen, sprengen das Maß. Man mag dem Schrecken nicht mehr nur zuschauen, voller Entsetzen und ohnmächtiger Ferne. Es ist Zeit. Dass wir die Stimme laut erheben. Gemeinsam. Für all die, die den Waffen und Gewaltexzessen ausgeliefert sind. So viele, die ihr Leben lassen… Sie werden in diesem Moment verfolgt, gefoltert, getötet, ja buchstäblich gekreuzigt.
Jesus Christus sprach einst auf dem Berg: Selig sind, die Frieden schaffen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Diese Worte sprechen heute mehr denn je.
Denn in ihnen liegt die Kraft der Veränderung. Weil wir alle hier, so wie wir mit unseren Unterschieden in diese Welt mit Liebe hinein geboren wurden, Gottes Kinder heißen! Wir sind Gesegnete – und damit doch gefordert zum Guten. Also: wann, wenn nicht jetzt und wer, wenn nicht wir – sollte beten? Und diesem Friedensgebet auch etwas zutrauen?! Also: Schalom. Salam. Friede, o Herr, wir bitten dich. In allen Sprachen. Grenzenlos statt aussichtlos!
Erbarme dich. In tiefer Trauer sind wir Zeugen einer nie wieder gut zu machenden Zerstörung unzähliger Menschenleben. Guter Gott, so viele sind noch so jung! Und Menschen in der ganzen Welt – und uns hier auch! – eint ein Wunsch: Dass die Machthaber endlich ein Einsehen haben. Dass das furchtbar Böse in diesem besinnungslosen Morden überwunden wird. Wir wissen uns in unseren Traditionen darin einig und sagen es hier laut und vernehmlich: Gottes Wille ist das nicht, was dort an Krieg und Menschenverachtung geschieht, dort in der Wiege unserer Religionen!
Es ist doch längst genug, liebe Geschwister. In Israel, Palästina, Syrien, Irak – so lange schon diese Gewalt. Hat das denn nie ein Ende? Es ist genug. Genug des Unrechts, genug des Mordens, genug der Opfer!
Es ist genug, doch gut ist es noch nicht. Deshalb ist es nicht genug der Gebete. Der Friedensgesten. Der Worte des Gedenkens. Worte auch des Nachdenkens darüber, wie das Böse nicht mit dem Bösen vergolten, sondern wie es mit Gutem überwunden werden kann. Deshalb ist das Gespräch zwischen den Religionen in diesen Zeiten wichtiger denn je! Damit wir einander Gastfreundschaft gewähren – auch in den Gedanken. So bin ich von Herzen dankbar für dieses gemeinsame Zeichen hier in Hamburg. Wie gut ist das. Gemeinsam zu klagen, zu hoffen und zu beten mit aller Kraft:
Gott der Liebe, mache unser Herz aufmerksam und friedensweit, über all unsere Unterschiede und Grenzen hinweg.
Hilf unserer Widerstandskraft auf, dass wir die Kriegstreiber und Hassredner nicht ohne Widerwort gewähren lassen. Mach uns zum Werkzeug deines Friedens, dass wir die Wahrheit sagen, wo der Irrtum herrscht. Dass wir lieben, wo der Hass regiert. Dass wir trösten die Untröstlichen.
Lebendiger Gott: Wir gedenken ihrer, die wegen ihrer Religion verfolgt werden, so viele Christen auch – Gott, gib ihnen Obdach und Freundschaft und uns die Findigkeit genau dazu, in unserem Land.
Wir bitten dich heute besonders für ein Versöhnungsprojekt zwischen Juden, Christen und Muslimen im Norden Israels – Jugendliche aus aller Welt, auch aus Hamburg werden zusammen kommen. In diesem Moment beginnen die ersten – unbeirrbar – den Regenbogen als Friedenssymbol zu bauen. Wir bitten dich: Sei bei ihnen mit deinem Schutz und Segen und lasse Gutes daraus erwachsen!
Auf dich vertrauen wir – Licht unserer Hoffnung.
Dona nobis pacem. Amen.