
31. Oktober: Wir feiern den Reformationstag
Am 31. Oktober feiern wir den Reformationstag. Bei uns im Norden ist der Tag zu Ehren des Reformators Martin Luther seit 2018 ein gesetzlicher Feiertag. Doch was feiern wir da eigentlich? Haben Kürbis schnitzen und Süßigkeiten einsammeln auch etwas mit Martin Luther zu tun?
In dem kleinen Städtchen Wittenberg hat vor mehr als 500 Jahren alles begonnen: Der Theologieprofessor Martin Luther schlug am 31. Oktober 1517 seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche. Sie kritisieren den Ablasshandel der katholischen Kirche, das heißt, das Geschäft mit der Vergebung von Sünden.
Botschaften und Termine: Reformationstag aktuell
Bischöfin Kirsten Fehrs: Christlicher Glaube und Antisemitismus unvereinbar

Martin Luthers feindselige Haltung zum Judentum, seine antijüdischen Schriften, auf die sich deutsche, antisemitische Lutheraner noch Jahrhunderte später berufen haben, sind bis heute ein Stein des Anstoßes im lutherisch-jüdischen Verhältnis.
Am diesjährigen Reformationstag rückt Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche, deswegen das "Schma Israel" - übersetzt: "Höre, Israel" - das Bekenntnis und Herzstück des jüdischen Glaubens, in den Mittelpunkt ihrer Botschaft.
Mehr lesen: Kritik an judenfeindlichen Denkmustern Luthers
In Zeiten, in denen wir abgründige Schmähungen, Erniedrigungen, tätliche Angriffe gegenüber jüdischen Menschen in unserem Land erleben müssen, liebt sich das Glaubensbekenntnis des Judentums, aus dessen Wurzeln auch unser Glaube hervorgegangen ist, mitten in unser Herz.
Weiter sagt sie: "Denn der Glaube kommt aus dem Hören. Aufhorchen inmitten all der Meinungen, Abwertungen, Ungnädigkeiten, Verurteilungen, damit aus dem Hören Verständnis entsteht.“
Bischöfin Fehrs kritisiert judenfeindliche Denkmuster des Reformators Martin Luther und ihre unheilvolle Wirkungsgeschichte. Mehr denn je brauche es das Bekenntnis, dass christlicher Glaube und Antisemitismus unvereinbar sind, ebenso wie das Bekenntnis zum gemeinsamen Dialog.
Wir haben allen Anlass neu zu hören, zu lernen, uns zu verändern. Denn: Nicht wer endgültig alles zu wissen glaubt, verändert die Welt, sondern die, die sich selbst verändern, weil sie neu etwas verstanden haben.
Bischöfin Nora Steen: Wir brauchen einen liebenden Blick

„Mitten in unserem Alltag voller Betriebsamkeit und mancher Sorge feiern wir am 31. Oktober den Reformationstag. Dieser Feiertag ist ein besonderer. Martin Luther hat 1517 den Anstoß zu einer großen Reformbewegung der Kirche gegeben.
Ihm war wichtig: Wir alle sind geliebt und gesehen von Gott. Egal was wir tun, egal wo wir herkommen. Diese Erkenntnis schenkt mir einen neuen Blick auf mich selbst und auf meine Mitmenschen.
Ich bin sicher: Diesen liebenden Blick Gottes auf uns Menschen und auf unsere Gesellschaft brauchen wir momentan dringend.“

Reformationstag oder Halloween: Ein Tag, zwei Traditionen
Grusel-Partys statt Luther-Gedenken?
Außerhalb von Gottesdiensten begegnet uns an diesem Tag jedoch weit weniger Besinnliches: Hexen, Teufel und Geister wandern durch die Straßen.
Wer jetzt denkt, dass die schaurige Verkleidung nichts mit dem Reformator zu tun hat, hat recht. Allerdings berührt sie eine alte Vorstellung von Himmel und Hölle. Demnach basiert Halloween auf einer irischen Überlieferung: "Jack" war durch eine List der Hölle entkommen, doch auch im Himmel stand er vor verschlossener Tür. So wurde er gezwungen, zwischen Hölle und Himmel zu wandern. Der Legende nach hielt er dabei eine Kerze in einer ausgehöhlten Rübe in den Händen.
Süßigkeiten und Kürbislaternen
In Erinnerung an ihn fordern gruselig verkleidete Kinder Süßigkeiten ein und basteln Kürbislaternen. Wer nichts oder zu wenig gibt, dem werden Streiche gespielt.
Die Verbindung zur katholischen und evangelischen Kirche ergibt sich nur durch das Datum: Der Erzählung nach erschien "Jack" am Abend vor dem katholischen Feiertag Allerheiligen, dem "All Hallows Eve" – kurz Halloween. Und dies war ja auch der Abend, an dem Luther seine Thesen verkündet hat.
Die Bedeutung von Halloween erklärt auch diese Seite der Evangelischen Kirche in Deutschland
Den Reformationstag im Norden feiern

Eckdaten der Reformation
| 1515 | Ablasshandel: Um das Fegefeuer zu vermeiden, sollen die Menschen sich mit einem Ablass freikaufen. Dies dient der Kirche als Finanzierungsquelle. |
| 1517 | 95 Thesen: Luther veröffentlicht seine Lehren in Wittenberg und richtet sich damit gegen den Ablasshandel. |
| 1519 | Leipziger Disputation: Akademisches Streitgespräch zwischen den Wittenberger Reformatoren und den Theologen rund um den Professor Johannes Eck - Luthers Bruch mit Rom wird besiegelt. |
| 1521 | Reichstag in Worms: Luther verteidigt seine Thesen, über ihn wird die Reichsacht verhängt. Daraufhin kommt er auf der Wartburg unter. |
| 1529 | Marburger Religionsgespräch: Die bedeutendste Theologenversammlung der Neuzeit. Martin Luther und der spätere Schweizer Reformator Huldrych Zwingli treffen zum ersten Mal aufeinander und streiten sich über die Bedeutung des Abendmahls. |
| 1555 | Augsburger Religionsfriede: Es soll Frieden zwischen Frieden zwischen Lutheranern und Katholiken geben. Nach monatelangen Diskussionen einigt man sich auf einen Kompromiss: Die Fürsten haben nun auf ihren Territorien die Kirchen- und Konfessionshoheit und wählen die Konfession. |
| 1648 | Westfälischer Friede: Die endgültige Gleichstellung der beiden großen Konfessionen kommt jedoch erst nach dem Dreißigjährigen Krieg durch den Westfälischen Frieden zustande. |


