20. Mai 2013, - Ökumenischer Inselgottesdienst zum 20. Wilhelmsburger Mühlenfest und Eröffnung des Deutschen Mühlentages
20. Mai 2013
Joh 14, 23-27
Frohe Pfingsten, liebe Festgemeinde!
Glück zu! und Segen wünsche ich zum 20sten deutschen und zum 20sten Wilhelmsburger Mühlentag (und zum 20-jährigen Bestehen des Vereins, lieber Herr Schmidt) – hier bei der Johanna. Es gibt allen Grund zu feiern. Hat doch nicht nur der Mühlentag, sondern auch die Kirche Geburtstag. Und so laden zwei Damen zum Feste. Die eine zugegeben etwas hochbetagter als die Johanna, sorgen sie dennoch beide für das Brot des Lebens und können stets frischen Wind vertragen. Nun also: Was könnte besser passen als ein Frischluftgottesdienst? In ökumenisch? An Tagen wie diesen ist nämlich Aufbruch angesagt. Gottes Geist weht. Und das heißt konkret: lauter aufeinander zugehende, gut gelaunte, verständnisbereite Menschen feiern das Fest des Lebens. Als Kirche Jesu Christi, die wir eben mitten im Kirch-Dorf (und in der Stadt sind), fühlen wir uns den Menschen nahe – und natürlich auch den Mühlen. So wünschen wir gerade heute der Johanna ordentlich Wind unter die Flügel. Und nicht nur ihr, auch uns selbst. Damit wir leben – mit des Geistes Gegenwart!
So wie beim Pfingstwunder damals vor 2000 Jahren. Da wehte erstmals der besondere Geist. So eine Lebensfreude war da und solch tiefe Hoffnung! Alle miteinander empfanden sie das. Und vor allem durcheinander. Denn das kann einen doch wirklich durcheinander bringen, wenn man sich bei all den vielen Unterschieden, Trennungen, Grenzen und Sprachen auf einmal tatsächlich versteht! Und sich mag. Auf einmal Liebe einzieht in eine unfriedliche, irrsinnige Welt. So jedenfalls beschreibt es das Evangelium: Wer mich liebt, sagt Jesus, den wird mein Vater lieben, und wir werden Wohnung bei ihm nehmen.
Wo die Liebe wohnt, da wohnt Gott, heißt das. Dort also, wo Menschen dankbar sind, dass sie einander haben. Dort, wo sie sich Sorgen umeinander machen. Dort, wo ein Wimpernschlag den anderen heiß rührt. Wo das Kind den Kopf in einen Schoss legt, wo zwei reden, um wieder zueinander zu finden, wo gekämpft wird für die Würde eines anderen, wo dem Flüchtling Obdach gewährt wird, dort, wo Menschen im Schweigen miteinander tragen, was keine Worte mehr findet – überall dort, wo die Liebe wohnt, da wohnt Gott. Da ist er gegenwärtig. Mit seiner Ruhe. Seiner Kraft. Seinem Frieden.
Meinen Frieden gebe ich euch, heißt es. Jesus fasst unsere christliche Botschaft des Lebens in nur fünf Worte.Keine wortreiche Versprechung, wie wir sie zuhauf von denen hören, die gern Wind machen. Sondern Verheißung. Keine Vertröstung, sondern Trost. Keine Phrasen, sondern Wahrheit. Besonders wenn Sorgen auf uns lasten wie Mühlsteine: Da gibt einem ein Wort doch nur Mut, wenn es wahrhaftig ist! Wenn es erfasst, was einen wirklich bewegt. Was einen „am Rad drehen lässt“. Denn es gehört doch auch zur Wahrheit in unserem Leben, dass wir oft unruhig sind. Weil dem Frieden so fern. Dem Frieden in uns. Und dem Frieden unter den Völkern allemal. Wünschen wir da nicht oft voller Sehnsucht, dass etwas anders wäre im Leben? Dass die Partnerschaft heil, die Kinder immer klug, der Geliebte wieder gesund, die Berufskarriere stets erfolgreich, die Gemeinde Jesu Christi immer einig sei. Und weil´s manchmal gerade nicht so ist, verlassen wir ab und zu die Wirklichkeit. Fliehen in eine Wunschwelt. Lassen uns beeindrucken von windigem Gerede in der Welt, das nichts von uns versteht. Und so sind wir doch allzu oft geistesabwesend. Bleiben innerlich unerreichbar für den Frieden, der uns einfühlsam machen will und von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. Geistesabwesend schauen viel zu viele heutzutage nur auf sich selbst. Oder aufs Smartphone. Auf jeden Fall nicht auf die, die Aufmerksamkeit brauchen und Mitgefühl.
Die gute Nachricht nun: Dieser Geistesabwesenheit macht der Heilige Geist ein Ende. Er tut das, in dem er kommt, ganz direkt hierher in unser Fest des Lebens. Wir sollten heute entschieden mit ihm rechnen. Er kommt, um uns in den Mühlen des Alltags frischen Wind zu geben. Uns beizustehen. Unsere Sorgen zu teilen. Er kommt, um uns Kraft zu geben, uns den sozialen und politischen Problemen der Stadt zu stellen. Kurz: Er kommt, um mit uns zusammen ganz da, ganz präsent zu sein in dieser Welt.
Denn Gottes Geist stellt sich der Wirklichkeit und flieht nicht. Er holt unseren Geist aus unseren Wunschwelten zurück zu sich. Er sagt: Hiergeblieben! Er nimmt es mit den Gegensätzen in der Welt und mit den Widersprüchen in unserem Leben auf. Denn das ist sein Werk: Uns zusammen zu halten. Zusammen zu halten, ja: neu zu vereinigen, was trennt. Über Grenzen und Unterschiede und Konfessionen hinweg.
Also, hiergeblieben, liebe Festgemeinde. Hiergeblieben in dieser Welt, mit Herz und Verstand. Und Geistesgegenwart. Damit die Sprache des Friedens immer wieder neu gesprochen wird. Und das Brot des Lebens die Seele erreicht. So also: Frohe Pfingsten, liebe Mühlenfestgemeinde. Und frohe Pfingsten, liebe Ökumene. Dazu bewahre der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen