25. Mai 2012 - Dankgottesdienst für die Pommersche Evangelische Kirche
25. Mai 2012
„Man kann gar nicht genug Danke sagen!“ Losung und Lehrtext für den 25. Mai 2012: „Du sollst anbeten vor dem Herrn, deinem Gott, und sollst fröhlich sein über alles Gut, das der Herr, dein Gott, dir und deinem Hause gegeben hat.“ (5. Mose 26, 10.11) „Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen Unseres Herrn Jesus Christus.“ (Epheser 5, 20)
Liebe Gemeinde,
wenn Sie über die Grimmer Straße nach Greifswald hinein gefahren sind, dann haben Sie auf einer Werbetafel vielleicht eine junge Frau gesehen, die sich mit besorgtem Gesicht die Ohren zuhält, und einen Mann, der mit den Händen die Augen bedeckt und daneben die Aufschrift in großen Lettern: „Bloß nicht an Morgen denken?“ Ein Freund fragte mich gestern: „Ist das extra für uns aufgestellt?“ Gilt diese Frage „bloß nicht an Morgen denken?“ uns, die wir nun als Pommersche Evangelische Kirche unsere Selbständigkeit aufgeben und Teil einer großen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland werden, die von Sylt bis Usedom, von Hamburg bis Gartz an der Oder reicht? Ist es unsere Frage, die wir von einer eigenen Landeskirche übermorgen zu einem von dreizehn Kirchenkreisen dieser Nordkirche werden?
„Bloß nicht an Morgen denken?“ - Sehen wir in diesem Wandel der Pommerschen Evangelischen Kirche zum Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis eine Kränkung, eine Aufgabe von Freiheit oder – wie manche sogar sagen: „Den Untergang der Pommerschen Evangelischen Kirche“? Ja, einige, wenn auch wenige, haben sich für heute entschuldigt. Sie haben gesagt: „Mitzufeiern bei einem Dankgottesdienst, dazu ist mir im Moment nicht zumute. Das tut mir zu weh.“ Aber die Nordkirche wollen wir heute auch nicht feiern. Wir nehmen uns heute die Zeit und denken an die Geschichte unserer Kirche in Pommern. So, wie sie uns in Kurzform zum Beispiel in der Psalmcollage vor Augen gestellt worden ist. Im Rückblick stellen wir fest: In Geschichte und Gegenwart der Pommerschen Kirche gibt es viel zu danken! Dabei helfen uns Losung und Lehrtext des heutigen Freitages. Gehört es nicht zu den Führungen Gottes, dass uns heute, vor Jahren von der Herrnhuter Brüdergemeinde ausgelost, als Mottowort für diesen Tag diese beiden Wort vorgelegt worden sind?
„Du sollst anbeten vor dem Herrn, deinem Gott,
und sollst fröhlich sein über alles Gut, das der Herr,
dein Gott, dir und deinem Hause gegeben hat.“
(5. Mose 26, 10.11)
„Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen
unseres Herrn Jesus Christus.“
(Epheser 5, 20)
Heute, zwei Tage vor dem Gründungsfest der Nordkirche am Pfingstsonntag in Ratzeburg, fordert uns die Losung auf zum Danken. Wenn wir genauer hinschauen, dann steht dort zuerst eine Einladung zur Anbetung Gottes. Du sollst dein ganzes Leben im Angesicht Gottes verstehen. Du sollst nicht meinen, du wärst allein hier auf der Erde. Es gibt einen, der auf dich schaut, der dein Leben vom Anfang bis zum Ende im Blick hat und der es gut mit dir meint. Diesen Gott, deinen Herrn, den sollst du anbeten und du sollst fröhlich sein über alles das, was er dir schenkt, über die geistliche Leitung, wie über das materielle Gut, das Gott dir und deinem Hause gegeben hat. Und der Lehrtext sagt es noch einmal ausdrücklich. Sagt Gott „alle Zeit für alles Dank und das im Namen Jesu Christi“.
Ein bekannter Satz lautet: „Man kann gar nicht genug Danke sagen!“ Dies ist eine Weisheit für Eheleute, für Eltern und Kinder, für Vorsetzte und Mitarbeiter, für Kolleginnen und Kollegen untereinander. Wenn wir die kleinen und die großen Dinge unseres Lebens nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern bereit sind, für den einen Handgriff, für die erfahrene Freundlichkeit, für das Wohlmeinen auch wirklich Danke zu sagen, dann werden wir das Leben leichter nehmen. „Man kann gar nicht genug Danke sagen!“ Denn nichts, nichts ist auf dieser Welt wirklich selbstverständlich. Wer das Gute, das ihm widerfährt, zu den Selbstverständlichkeiten des Lebens zählt, hat vom Ernst des Lebens noch nichts begriffen. Das gilt auch für die 478 Jahre der eigenständigen Geschichte der Pommerschen Evangelischen Kirche. Als sie im Jahre 1534 mit dem Landtag zu Treptow an der Rega gegründet wurde, da hatte sich schon eine fast ebenso lange Geschichte hinter sich. Ja, die Kirche in Pommern begann nicht erst mit der Reformation, sondern es gibt sie ja schon viel länger. Deswegen sind wir dankbar für die Pommersche Kirche, seitdem es sie gibt.
Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl, wenn wir an bestimmten Stellen merken, es hat eben nicht mit uns angefangen, sondern wir stehen auf den Schultern einer langen Reihe von Menschen, die vor uns geglaubt haben und Dienst getan haben in dieser Pommerschen Kirche. So ging es mir zum Beispiel im Jahre 2007, als ich auf Einladung des damaligen Ziethener Pfarrers Bernhard Hecker ziemlich auf den Tag genau 750 Jahre nach der Weihe der Ziethener Kirche in ihr einen Jubiläumsgottesdienst feiern durfte. 750 Jahre lang haben in dieser Kirche (in wie in allen Kirchen unserer Pommerschen Kirche) Menschen ihre Ängste und ihre Hoffnungen vor Gott gebracht, haben ihre Kinder taufen lassen, haben ihre Ehen im Angesicht Gottes geschlossen und sind dann am Ende von diesen Kirchen aus auch zu ihrer letzten Ruhestätte auf dieser Erde gebracht worden?.
Es begann mit Otto von Bamberg, dem Bischof und Apostel der Pommern, der in diesem Jahr vor 888 Jahren sich zu seiner ersten Missionsreise nach Pommern aufgemacht hat. Zuerst reiste und evangelisierte er in Hinterpommern. Aber vier Jahre später, 1128 führte ihn seine zweite Missionsreise nach Vorpommern und er rief zum Glauben und taufte in Demmin, Usedom, Wolgast und Gützkow. Die Kirchen, die er damals gründete, standen zum großen Teil an genau den Orten, an denen auch heute unsere evangelischen Kirchen, in denen wir Sonntag für Sonntag Gottesdienst feiern, stehen. Damals hat eine Geschichte begonnen, die Pommern verändert hat. Durch den christlichen Glauben öffneten sich die slawischen Pommern für die deutsche Kultur und deren Zivilisation. Es ergab sich etwas einzigartiges Neues, was es so vielleicht nur noch in Mecklenburg gegeben hat. Nur die Mecklenburger und die Pommern sind slawische Völkerschaften, die aufgrund des christlichen Glaubens in den deutschen Kulturkreis hineingekommen sind. So hat Jesus Christus, der Glaube an ihn, eine neue Einheit und eine neue Kultur geschaffen, an der wir bis heute teilhaben. Dadurch wurde auch das Selbstbewusstsein der Pommern und ihre Identität an den christlichen Glauben gebunden. Ich könnte auch sagen: Jesus Christus gab Pommern seine Gestalt. Damals wurde die Grundlage gelegt für unsere Pommersche Kirche. Für diese originelle Synthese, für diesen in für uns geschichtlicher Vorzeit liegenden Anfang und für diese Originalität, können wir bis heute dankbar sein.
Diese Pommersche Kirche ist dann durch die Reformation gegangen. Aufgrund der politischen Weichenstellung durch die Herzöge Barnim IX. und vor allem Philipp I. und durch das reformatorische Wirken von Johannes Bugenhagen wurde ganz Pommern evangelisch. Die Evangelische Kirche war nichts Neues, von außen Kommendes, kein Fremdkörper, sondern die Umwandlung der einen Kirche Jesu Christi durch das Wort Gottes. Deswegen ist die Pommersche Evangelische Kirche im Geist und Geschichte Pommerns tief verwurzelt. Auch dafür sind wir dankbar. Der Protestantismus ist im Guten wie auch mit seinen eher problematischen Seiten mit der Mentalität der Pommern verbunden. In all dem sehen wir: Gott geht mit seinen Leuten einen einmaligen Weg durch die Geschichte. Ja, auch die traurigen und zum Teil furchtbaren Seiten gehören dazu. Auch Ihnen müssen wir uns stellen. Pommern war nie ein reiches Land. Die Menschen mussten, schon, um hier leben zu können, kämpfen und einen großen Einsatz bringen. Essen und Auskommen fiel ihnen nicht einfach zu. Aber zweimal traf die Geschichte Pommerns ein regelrechtes Desaster:
Das eine war der Dreißigjährige Krieg. Es gibt Historiker, die meinen, dass sich danach Pommern (wie übrigens auch Mecklenburg) nie wieder von dem Niedergang, den der Dreißigjährige Krieg mit sich gebracht hat, erholt hat. Man muss sich ja nur einmal im Pommerschen Landesmuseum die entsprechende Ausstellung anschauen und sehen, welche Auswirkungen der Krieg in einzelnen Dörfern und Städten gehabt hat. Viele Ortschaften wurden völlig ausgelöscht, die Gesamtbevölkerung Pommerns auf bis zu 20 % reduziert.
Das nächste unglaublich große Desaster erlebte Pommern durch den 2. Weltkrieg. Hier wurde Pommern zerschlagen. Der größere Teil, Stettin und das so genannte Hinterpommern, gehörten nun nicht mehr zu Deutschland. Die dort lebenden Deutschen wurden vertrieben und eine ebenfalls aus andern Teilen Polens vertriebene Bevölkerung wurde hier angesiedelt.
Wir dürfen nicht aus dem Auge verlieren, dass die anstehende Kirchenfusion in diesen Folgen des 2. Weltkriegs im Wesentlichen ihre Ursachen hat. Die wichtigste Folge des 2. Weltkriegs war dann die Teilung Deutschlands in zwei Staaten. Die kommunistische Diktatur in der DDR hat nicht nur die gesamte Entwicklung des Landes stark beeinträchtigt, sondern mit ihrer Entkirchlichungspolitik auch der Pommerschen Evangelischen Kirche schweren Schaden zugefügt. Nachdem vor 20 Jahren die äußere Teilung überwunden werden konnte, sind wir jetzt dabei, die innere Teilung Deutschlands kirchlich gesehen in unserer Region zu überwinden. Aber die Kirche ist durch die Zeit der DDR eine andere geworden, eine Kirche, wie sie sich nicht im Westen, aber auch kaum sonst wo auf der Welt, entwickelt hat.
Wir haben 2005, 60 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, an Menschen und Schicksale in der Pommerschen Evangelischen Kirche am Ende des 2. Weltkriegs erinnert. In einer kleinen Schrift haben wir Einzelschicksale dokumentiert. Darüber darf man nicht vergessen, dass hier aber eine tiefe Wunde Pommern zugefügt worden ist. Tötungen, Selbsttötungen und Massenvergewaltigungen waren 1945 an der Tagesordnung. Natürlich hat das auch die Mentalität beeinträchtigt. Manch einer hat dann gefragt: Kann man angesichts dieses Desasters an Gott glauben? Und es gibt Menschen, denen über dieser Erfahrung des Terrors von Menschen über Menschen der Glaube verloren gegangen ist. Aber im Gespräch mit vielen älteren Pommern, die dieses Leid noch selbst erlebt haben, habe ich gemerkt, dass letztlich ein anderes Grundgefühl vorherrscht. Es ist das Gefühl der Dankbarkeit. Wir sind noch einmal davon gekommen. Gott hat uns gerettet.
Mit dieser Einstellung sind wir ganz nahe bei der Losung des heutigen Tages. Hier werden wir aufgefordert, unser Leben nicht für sich, sondern im Gegenüber von Gott zu betrachten. Und wir sollen dankbar sein für das, was Gott uns gegeben hat, ja sogar „fröhlich“ über das „Gut, das Gott uns gegeben hat“. Dass wir leben dürfen, wie wir leben dürfen, alles das ist ein Geschenk Gottes. Was wir besitzen oder nutzen, unser Einkommen, unsere Wohnung und die Güter des Lebens, alles das hat uns Gott gegeben. Wer eine solche Erfahrung einer Rettung gemacht hat, der nimmt das Leben nicht mehr als selbstverständlich gegeben hin. Er hat erfahren, das Leben ist eine Gabe Gottes.
Genau in dieser Grundhaltung ist auch unsere Losung aus 5. Mose 26 ursprünglich entstanden. Angesichts der Ernte, angesichts der Tatsache, dass Gott Lebensmittel schenkt, sollen die Israeliten sich freuen. Gott gibt uns, was wir zum Leben brauchen. Und die Erinnerung an die Geschichte zeigt auch im Fall Israels, wie schwer das Schicksal ist, das vorausgegangen ist. Aber Gott hat die Bedrohungsgeschichte zu einer Rettungsgeschichte verwandelt. Unserer Losung voran geht ein ganz berühmter Textabschnitt, den die Bibelausleger das „kleine heilsgeschichtliche Credo“ (Glaubensbekenntnis) genannt haben. Was Gott uns in der Geschichte Gutes tut, die Erfahrung der Rettung, das wird uns bewusst, wenn wir unser Auskommen in Freiheit genießen können. Genau das dürfen wir nicht als Selbstverständlichkeit ansehen! Wer den Lauf dieser Welt betrachtet und sieht, wie es der Mehrzahl der Menschen geht, der weiß, wie es um uns heute steht, dass wir nämlich gesegnet sind mit den Gütern des täglichen Bedarfs, das ist gar nicht so selbstverständlich! Es ist die Folge des Rettungshandelns Gottes, es ist Ausdruck seiner Gnade.
Das kleine heilsgeschichtliche Glaubensbekenntnis beginnt mit dem Satz: „Mein Vater war ein wandernder Aramäer, dem Umkommen nahe, und zog hinab nach Ägypten und war dort ein Fremdling mit wenig Leuten… Aber die Ägypter behandelten uns schlecht und bedrückten uns und legten uns einen harten Dienst auf…“ (Vers 5 u. 6). Spontan muss ich daran denken, dass mein Vater ein heimatloser Ostpreuße war. Viele, die hier sitzen, sind vertriebene Hinterpommern oder haben ebenfalls Flüchtlinge zu Eltern. Die Rettungserfahrung, die Israel gemacht hat, spiegelt das Handeln Gottes wieder, das auf andere Weise auch in der Geschichte der Deutschen und besonders in der Geschichte der Pommern sich ereignet hat. Dass wir heute sind, dass es uns besser geht, als wir es verdient haben, das ist alles Ausfluss der Gnade Gottes.
Wir reden heute immer wieder von einem nötigen „Perspektivenwechsel“. Der wirklich notwendige Perspektivenwechsel lautet: „Fangt an zu danken!“ Mit der Psalmkollage haben wir an die Geschichte der Pommerschen Evangelischen Kirche gedacht und gemerkt, wie viel Grund zum Danken wir haben. Man kann gar nicht genug danken! Die Pommersche Evangelische Kirche ist trotz allem in ihrer Geschichte und in ihrem Weg überreich von Gott gesegnet worden. Wenn wir uns z. B. mit der Geschichte unserer Partnerkirchen vergleichen, (Und ich bin sehr dankbar, dass einige unserer Ökumenischen Partner sich auf den weiten Weg gemacht haben, um heute Abend unter uns zu sein!) Wer die Kirche in Tansania, die Kirche in der Cap Orange Diözese in Südafrika, die Kirche in Polen kennt, weiß, dass wir es trotz allem in vieler Hinsicht gut haben. Die Geschichte Pommerns ist trotz ihrer Einzigartigkeit nicht singulär. Auch unsere amerikanische Geschwisterkirche, die Vereinigte Kirche Christi in den USA, ist aus Emigranten und auch aus Flüchtlingen hervorgegangen.
Darum, liebe Schwestern und Brüder, haben wir mit dem Lehrtext für den heutigen Tag viel Grund, Gott, dem Vater, im Namen Jesu zu danken. Und dabei wissen wir ja: Das Danken im Namen Jesu schließt immer das Kreuz mit ein. Jesus Christus, der auf seinem letzten Weg gebetet hat, „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“, hat das Leiden und Sterben auf sich genommen, um die Versöhnung der Menschheit zu bewirken. So wollen wir Gott danken für die Begleitung, Bewahrung und Rettung seiner Pommerschen Evangelischen Kirche. Seine Kirche ist bis heute vital. Wir sollten uns nichts anderes einreden lassen. Gerade die Erfahrung, die wir im Moment gemacht haben, mit der Kreissynodalwahl zeigen wie in einem Brennglas, wie viel Bereitschaft zum Engagement in unserer Kirche vorhanden ist.
Warum für die Kirche danken? Weil Gott sie in allen Stürmen, auch in den dunklen Zeiten, erhalten hat. Wir danken, weil in unserer Kirche über die Jahrhunderte Pastoren und in neuerer Zeit auch Pastorinnen, ihre Ehepartner, Diakoninnen und Diakone, Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker, Katechetinnen und Katecheten, Küster und tausende von Gemeindekirchenräten und viele, viele weitere Ehrenamtliche hingebungsvoll gedient haben und diesen Dienst bis heute wahrnehmen. Auch in den dunklen Zeiten Deutschlands, in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, hat es in der Pommerschen Evangelischen Kirche Menschen gegeben, die bereit waren, bis zum Blut für die Wahrheit des Wortes Gottes einzustehen. Viele haben in der DDR Benachteiligungen in ihrem persönlichen Leben in Kauf genommen, um ihre Zugehörigkeit zum Glauben und zur Kirche leben zu können.
Wenn wir auf die Geschichte unserer Kirche zurückblicken, dann merken wir: Wir Heutigen stehen auf dem Schultern derer, die Gott vor uns berufen hat. Das gilt auch für die Bischöfe unserer Kirche nach dem 2. Weltkrieg, wie sie z. B. im Sitzungssaal des Konsistoriums in Bildern an der Wand hängen. Jeder von ihnen hat zu seiner Zeit seine Aufgabe wahrgenommen. Das gilt für die Pfarrerinnen und Pfarrer unserer Kirche, die die Gemeinde Gottes in z. T. schweren Zeiten (und in dieser Hinsicht ist auch die heutige Zeit nicht einfach) geweidet haben. Das gilt für die Ältesten in den Gemeinden, die in z. T. jahrzehntelanger Mitwirkung in den Gemeindekirchenräten den Kurs unserer Kirche mitbestimmt haben. Wir sind dankbar für die Synodalen, die die Entscheidungen für den grundlegenden Weg unserer Kirche getroffen haben. Ohne das große, zeitliche und kräftemäßige Engagement der Kirchenleitung hätte dieser Weg nicht gegangen werden können. Tage- und manchmal sogar Nächtelang haben wir um den weiteren Weg unserer Kirche gerungen. Gott hat immer wieder Menschen berufen, die bereit gewesen sind, sich in den Dienst der Pommerschen Kirche hinein nehmen zu lassen. Dabei ist es uns ein Geschenk Gottes, dass wir hier in Greifswald vor unseren Türen, eine Theologische Fakultät haben. Wir sind dankbar, ich sage es ganz bewusst einmal so: für unsere Theologische Fakultät. Bei aller Randlage in Deutschland ist dies der maßgebliche Faktor, dass wir immer wieder genügend Pastorinnen und Pastoren für unsere Gemeinden gefunden haben. Und viele, so viele, wie wir immer gebraucht haben, haben sich auch in den Leitungsdienst berufen lassen. Die Pommersche Evangelische Kirche hatte die Verwaltung, die sie brauchte, Konsistorialpräsidenten, die mit Geschick das Beste für ihre Kirche zu bewirken versucht haben, Oberkonsistorialräte, Konsistorialräte, Kirchenbauräte, Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter, Sekretärinnen, unzählig viele Fachleute, die ihre Begabungen in den Dienst unserer Kirche gestellt haben.
Warum, so mag jetzt ein Außenstehender fragen, warum, wenn dies alles doch auch in Pommern vorhanden war und ist, habt ihr denn dann die Nordkirche gegründet? Diese Kirche ist doch lebendig und sie funktioniert. Aber hier gewinnt der Spruch auf der Werbetafel, von dem ich am Anfang erzählt habe, noch einmal eine andere Bedeutung: „Nur nicht an MORGEN denken?“ Doch, wir haben an Morgen gedacht. Wir sind jetzt in der Pommerschen Evangelischen Kirche 93.000 Evangelische. Vor gut zehn Jahren, bei meinem Dienstantritt, waren wir noch 127.000. Wir werden aller Voraussicht nach in wenigen Jahren auf irgendeine Zahl in den Sechzigtausendern gesunken sein.
Liebe Schwestern und Brüder, wir müssen es uns eingestehen: Eine Kirche dieser Größenordnung ist keine Landeskirche mehr. Deswegen haben wir uns beizeiten um Partner bemüht, mit denen wir gemeinsam unseren Weg weiter gehen können. Wir haben an Morgen gedacht und haben in den Mecklenburgern und in den Nordelbiern diese Partner gefunden, mit denen wir unsern Weg nun gemeinsam weitergehen können. Aber, und das ist ganz wichtig zu sagen, das ist nicht der „Untergang der Pommerschen Evangelischen Kirche“, sondern wie schon so oft auf ihrem Weg durch die Zeit verwandelt sich die Kirche. Sie wird transformiert in eine neue Gestalt. Aus der Pommerschen Evangelischen Kirche (PEK) wird nun der Pommersche Evangelische Kirchenkreis (PEK). Die Kirche hat in anderen Zeiten viel stärkere Veränderungen erlebt. In der Reformation, im Dreißigjährigen Krieg, in der Neuorganisation nach dem 2. Weltkrieg waren ganz andere Verwandlungen notwendig. Nun werden wir mit Geschwistern auf dem weiteren Weg in die Zukunft gehen. Gemeinsam wird so die Evangelische Kirche in Norddeutschland gestärkt werden. Wir werden uns mit unseren unterschiedlichen Erfahrungen bereichern und wir werden gemeinsam nach dem weiteren Weg in die Zukunft suchen.
Heute halten wir inne. Wir stehen vor Gott. Er hat uns geführt. Wir dürfen fröhlich sein über alles Gute, das der Herr uns gegeben hat. Und wir sagen Gott Dank, dem Vater, alle Zeit für alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Amen.
„Und der Friede, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre eure Herzen bis in Ewigkeit.“ Amen