3. Mai 2013 - Grußwort zur Eröffnung des „Kreuzwegs für die Rechte der Flüchtlinge“ im Rahmen des DEKT 2013
03. Mai 2013
Liebe Schwestern und Brüder!
Ich grüße euch auf diesem Schiff.
Ich bin froh, dass es hier liegt. Es will in unseren Herzen ankern. Denn inmitten von Hafenwirtschaft gibt es eben auch eine Hafenrealität, die oft im Schatten bleibt. Doch wir dürfen sie nicht verleugnen, diese Seite des Schmerzes und der Ohnmacht und der Todesnähe.
Deshalb gehen wir im Namen Jesu diesen Kreuzweg.
Kreuzweg für die, die viel zu wenig, ja gar keine Rechte haben. Viel weniger, als sie zum Leben brauchen.
Wir sagen mit diesem Kreuzweg: Kein Mensch ist illegal!
Wir sagen: Schaffe mir Recht!
"Schaffe mir Recht!“
Das ruft uns der junge Mann aus Senegal zu, der seit Monaten im Lager Horst wohnt... - Residenzpflicht!
„Schafft uns Recht!“ - rufen uns die Flüchtlinge vom Oranienburger Platz in Berlin zu, die seit Monaten gegen Rassismus, Ausgrenzung und für eine echte Teilhabe an dieser Gesellschaft demonstrieren.
„Schaffe mir Recht!“ - ruft die junge Frau aus Ecuador, die für 3 € die Stunde putzt und putzt und putzt, … - Mindestlohn für alle.
„Schafft uns Recht!“ - rufen die Flüchtlinge aus Syrien, die in Lagern in der Türkei oder Jordanien zu tausenden in Zelten ausharren. Flüchtlingsschutz ist ein verbrieftes UN-Menschenrecht.
„Schaffe mir Recht!“ - ruft uns Bashir aus Somalia zu, ein Land, dessen Küsten die Fangflotten der EU leer gefischt haben und der im Schlauchboot übers Mittelmeer
„Schaffe mir Recht!“ bittet verzweifelt das Mädchen Samira, das hier gerne zur Schule gehen und was lernen will statt nach Mazedonien ins Elend abgeschoben zu werden.
„Es geht um Rechte!“, rufen uns die Flüchtlinge zu, und nicht um Gnade, es geht um gerechte Teilhabe und nicht um Brosamen von unseren Tischen, es geht um Menschenrechte, die für uns alle gelten!
„Schaffe mir Recht!“
„Schaffe mir Recht!“ klagt eine Witwe im Lukasevangelium den Richter an, der sich weigert, Recht zu sprechen. Dieser Text hat uns gestern durch den Tag begleitet. Schaffe mir Recht, klagt sie unerschütterlich prägnant. Und durch Beharrlichkeit, weil sie nervt, erfährt sie am Ende Gerechtigkeit.
Jesus stellt uns diese beharrliche, streitbare Witwe als Vorbild hin! Wir dürfen, wir sollen als ChristInnen laut werden und streiten, wenn es um Rechte für benachteiligte Menschen geht, wenn es um die Durchsetzung der Menschenrechte für uns alle, wenn es um Gerechtigkeit geht! Wir sind aufgerufen, uns an ihre Seite und damit an Jesu Seite zu stellen. Dies werden wir an den Stationen auf unserem Weg bedenken, in Klage und im Ruf nach Gerechtigkeit.