25. August 2021 | Wichernsaal Schwerin

30 Jahre Integrierte psychologische Beratung in Mecklenburg-Vorpommern

Kristina Kühnbaum-Schmidt würdigt zum Jubiläum die Arbeit der Beratungsstellen
Kristina Kühnbaum-Schmidt würdigt zum Jubiläum die Arbeit der Beratungsstellen© Nordkirche / Annelie Haack

25. August 2021 von Kristina Kühnbaum-Schmidt

Liebe Frau Graner-Helmecke,
lieber Herr Voss,
lieber Herr Deiters,
liebe Beraterinnen und Berater,

„wer wenn ich schrie, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?“ Diese erste Zeile aus Rainer Maria Rilkes 1. Elegie der Duineser Elegien kommt mir als erste Reaktion in Kopf und Herz, wenn sie nach der Bedeutung der integrierten psychologischen Beratung fragen. „Wer, wenn ich schrie, hört mich denn“ ist die bange Frage von Menschen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, in einer Situation wiederfinden, die sie nach Beratung, nach Begleitung, nach einem zugewandten Gegenüber suchen und fragen lässt. „Gibt es jemanden, der mich hört, meine Sorgen, meine Fragen, meine Belastung? Ist da jemand, für den das relevant ist, der mich in all dem nicht allein lässt?“ Diese Frage ist auch die Frage nach Humanität, nach Menschlichkeit, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe.

Dass wir in kirchlicher, in diakonischer Trägerschaft Beratungseinrichtungen unterhalten, ist also eine Form, menschlich, mitmenschlich zu handeln, ein Gegenüber zu sein, leise oder laute Fragen, auch Schreie, eben nicht ungehört verhallen zu lassen. Beratung ist deshalb zuweilen im Wortsinn überlebenswichtig. Sie hilft, Lasten zu tragen oder erträglich zu machen. Und wo Menschen für sich keinen Ausweg mehr sehen, kann im Beratungsgespräch gemeinsam ein neuer Spielraum eröffnet, können gemeinsam neue Möglichkeiten und gangbare Wege, auch Auswege, gefunden werden.

Beratung bedeutet, konkrete mitmenschliche Zuwendung erfahrbar werden zu lassen und Menschen spüren zu lassen, dass sie nicht allein, dass sie nicht egal sind. Das ist in elementarer Form auch ein wichtiges Zeichen für eine Gesellschaft, die niemanden zurücklassen will. Beratung ist, auch das will ich benennen, in meinem persönliche Verständnis eine im Glauben an und im Vertrauen auf Gott wurzelnde Tätigkeit - weil der Gott, an den Christenmenschen glauben und von dem die Bibel berichtet, eben der Gott ist, der Möglichkeiten eröffnet und neues Leben schafft, auch da, wo wir keine Möglichkeiten mehr sehen oder sehen können. Beratungsarbeit ist deshalb ein Segen - für die, die Beratung brauchen und suchen wie für eine Gesellschaft, für deren Selbstverständnis Mitmenschlichkeit und soziales Miteinander unaufgebbar und nicht verhandelbar sind.

Auf die Frage nach der Bedeutung von Beratungsarbeit blicke ich also in erster Linie und vor allem anderen aus der Perspektive der Menschen, die Beratung suchen und für die sie sehr oft Halt und Stütze in einem als durcheinander oder als ausweglos erlebtem Alltag ist. Genau diese Erfahrung habe ich selbst - ich bin ausgebildete pastoralpsychologische Beraterin mit einer tiefenpsychologischen Ausbildung, habe in der Evangelischen Ehe-Lebens- und Krisenberatung in Braunschweig gearbeitet - und im Austausch mit den anderen Berater:innen oft geteilt. Deshalb will ich an dieser Stelle auch sagen: Damit Menschen mit ihren Fragen eben nicht allein sind, brauchen sie ein Gegenüber, das zuhört, mit aushält, sich mit seinen oder ihren Eindrücken, Gefühlen und Gedanken zur Verfügung stellt, sich den Fragen, Emotionen, Gedanken den ratsuchenden Personen aussetzt, sich in ein Beratungs- und Beziehungsgeschehen mit professioneller Distanz und zugleich hoher persönlicher Empathie einbringt. Das ist harte Arbeit, immer wieder Herausforderung, manchmal auch ein Abenteuer, zuweilen sehr belastend und ebenso oft auch bereichernd und erfüllend. Beratungsarbeit bedeutet für mich deshalb auch, dankbar zu sein für alle, die in genau dieser Weise hier in der integrierten psychologischen Beratung in Mecklenburg-Vorpommern anderen Menschen in professioneller fachlicher Beratung auf dem Hintergrund multi-professioneller Zusammenarbeit im Laufe der zurückliegenden dreißig Jahren ein Gegenüber waren und sind.

Also: Eine große Dankbarkeit für Sie, die Beraterinnen und Berater, Dankbarkeit für ihre so wichtige Arbeit! Deshalb will ich auch abschließend in diesem Eingangsstatement die Gelegenheit ergreifen und als Landesbischöfin wie als Vorsitzende der Kirchenleitung allen, die diese Beratungsarbeit leisten, tragen und finanzieren, von ganzem Herzen dafür danken und zugleich Ihnen allen zum Jubiläum 30 Jahre integrierte psychologische Beratung in Mecklenburg-Vorpommern sehr herzlich gratulieren!

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