4. Mai 2013 - Statement von Bischöfin Kirsten Fehrs
04. Mai 2013
Dieser Kirchentag hat gezeigt, dass das Motto „Soviel du brauchst“ gestimmt hat. Es wurde aus so vielen Blickwinkeln betrachtet. In Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Bibelarbeiten war der Bezug immer wieder fruchtbar. Das Motto hat Türen geöffnet für Themen wie soziale Gerechtigkeit, verantwortliches Handeln und Solidarität im Glauben. Die Dankbarkeit, die von so vielen Besucherinnen und Besuchern augenfällig war, zeigt mir, dass es ein enormes Bedürfnis dafür gibt, sich einzumischen und Dinge ändern zu wollen. Kirche und Politik haben während des Kirchentages diesen Dialog befördert und gezeigt, dass Engagement nötig ist.
Ich bin überwältigt von der herrlichen Stimmung in meiner - in unserer Stadt. Die Menschen sind hungrig auf Begegnungen. Auch ich habe eine Fülle von Eindrücken gesammelt, die ich als Impulse nehme. Der Kirchentag hat durch die zahlreichen Gottesdienste, Bibelarbeiten und Diskussionsforen viele Anregungen gegeben, die uns in der Nordkirche Schwung zur Weiterarbeit geben.
1. Die Kirchentagsbesucher haben ein großes Interesse daran, welche Erfahrungen wir hier in Hamburg im interreligiösen Dialog gemacht haben. Dass dieses Gespräch nicht nur von den Religionsführenden geführt werden darf, ist deutlich geworden. Interreligiöser Dialog ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe; denn es geht darum, der Friedensliebe aller Religionen mehr zu trauen.
2. Unter meinem persönlichen Eindruck der Bibelarbeit mit Samuel Koch betone ich, dass es ein richtiges politisches Signal des Kirchentags gewesen ist, von Anfang an das Thema Inklusion in den Vordergrund zu rücken. Der Eröffnungsgottesdienst hat verdeutlicht, leichte Sprache ist ein Weg zur Barrierefreiheit. Wir sind alle aufgefordert, innere Gedankenbarrieren abzubauen.
3. Wie stark der Glaube verankert ist, macht sich nicht nur deutlich in der überzeugenden Besucherzahl des Kirchentages, sondern auch in dem Engagement der Menschen in Kirchenkreisen und –gemeinden. Wir haben hier zahlreiche Chöre und Bläser erlebt – nicht nur auf dem Abend der Begegnung. Jeden Tag haben Tausend Kinder in den Wallanlagen an einer eigenen Kathedrale gebaut. Das hat Symbolkraft. Kinder sind selbst aktives Mitglied der Gemeinde. Sie bauen Kirche. Wir haben allen Anlass hinzuhören.
4. Ich danke unseren Kirchengemeinden und Kirchenkreisen, dass sie die Besucherinnen und Besucher auf dem Abend der Begegnung und an ungezählten Orten des Kirchentages mit Phantasie und Herz willkommen geheißen haben.
Zu beobachten war auch ein starkes inhaltliches Interesse der Besucherinnen und Besucher: Ein Beispiel ist der große Zulauf bei den Bibelarbeiten und gesellschaftspolitischen Diskussionen - besonders im Zentrum Jugend – gewesen. Ich freue mich auf das Abschlussfest heute Abend (4. Mai) auf dem Schwarzenberg.
Für unsere junge Landeskirche war dieser Kirchentag eine wunderbare Möglichkeit, sich als Gastgeberin von der besten Seite zu zeigen. Und das wirkt nach innen: Hier in Hamburg sind evangelische Christen aus Pommern Schwestern und Brüdern aus Nordfriesland und Dithmarschen begegnet.
Es hat uns gefreut, zu sehen, dass „unsere Kirche“ immer mehr zusammenwächst, gemeinsam mit dem Nordkirchenschiff unterwegs ist. Das zeigt das vielfältige Engagement aus allen Sprengeln der Landeskirche. Ob beim Abend der Begegnung, auf dem Markt der Möglichkeiten oder bei der Organisation der Kirchentagszentren: Sie waren vertreten, die Mecklenburger, die Pommern, die Schleswig-Holsteiner und die Hamburger. Wachsen bedeutet Veränderung, bedeutet Toleranz von Verschiedenheiten und Traditionen. Wachstum bedeutet Lernen voneinander. Dieses Zusammenwachsen der Nordkirche war für mich sichtbar und spürbar. Der Hamburger Kirchentag hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen.
Wenn ich eine eigene Bilanz ziehen darf: Der Hamburger Kirchentag 2013 war und ist grandios!