8. Juni 2013 - Ansprache zur Einführung von Hauptpastorin und Pröpstin Astrid Kleist
08. Juni 2013
Liebe Festgemeinde, liebe Astrid!
Endlich. Großgeschrieben: ENDLICH. Endlich ist sie da. Die neue HP, wie sie die Jacobiten freundlich nennen. Und die Pröpstin natürlich auch, komplett sind sie jetzt – endlich. Nach über 1 ½ Jahren Vakanz. Seit acht Tagen ist sie so was von da! Denn, liebe Astrid, wenn Menschen, die dich noch nicht kennen sollten, etwas von Anfang an spüren, ist es deine Präsenz. Du bist nicht nur anwesend, sondern ganz und gar da. Mit deinen Gedanken. Gefühlen. Deinem Glauben. Und vor allem: Deinen Worten. Wunderschönen Worten übrigens. Man möchte da immer einen Augenblick länger hinterher hören – und muss aufpassen, nicht die nächste Schönheit zu verpassen. So ein Bild wie „Gottes Grünkraft“ etwa. Oder die Vorstellung, dass die Pastorin in ihrem Beruf so etwas ist wie eine Reiseleiterin – die mitgeht in Gedankengebäude und durch Lebenslandschaften. Dabei können für dich Musik, Kunst, Natur, können die „menschlichen wie himmlischen Körper durchlässig und gleichnishaft sein für das, was uns der Glaube sehen hilft“. So ein Zitat von Kleist, Astrid Kleist.
Du hast ein Faible für Sprache. Klare Sprache, die herzensnah ist, anpackend und sensibel – so wie du selbst. Dass am Anfang das Wort war, dass Glaube und Sprache einander brauchen, um die Liebe Gottes zu erden – diese Theologie des Wortes bekommt bei dir eine besondere Note. Note im wahrsten Sinne. Denn Gottes Wort – wir hörten es – hat vielerlei Gestalt. Musik. Psalter. Kunst. Gespräch. Das Wunder eines Blattwerks. Überhaupt für dich die Wunder des Alltags und der Natur. Wenn da gerade jetzt eine Hummel um die Ecke fegt und nach allen Gesetzen der Aerodynamik gar nicht fliegen könnte, so dick und pusselig wie sie ist mit ihren kleinen Flügeln. Und bei der du sicherlich so etwas sagen würdest wie: Zum Glück weiß die Hummel nicht, dass sie nicht fliegen kann…
Wir können uns auf überraschende Entdeckungen freuen. Denn du bist, wie wir seit deiner Wahl im Februar nun alle wissen, eine Um die Ecke-Guckerin – und -Denkerin. Wahrscheinlich – lasse ich deine Vita auf mich wirken – immer schon. Immer eine, die wusste, was sie wollte – und das ließ sich durchaus auch mal ändern. Da war zielbewusste Geradlinigkeit und zugleich innere Weite. Standpunkt und Bewegung. Witz und vor allem Neugierde, wohl schon von Kind an: Hinter dieser Ecke, dort im Verborgenen könnte womöglich noch etwas sein, was auch zum Leben gehört und gesehen werden will. Um gewürdigt, getröstet, geachtet zu werden. Oder bestaunt. Es mag ja sein, dass es gerade dieser Umweg ist, der zum Weg des Lebens wird? Und so passt, finde ich, die Losung des heutigen Tages, so wunderbar zu dir und deiner Einführung: Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir. (Psalm 143,8)
Es verlangte dich nach Geist. Durchdringung. Erkenntnis. Einleuchtende Sprache. Während des Studiums in Hamburg, Bethel, Berlin, Bochum. Und prompt brachte all dies die Idee, Lehrerin zu werden, nach 2 Semestern um die Ecke… Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll, denn mich verlangt nach dir. Nun denn: eben nach Theologie mit Leidenschaft. Um Seelsorgerin und Pastorin zu werden mit Empathie und Überzeugungskraft. Doch – halt – da gab es vorher wieder einen Umwegweg: ein Jahr bei der Presse-und Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises Alt-Hamburg mit dem besonderen Blick in das innere Blattwerk eines Kirchenkreises. Mit Verwaltung. Struktur. Geistlicher Leitungsleidenschaft. Dann Vikariat in Horn, von dem aus du schon um etliche Ecken deiner jetzigen Propstei geschaut – und schließlich 10 Jahre in St. Simeon Alt-Osdorf als Gemeindepastorin, die nach schwerem Beginn enorm viel aufgebaut hat. Deshalb dort so heiß geliebt und ungern gelassen – danke an alle Osdorfer, die Sie dennoch gekommen sind…
Und nun bist du hier. Ganz und gar. Mit der ganzen emotionalen Wucht des Abschieds und mehr noch des Anfangs. Vielleicht hilft dabei dieses Signal, das ich allerorten höre: Alle freuen sich auf dich. Die Jacobiten, die PröpstekollegInnen, der Kirchenkreisrat, die Mitarbeitenden im Kirchenkreis. Die Bischöfin natürlich. Und alle, die wir hier sind, wünschen dir Gottes reichen Segen. Kraft. Klarheit. So vieles ist da, was hinter den Ecken zu entdecken ist. Hier in dieser wundervollen Kirche ganz wörtlich, so vieles, was hier gebaut, in der Propstei begleitet, im Kirchenkreis geplant werden will. Und bei allem Respekt vor den zwei Seiten dieses einen Amtes – es ist doch dies etwas enorm Verbindendes, dass alle gemeinsam gern mal um die Ecke gucken, um den Horizont zu weiten. Die sagen: Tu uns kund den Weg, den wir gehen sollen. Denn uns verlangt nach dir…
Apropos gemeinsamer Weg. Erlauben Sie mir dazu, liebe Festgemeinde, eine notwendige Schlusskadenz. Ins Klingen gebracht durch Achim Lippke, der zwecks Vorbereitung auf heute in seiner freundlichen Art schrieb: „Liebe Mitglieder des KKR! Wie gewohnt sammeln wir uns vor dem Gottesdienst und ziehen in üblicher performance ein…“ Tja, mit Beginn dieser Amtszeit endet, lieber Kirchenkreis-Hamburg-Ost, so Gott will, die Zeit der Einführungen und Verabschiedungen. Kaum noch Feiern in Sicht, fürchte ich. Umso wichtiger, ausdrücklich einen Dank auszusprechen an all die, die die Zwischenzeiten der letzten Jahre überbrückt haben: liebe PröpstInnen, die all die Feiern vorbereitet, lieber Achim Lippke und Team, die all die Provisorien angepackt haben, liebe Gemeinde zu St. Jacobi, die tapfer durchgehalten haben, lieber KGR zu St. Jacobi, lieber Rainer Biskup. Danke euch allen. Und erlaubt mir heute einmal einen zu nennen, der just als er frisch und neu hier war, mit Unterstützung, klar, aber doch auch mit großer persönlicher Kraft und Einsatz die Vakanz hier in St. Jacobi gewuppt: Danke, Pastor Patrick Klein.
Ich wünsche nun vor allem dir liebe Astrid, einen verheißungsvollen Weg, der viele Landschaften und Horizonte öffnet. So dass dir auch nicht ein Traum verloren gehe und kein gutes Wort – dazu segne dich Gott. Er tut dir kund den Weg, den du gehen sollst. Auch und gerade jetzt. Denn er weiß: dich verlangt nach ihm. Amen.