„Alle an einem Tisch“ – Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt würdigt Engagement für Zusammenhalt und gelebte Nächstenliebe
01. November 2025
Beim Reformationsempfang der Nordkirche im Doberaner Münster würdigte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt das diakonische Engagement der „Suppenküche Bad Doberan“. Ministerpräsidentin Schwesig betonte die Bedeutung kirchlicher Arbeit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Unter dem Motto „Alle an einem Tisch – Austausch wagen, Teilhabe ermöglichen, Zusammenhalt fördern“ hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) am Reformationstag (31. Oktober) zu ihrem traditionellen Reformationsempfang ins Doberaner Münster eingeladen. Während des Abends wurde vor 150 Gästen die Bugenhagenmedaille der Nordkirche an Barbara Niehaus, die Leiterin der „Suppenküche Bad Doberan“, verliehen.
„Austausch wagen, Teilhabe ermöglichen, Zusammenhalt fördern“
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt würdigte die Preisträgerin und verband deren Engagement mit dem reformatorischen Auftrag der Kirche: „An Tischen wie in der Suppenküche in Bad Doberan wird spürbar, was es heißt, Nächstenliebe zu leben. Menschen begegnen einander über alle Unterschiede hinweg als Mitmenschen – sie teilen nicht nur Mahlzeiten, sondern auch Würde, Worte und Aufmerksamkeit. Solche Orte sind Zeichen der Hoffnung und der Stärke unserer Gesellschaft.“ Mit Blick auf den Reformationstag und die Debatte um seine mögliche Abschaffung als Feiertag sagte die Leitende Geistliche der Nordkirche: „Der Reformationstag erinnert uns daran, dass der Wert des Menschen nicht in Leistung oder Erfolg begründet ist, sondern in der Liebe Gottes. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Verunsicherung brauchen wir Tage der Besinnung, an denen erfahrbar wird: Unser Leben ist für Geld nicht zu haben. Deshalb bin ich dankbar, dass dieser Tag in Norddeutschland ein Feiertag ist – und bleiben wird.“ Die Landesbischöfin betonte zudem die Bedeutung des Mottos des Abends als theologisches und gesellschaftliches Programm: „‚Alle an einem Tisch‘ – das ist eine Einladung zu mehr Gerechtigkeit und Miteinander. Demokratie lebt davon, dass wir an einem Tisch bleiben, auch wenn das Gespräch schwierig wird. Wachsam, mutig und stark – und alles, was wir tun, geschehe in Liebe.“
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig: „Kirche ist unverzichtbare Partnerin für Demokratie und Zusammenhalt“
Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, gratulierte Barbara Niehaus zur Auszeichnung und hob die soziale Bedeutung kirchlichen Engagements hervor: „Die Suppenküche in Bad Doberan zeigt, wie wichtig die Kirche für den sozialen Zusammenhalt in unserem Land ist. Hier wird aus Glauben heraus gehandelt – mit Offenheit, Respekt und einer Haltung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.“ Sie dankte der Nordkirche für ihre enge Zusammenarbeit mit der Landesregierung: „Wir wissen, was wir an den Kirchen haben. Gemeinsam treten wir ein für Demokratie und Toleranz, gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus. Ich bin dankbar, dass Kirche und Staat hier Seite an Seite stehen.“ Manuela Schwesig betonte, dass das Motto „Alle an einem Tisch“ auch für das politische Miteinander gelte: „Wenn wir Respekt voreinander haben, können wir uns an einen Tisch setzen – auch wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Das ist das Fundament einer demokratischen und menschlichen Gesellschaft.“
Bischof Tilman Jeremias: „Gemeinsames Essen reißt Grenzen nieder“
Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias, erinnerte in seiner Ansprache an biblische Tischgemeinschaften: „Jesus verwandelte Menschen durch gemeinsames Essen. Seine Tischgemeinschaften waren Orte der Heilung und der Würde. Wer an einem Tisch sitzt, kommt ins Gespräch – wer zusammen kocht, rückt zusammen. Das erleben wir auch hier in Bad Doberan, Tag für Tag.“ Er würdigte Barbara Niehaus und ihr Team: „Sie leben die biblische Botschaft von der offenen Tafel. Bei Ihnen wird nicht sortiert – nicht nach Herkunft, Religion oder sozialem Status. Jede und jeder ist willkommen, und das ist gelebtes Evangelium.“
Barbara Niehaus: „Niemand bleibt außen vor“
Barbara Niehaus nahm die Ehrung stellvertretend für ihr Team entgegen: „Unsere Suppenküche soll ein Ort sein, an dem niemand außen vor bleibt – ganz gleich, mit welcher Geschichte, mit welcher Not oder Hoffnung jemand zu uns kommt. Wir teilen Mahlzeiten, aber vor allem teilen wir Leben.“ Die Präses der Landessynode, Anja Fährmann, betonte: „Man kann sich das Gottesreich als Suppenküche vorstellen – als Raum, in dem alle willkommen sind, ohne Bedingung, ohne Rangunterschiede. Genau solch einen Raum haben Sie, liebe Frau Niehaus, geschaffen. Sie leben und leiten ein Stück gelebtes Evangelium mitten im Alltag.“ Sie betonte die theologische Dimension des Engagements: „Die Bedingungslosigkeit unseres Angenommenseins ist unsere große Freiheit – die dürfen wir uns nicht nehmen lassen.“
Stadtpräsidentin Katy Hoffmeister: „Wir machen Gesellschaft.“
In ihrer Tischrede dankte die Stadtpräsidentin von Bad Doberan, Katy Hoffmeister, allen Engagierten der Suppenküche für ihren tatkräftigen Einsatz. Mit Blick auf das Motto des Reformationsempfangs sagte sie: „Wir machen Gesellschaft. Wir – das darf ich voller Stolz auf die Einwohnerinnen und Einwohner dieser Stadt, meiner Heimatstadt, sagen: Wir machen Gesellschaft.“ Katy Hoffmeister hob hervor, dass hier Menschen miteinander ins Gespräch kommen, die sich sonst kaum begegnen würden – und dass dieses Engagement beispielhaft dafürstehe, wie gelebte Nächstenliebe und gesellschaftlicher Zusammenhalt konkret Gestalt annehmen. „Die Gewissheit ist: Menschen können verändern, Menschen machen Gesellschaft!“, so die Stadtpräsidentin, und betonte: „Mein Wunsch an uns: Sehen wir diejenigen, die geben, die annehmen – und stärken wir sie! So machen wir Gesellschaft.“
Hintergrund
Der Reformationsempfang der Nordkirche findet jährlich am 31. Oktober statt und bringt Vertreter:innen aus Kirche, Politik, Kultur und Gesellschaft zusammen. Die Bugenhagenmedaille ist die höchste Auszeichnung der Nordkirche für ehrenamtliches Engagement. Sie wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich in herausragender Weise um Kirche und Gesellschaft verdient gemacht haben.
