Auf dem Hof und im Pastorat: Leben und Arbeit unter einem Dach
03. November 2016
Garding. Zu ihrer traditionellen jährlichen Begegnung haben sich Vertreterinnen und Vertreter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und des Schleswig-Holsteinischen Bauernverbandes in Garding (Nordfriesland) getroffen.
Unter dem Thema „Auf dem Hof und im Pastorat: Privates und Beruf(ung) unter einem Dach“ wurden in Impulsen und Diskussionen Arbeits- und Lebenskonzepte auf dem Hof und im Pastorat gegenüber gestellt mit dem Ziel, sich besser zu verstehen, wenn man sich besser kennt. Eingeladen hatten Bischof Gothart Magaard (Sprengel Schleswig und Holstein) und Bauernverbandspräsident Werner Schwarz, gekommen waren Pastorinnen und Pastoren aus der Region und zahlreiche Landwirte.
Die Bezeichnung „Beruf“ wurde ursprünglich bei Geistlichen verwendet, erklärte Bischof Magaard, denn ihnen war es vorbehalten, ein Berufungserlebnis zu haben und sich so dazu bestimmt zu fühlen, Priester, Nonne oder Missionar zu werden. Der Reformator Martin Luther kam hingegen nach intensivem Bibelstudium zu der Erkenntnis, dass die Arbeit des Priesters dem Dienst eines jeden Gemeindegliedes gleichgestellt sei. „Ein Landwirt kann sich also zu seinem Dienst ebenso berufen fühlen wie ein Lebensmittelhändler, eine Lehrerin oder ein Zimmermann“, so der Bischof. Doch nicht nur Arbeitslust sei im Alltag immer bestimmend, oft ginge auch ein Leiden an der Sache und an sich damit einher: leiden an verkrusteten Strukturen, an unerreichten Zielen, an schwierigen Rahmenbedingungen oder daran, sich in seinem Bemühen unverstanden zu fühlen. Oft sei auch die Unmöglichkeit, die vielbeschworene „Work-Life-Balance“ auszuloten, Ursache für Frust und Verzweiflung. In der Bibel stehe, dass Gott am siebten Schöpfungstage ruhte. Magaard: „Wir brauchen Raum, um uns an dem Erreichten zu freuen, aber auch die Vergebungszusage im Angesicht des Scheiterns zu hören. Wo dieser Raum nicht bleibt, wird unsere Gesellschaft gnaden-los. Fröhliche Christen werden ihren Beitrag dazu leisten, dass Arbeit und Ruhe in einem angemessenen Verhältnis stehen. Denn Arbeit nur um der Arbeit willen ist auch in Gottes Augen sinn-los.“
In einer sehr ehrlichen und freimütigen Diskussion arbeiteten Pastorenehepaar Goltz und Landwirtsehepaar Röhr Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Lebens im Pastorat und auf dem landwirtschaftlichen Betrieb heraus.
Von dieser Offenheit zeigte sich auch Bauernverbandspräsident Werner Schwarz beeindruckt: „Ich bedanke mich dafür, dass diese sehr persönlichen Fragen so offen und direkt beantwortet wurden.“ Einige Sichtweisen seien überraschend und neu gewesen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ute Volquardsen vom Verein landwirtschaftlicher Fachbildung.
Die Gespräche von Kirche und Landwirtschaft finden in Schleswig-Holstein seit mehreren Jahrzehnten statt; ursprünglich in Rendsburg, seit einigen Jahren jeweils am Ort des Landeserntedankfestes. Die Veranstaltung bietet Raum für Gedankenaustausch und Begegnung. Im Vordergrund steht das vertrauensbildende Gespräch.