Von Heimathäfen und Herbergen – Kirche und „Heimat“ in unserer Zeit

Bischof Magaard berichtet aus dem Sprengel Schleswig und Holstein

© Heike Bäcker/Nordkirche
Bischof Gothart Magaard berichtet vor der Synode
Bischof Gothart Magaard berichtet vor der Synode© Heike Bäcker/Nordkirche

01. März 2018 von Antje Wendt

Lübeck-Travemünde. Seinen Bericht vor der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) stellte Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein unter das Motto „Von Heimathäfen und Herbergen – Kirche und ‚Heimat‘ in unserer Zeit“.

Kirche in den ländlichen Räumen

In seinem Bericht ging Bischof Magaard auf die seit 2015 jährlich stattfindenden Landkirchenkonferenzen ein. Die Kirchengemeinden in den ländlich geprägten Regionen im Sprengel Schleswig und Holstein seien in besonderer Weise auch Orte des Gespräches und der Gemeinschaft. Die vom Gemeindedienst der Nordkirche, der Bischofskanzlei und dem Christian Jensen Kolleg organisierten Landkirchenkonferenzen brächten unterschiedliche Akteure miteinander ins Gespräch: „Meine Überzeugung ist, dass die Zukunft der ländlichen Räume das gemeinsame Handeln vieler erfordert. Dass wir uns austauschen und von den Erfahrungen anderer profitieren, sind wichtige Aspekte dieser Begegnungen.“

Im Hinblick auf die Gemeindearbeit vor Ort sagte der Bischof: „Heimathäfen und Herbergen in Stadt und Land benötigen Menschen, die vor Ort sind und Verantwortung übernehmen. Es ist ein starkes Pfund der Kirche, der Kirchengemeinden und der Dienste und Werke im Sprengel, dass so viele Menschen im Haupt- oder Ehrenamt diese Aufgaben wahrnehmen.“ Doch der Bischof verwies auch darauf, dass es nicht immer leicht sei, Pfarrstellen zu besetzen. Das gelte sowohl für städtische als auch ländliche Gemeinden: „Wir werden einander als Dienstgemeinschaft der Haupt-, Neben- und Ehrenamtlichen noch stärker brauchen als es manchem und mancher unter uns bisher deutlich ist.“

Kirche der Kinder, Familienbildungsstätten und diakonischen Beratungsstellen

Bischof Magaard würdigte das große Engagement in den evangelischen Kindertagesstätten, die Heimat und Herberge für die Jüngsten seien. „Im ganzen Bundesland kommen täglich 35.650 Kinder in die 608 Kindertagesstätten, wo sie von 7.313 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut und begleitet werden. Es geht uns darum, das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen.“ Gleiches gelte für die Arbeit in den Familienbildungsstätten und diakonischen Beratungsstellen: „Auch sie sind Heimathäfen, Orte der Vergewisserung, Herbergen im Lebensalltag.“ In diesem Zusammenhang verwies der Bischof auf die zunehmende Anzahl von Familien, die in prekären Verhältnissen leben. Er sagte: „Dieser Zustand ist für mich untragbar und ich hoffe, dass wir als Kirche dieser sozialen Verwerfung, der Kinderarmut mehr entgegensetzen. Dazu zählt unser öffentliches Wort, aber auch, dass das, was an den unterschiedlichen Orten geschieht, in Zukunft weiter finanziell gesichert und vernetzt werden muss.“

In derArbeit mit Migranten und Geflüchteten hätten sich viele gesellschaftliche Gruppen in den letzten Jahren dafür eingesetzt, Herbergen für Geflüchtete zu schaffen, das Nötigste zu organisieren und menschliche Beratung und Begegnung zu ermöglichen: „Aus der ‚Ersten Hilfe‘ des Jahres 2015 wurde eine auf Dauer und Nachhaltigkeit angelegte Integrationsarbeit.“ Viele Einrichtungen, Kirchengemeinden und Kirchenkreise des Sprengels leisteten qualifizierte und wegweisende Arbeit.

Im Hinblick auf das Thema Kirchenasyl betonte der Bischof, dass die Gewährung von Kirchenasyl in sehr verantwortlicher und gegenüber den Behörden transparenter Weise geschehe. Magaard sagte: „Kirchenasyl ist immer eine Einzelfallentscheidung. Kirchenasyl ist kein rechtsfreier Raum und kann geltendes Recht nicht außer Kraft setzen. Kirchenasyl ist ultima ratio. Kirchengemeinden treten für Menschen ein, denen durch eine Abschiebung Gefahren für Leib, Leben und Freiheit drohen. Ich danke daher den Menschen in Kirchengemeinden, die es auf sich nehmen, nach gründlicher Beratung und Abwägung Kirchenasyl zu gewähren.“

Mit Sorge erfüllten ihn Berichterstattungen über erste Strafanzeigen gegen Pastoren, deren Kirchengemeinden Kirchenasyl gewähren oder gewährt haben, auch, da diese Anzeigen offenbar politisch motiviert seien. Der Bischof erklärte: „Hier ist unsere Haltung als Kirche eindeutig: Wir lassen uns dadurch nicht einschüchtern und bieten den betroffenen Pastoren die nötige Unterstützung.“

Der Reformationstag als gesetzlicher Feiertag

Bischof Magaard beendete seinen Bericht mit einem Blick auf den Reformationstag als Feiertag. „Der Reformationstag bietet die Gelegenheit, uns die historischen und kulturellen Wurzeln unseres Zusammenlebens in Freiheit, Würde und Demokratie zu vergegenwärtigen und dabei auch zu fragen, welche Impulse wir heute für unsere Kirche und unsere Gesellschaft brauchen.“ Er wünsche sich, dass dieser Tag mit Lust, Neugier und Kreativität in den nächsten Jahren gestaltet werde.

In seinem Schlusswort ging Bischof Magaard noch einmal auf das Thema seines Berichtes ein und sagte: „Von Heimathäfen und Herbergen zu erzählen, bedeutet, von Vielfalt, von einem lebendigen Reichtum der Gemeinden, der Dienste und Werke, der Kirchenkreise zu erzählen. Und so ist auch mir dieser Sprengel in unserer Nordkirche eine Heimat. Ich danke allen, die sie mit Herz und Mund und Händen, mit Gebet und Gesang und Musik mitprägen.“

 

Datum
01.03.2018
Quelle
Pressestelle der Nordkirche
Von
Antje Wendt
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