Bischöfin Fehrs betont die Bedeutung des interreligiösen Miteinanders: „Gesellschaftliche Resilienz durch friedenstüchtige Verschiedenheit“
01. Dezember 2025
Beim traditionellen Adventsempfang der Nordkirche hob Bischöfin Fehrs die zentrale Bedeutung des interreligiösen Dialogs für die Gesamtgesellschaft hervor.
Hamburg. Am heutigen Montag (1. Dezember) fand zum 15. Mal unter Mitwirkung von Bischöfin Kirsten Fehrs der Adventsempfang der Nordkirche in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen statt. In ihrer Adventsansprache plädierte die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) sowie Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für einen bleibenden interreligiösen Dialog als Schlüssel zur Überwindung gesellschaftlicher Polarisierungen.
Religionen als Quelle der Gemeinschaft und des Friedens
In Hamburg sei in den vergangenen Jahrzehnten eine unglaubliche religiöse Vielfalt gewachsen, hier gebe es weit über 100 Religionsgemeinschaften. „Diese religiöse Vielfalt wird zum Segen, wenn wir sie gestalten. Wenn untereinander Verständigung wächst und Räume geschaffen werden, in denen Menschen sich begegnen können“, so die Bischöfin. Sie verwies unter anderem auf das Interreligiöse Forum Hamburg (IFH), das vor genau 25 Jahren gegründet wurde. „Was ist nicht alles daraus geworden: Der gemeinsame Religionsunterricht. Viele gegenseitige Besuche. Friedensgebete in unfriedlichen Zeiten, eine gemeinsame interreligiöse Reise nach Israel zu den Ursprüngen unserer Religionen und nicht zuletzt Stellungnahmen, wenn unsere Stadt sie brauchte, auch zum Trost – nach dem rechtsextremistischen Terroranschlag in Halle und dem in Hanau, nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, nach dem 7. Oktober 2023.“
Das gute Miteinander zeige: Frieden entsteht nicht, wenn Unterschiede verschwinden, sondern wenn Menschen mit und trotz ihrer Unterschiede Verantwortung füreinander übernehmen. „Dieser Dialog schafft keinen Einheitsglauben. Er schafft Gesprächsfähigkeit. Und damit legt er den Grundstein für gesellschaftliche Resilienz: Streitfähigkeit ohne Feindschaft. Und friedenstüchtige Verschiedenheit.“
Der Glaube muss sich im Miteinander bewähren
Die EKD-Ratsvorsitzende rief dazu auf, immer wieder entschlossen einem Missbrauch der Religionen entgegenzutreten. „Der Glaube muss sich bewähren im Miteinander – nicht im Überzeugen, sondern im Hören, vielleicht sogar Sich-Überzeugen lassen, im Mitfühlen, im Dienst an den Nächsten. Überall, wo das nicht geschieht, steht Religion in der Gefahr des Fanatismus und der Intoleranz.“ Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus, aber auch Angriffe auf Christinnen und Christen würden weltweit zunehmen. „Keine der Religionen allein kann den Frieden sichern. Doch gemeinsam schaffen sie ein Geflecht von Werten, das unsere Gesellschaft trägt.“
Die Hoffnung nicht preisgeben
„Advent ist keine Illusion, sondern ein Versprechen: Sieh, dein König kommt zu dir. Das Kind, das den Frieden bringt“, sagte die Bischöfin mit Blick auf die Bedeutung des beginnenden Advents als Zeit der Besinnung und Hoffnung. Sie spüre, wie wichtig sie gerade jetzt ist. Viele Menschen seien erschöpft von Krisen, von Konflikten, von der Härte öffentlicher Debatten. „Die Hoffnung bleibt – auf Frieden, auf Versöhnung, auf Menschlichkeit“, sagte die Bischöfin und unterstrich: „Wir entzünden Kerzen nicht, weil wir die Dunkelheit ausblenden, sondern weil wir ihr Widerstand leisten. Jede Flamme ist ein Zeichen: Die Hoffnung hat Zukunft.“
Hintergrund: Adventsempfang der Nordkirche
Zum Adventsempfang der Nordkirche laden traditionell Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt gemeinsam mit der Präses der Landessynode, Anja Fährmann, und Bischöfin Kirsten Fehrs in die Hauptkirche St. Katharinen ein. Grußworte wurden in diesem Jahr von Präses Anja Fährmann sowie von Pröpstin und Hauptpastorin Dr. Ulrike Murmann gesprochen.
Unter den rund 500 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften befanden sich Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Carola Veit, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Dr. Melanie Leonhard, Senatorin für Wirtschaft und Innovation, Dr. Andreas Dressel, Senator für Finanzen und Bezirke, Dr. Stefan Heße, Erzbischof des Erzbistums Hamburg, Fatih Yildiz, Vorsitzender der Schura Hamburg, Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB in Hamburg, Falk Schnabel, Hamburgs Polizeipräsident, Landeskommandeur Kurt Leonards und Hendrik Lünenborg, Intendant des Norddeutschen Rundfunks.
