Bischöfin Fehrs: „Kirchen haben dem Nationalismus und Militarismus abgeschworen“
08. Mai 2015
Hamburg. Die Kirchen in Deutschland haben nach Ansicht von Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), nachhaltige Lehren aus den beiden Weltkriegen gezogen. „Die Kirchen haben konsequent dem Nationalismus und dem Militarismus abgeschworen, dem auch sie zuvor zu großen Teilen verfallen waren“, sagte Bischöfin Fehrs am Sonntag (10. Mai) bei einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ der Bundesmarine in Hamburg. Sie hielt ihn gemeinsam mit dem katholischen Dompropst Franz-Peter Spiza.
Eine biblische Rechtfertigung von Nationalismus und Militarismus, wie sie vor 1945 an der Tagesordnung war, sei heutzutage nicht mehr denkbar. „Wir haben uns als Christinnen und Christen einzusetzen für Frieden und Gerechtigkeit. Krieg soll um Gottes Willen nicht sein und darf niemals religiös gerechtfertigt werden. Das war ein Lernprozess, den die ganze Gesellschaft durchmachen musste“, sagte die Bischöfin. Insofern sei auch die Bundeswehr dem Frieden und der Demokratie verpflichtet.
„Krieg darf niemals religiös gerechtfertigt werden“
Dabei gehöre es „zu den schweren Wirklichkeiten dieser Welt“, dass Soldaten und Soldatinnen auch weiterhin gebraucht würden. Als Beispiele nannte die Bischöfin den Schutz von Handelsschiffen vor Piratenüberfällen oder die Begleitung von Schiffen, die auf hoher See syrische Chemiewaffen unbrauchbar gemacht hätten. „Und nicht zuletzt ist es gut, dass sich die Bundesmarine jetzt auch an der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer beteiligt ¬ auch wenn ich das europäische Engagement dort nach wie vor für viel zu gering halte“, sagte die Bischöfin. Wichtig sei es, dass die Soldatinnen und Soldaten eingebunden blieben in die Diskussionen, aber auch in die Solidarität der Gesellschaft.
Zum ökumenischen Gottesdienst waren die Besatzung des Schiffes „Gorch Fock“ und die Besucher des 826. Hafengeburtstags eingeladen. Mitgestaltet haben den Gottesdienst Militärdekan Armin Wenzel vom Evangelischen Militärdekanat Kiel und Militärdekan Monsignore Rainer Schadt vom Katholischen Militärdekanat Kiel.