Gottesdienst der Landessynode

Bischöfin Fehrs: "Mit einem 'hörenden Herz' den Kulturwandel aktiv wollen"

Kanzelschmuck in der barocken St. Lorenz-Kirche in Travemünde
Kanzelschmuck in der barocken St. Lorenz-Kirche in Travemünde© Susanne Hübner, Nordkirche
Bischöfin Fehrs predigt im Synoden-Gottesdienst in der St. Lorenz-Kirche (Archivbild)
Bischöfin Fehrs predigt im Synoden-Gottesdienst in der St. Lorenz-Kirche (Archivbild)© S. Hübner, Nordkirche
Bischöfin Kirsten Fehrs beim Synodengottesdienst in der Kirche St. Lorenz
Bischöfin Kirsten Fehrs beim Synodengottesdienst in der Kirche St. Lorenz© Susanne Hübner, Nordkirche

25. September 2025 von Melanie Köhne

Mit einem feierlichen Gottesdienst wird die III. Landessynode der Nordkirche heute Abend (25.09.) den ersten Sitzungstag ihrer aktuellen Tagung beschließen. Im Mittelpunkt der Liturgie und der Predigt von Bischöfin Fehrs wird der heutige Sitzungsschwerpunkt, die Entwicklung eines Schutzkonzepts für die Synode, stehen.

Travemünde/Hamburg. Zum Abschluss des ersten Sitzungstages der III. Landessynode der Nordkirche betritt Bischöfin Kirsten Fehrs mit dem abendlichen Gottesdienst liturgisches und theologisches Neuland und nimmt den Sitzungsschwerpunkt des Tages, die Arbeit am Schutzkonzept der Landessynode, zentral in Liturgie und Predigt auf. Ziel des Gottesdienstes ist es, die Synodalen zu ermutigen und zu bestärken, sensibel zu werden, aufmerksam hinzuschauen sowie sich selbst und andere im Rahmen der synodalen Arbeit vor Übergriffen zu schützen. Bischöfin Fehrs hebt in ihrer Predigt hervor: „Unsere Kirche und exemplarisch unsere Synode soll ein sicherer Ort für alle sein. Dazu braucht es Regeln. Konzepte. Klar. Vor allem aber braucht es ein hörendes Herz, damit wir immer besser verstehen lernen, wie Macht missbraucht werden kann. Damit wir hören, bevor wir für andere sprechen. Damit wir sehen, was geschieht. Und unseren Augen und Ohren trauen. Damit wir uns trauen, zur Sprache zu bringen, wenn Unrecht geschieht.“

Das hörende Herz des König Salomo

Das biblische Bild des „hörenden Herzens“ steht metaphorisch für eine Kirche, die leidenssensibel ist, Verantwortung übernimmt und Menschen innerhalb wie außerhalb ihrer Strukturen schützt. Ein Bild, das nach Maßgabe der Bischöfin zur Leitplanke für kirchliches Handeln und die innere Haltung werden sollte. Sie ermutigt zum Aufbruch: „Hier in der Synode. Und in all den Bereichen, für die wir verantwortlich sind. Mit eben dieser inneren Haltung, den Kulturwandel aktiv zu wollen. Mit feinfühligem Blick auf unsere Sprache und unsere Machtstrukturen. Mit respektvollem Umgang miteinander. Mit angstfreier Atmosphäre, die alle ermutigt, sich zu beteiligen und zu sagen, wenn etwas nicht gut läuft und gegebenenfalls die Fachstellen mit einzubeziehen.“

Aufbruch nach den Lehren aus der ForuM-Studie

Es gehe darum, im synodalen Miteinander sowie in der kirchlichen und diakonischen Arbeit die Schuldgeschichte der evangelischen Kirche anzunehmen und daraus zu lernen. „Weil wir im Rückblick verstanden haben, was in unserer Kirche strukturell nicht gestimmt hat oder stimmt, so dass furchtbare Gewalt geschehen konnte. Gewalt, die Leben zerstört hat. Es zerreißt mein Herz jedes Mal, wenn ich von dem furchtbaren, lebenszersetzenden Leid der Betroffenen lese und höre“, so Bischöfin Fehrs.

Und sie macht noch einmal deutlich: „Dass wir alle konkret viel tun können, solches Leid zu verhindern, indem wir Hörende und Sehende werden, verdanken wir auch dem Mut der betroffenen Menschen, die sich trotz Scham und Ablehnung, trotz Angst und Zweifel an die Öffentlichkeit gewandt haben, um in Worte zu fassen, was ihnen und viel zu vielen anderen angetan wurde.“

Kulturwandel als gemeinsamer Weg

Das Ziel ist klar. Die Geländer für den Weg stehen: Die Schutzkonzept-Arbeit, die Arbeitsstelle Prävention, das Präventionsgesetz. „Nur gehen muss jede und jeder einzelne selbst – auch gegen äußere und innere Widerstände“, meint die Bischöfin. Entscheidend sei die Bereitschaft, eigene Vorurteile aufzufinden und verkrustete Strukturen aufzubrechen. Ihr Wunsch auf diesem Weg in ein neues Miteinander: „Ich möchte, dass unsere Kirche ein gutes Beispiel abgibt. Gut protestantisch, also nicht unfehlbar, aber eben konsequent und mutig auf dem Weg.“ Und wie einst Salomo sollten alle Kirchenmitarbeitenden Gott um ein hörendes Herz bitten. „Dass er für unseren Aufbruch Rückenwind gibt und seinen Segen.“

Hintergrund Schutzkonzept

In der Nordkirche gilt die Entwicklung von Schutzkonzepten als zentrales Element der Präventionsstrategie. Ein Schutzkonzept gibt nicht nur Orientierung innerhalb einer Kirchengemeinde, eines Gremiums oder einer Einrichtung und fördert die Handlungssicherheit, sondern legt Rechenschaft nach außen ab. Die Wirksamkeit von Schutzkonzepten ist in hohem Maße davon abhängig, wie sie durch die Menschen im Alltag und in der Berufspraxis tatsächlich gelebt werden.

So verschieden wie die Ausgangsbedingungen im Einzelfall für Schutzkonzepte sind, so vielfältig können sie ausfallen. Entscheidend ist, dass diese Vielfalt insgesamt einen Rahmen und eine gemeinsame Richtung hat, damit Prävention wirksam werden und bleiben kann. Der Begriff, der diesen Anspruch beschreiben soll, heißt „konzertierte Prävention“. Die Präventionsstrategie der Nordkirche kommt darin in Form von Richtlinien, Konzepten und Fortbildungen zur Umsetzung. Das ist vorrangige Aufgabe der Fachstelle Prävention der Nordkirche als Stabsstelle der Kirchenleitung.

Beteiligte am Gottesdienst

Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), predigt im Gottesdienst zur 2. Tagung der III. Landessynode am 25.09.2025 um 18:30 Uhr in der St. Lorenz-Kirche in Lübeck-Travemünde. Durch die Liturgie führt Pastor Dennis Pferdmenges.

Die musikalische Leitung hat Hans-Jürgen Wulf inne. Der Landeskirchenmusikdirektor spielt Orgel. Johanna Heesch spielt Cello. Der Synodenchor singt.

Die Kollekte ist bestimmt für Zornrot e.V., eine Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aller Geschlechter.

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