Landeserntedankfeste

Bischöfin Fehrs und Bischof von Maltzahn rufen Gesellschaft zum Teilen auf

Zum Erntedankfest ist der Altarraum mit Feldfrüchten und Blumen geschmückt - Ausdruck der Dankbarkeit für die Gaben der Erde und Gottes
Zum Erntedankfest ist der Altarraum mit Feldfrüchten und Blumen geschmückt - Ausdruck der Dankbarkeit für die Gaben der Erde und Gottes© epd-bild / Rainer Oettel

08. Oktober 2012 von Doreen Gliemann

Breitenfelde/Rühn/Hamburg. Bischöfin Kirsten Fehrs und Bischof Andreas von Maltzahn haben die Menschen in Norddeutschland dazu aufgerufen, mehr Verantwortung für die gerechte Verteilung von Lebensmitteln und das Gemeinwohl zu übernehmen. "Wir sehen über eine Milliarde hungernder Menschen und füllen zugleich unsere Mülltonnen jedes Jahr mit 82kg Lebensmitteln pro Kopf. Das dürfen wir nicht einfach so hinnehmen", mahnte Fehrs.

Sie predigte am Sonntag auf dem Landeserntedankfest für Schleswig-Holstein in Breitenfelde im Kreis Herzogtum Lauenburg.

Bischöfin Fehrs hatte bereits am Sonnabend in der Hamburger Hauptkirche St. Petri zur Dankbarkeit und zur Bereitschaft zum Teilen aufgerufen. Aus der Dankbarkeit, "wie gut es uns hier vor Ort geht", müsse der Wille zum Einsatz für Gerechtigkeit entstehen. "Wir können dafür sorgen, dass es auch anderen gutgeht", sagte sie. "Durch eine gute Ernte erlangen wir die demütige Erkenntnis, dass wir nicht allein aus uns heraus leben und dankbar sein dürfen“, so die Bischöfin. „Erntezeit ist reiche Zeit. Auch heute – 2012. Gab es doch letztlich eine Ernte, die trotz der beunruhigenden Wetterkapriolen gut ausgefallen ist."

Erinnerung an die vielen Gesichter der Armut

Fehrs mahnte: "Gerade noch mal gut gegangen - so raunt es in vielen, die sich um die Klimaveränderung auf unserer Erde lang schon Sorgen machen. Und wir alle sehen sie ja, die Erntekatastrophen in anderen Ländern durch große Dürre oder Überschwemmungen. Wir sehen, dass zu viele Menschen auf dieser Erde zu wenig Land haben, zu wenig Brunnen und zu wenig Brot. Und so sind Erntedank und Klimaschutz in der Moderne enge Koalitionspartner geworden. Auch vor Ort." In ihrer Predigt appellierte die Bischöfin an die Gemeinde, sich den vielen Gesichter der Armut zu öffnen. "Wir sehen die Flüchtlingsnot an den Grenzen Europas und nicht enden wollende Kriege. Sie sind letztlich auch Folge einer eklatant ungerechten Verteilung der Güter in dieser Welt."

Von Maltzahn: Entscheidung nicht allein dem Spiel der Marktkräfte überlassen

Der Schweriner Bischof Andreas von Maltzahn betonte beim mecklenburg-vorpommerschen Landeserntedankfest, dass die Menschen guten Grund hätten, für die diesjährige Ernte dankbar zu sein. Zugleich verwies er auf bestehende Probleme wie die gestiegenen Futtermittelkosten, die die Existenz vieler Landwirte bedrohten. "Solange unser Kaufverhalten vor allem nach dem Billigsten verlangt und nicht nach der Qualität der Lebensmittel fragt, werden es die Landwirte schwer haben", sagte von Maltzahn. Es stelle sich daher die Frage, was ein gerechter Preis für einen Liter Milch, einen Laib Brot oder einen Zentner Kartoffeln sei. "Wir dürfen die Entscheidung darüber nicht allein dem Spiel der Marktkräfte überlassen", so der Bischof. "Ich plädiere dafür, vor einer Mahlzeit innezuhalten, einen Moment dankbar sein für die Güte Gottes und die Arbeit der Landwirte." Dies könne helfen, "unsere Lebensmittel wieder stärker achten und schätzen zu lernen."

"Ohne gerechtere Verhältnisse verlieren wir unsere Menschlichkeit"

Zugleich sollten die Gesellschaft angesichts der Überfülle in den Regalen nicht vergessen, etwas gegen den Hunger in der Welt zu tun. „Wenn wir uns nicht um gerechtere Verhältnisse bemühen, dann verlieren wir unsere Menschlichkeit“, so Andreas von Maltzahn. Der Bischof forderte eine neue Reformbewegung in der Gesellschaft, in der Menschen stärker Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen, in dem sie leben – „für ihren Ort, für ihre Region, für das, was ihre Vorfahren hinterließen und was ihren Kindeskindern einst Heimat sein und Leben ermöglichen soll“. Ein Beispiel dafür sei der Klosterverein in Rühn, der sich mit viel Mut und Hoffnung gegen den Verfall der einst von Zisterzienserinnen gegründeten Anlage gestemmt habe.

Landesvertreter und Verbände

Im Anschluss an die beiden Landeserntedankgottesdienste hielten Vertreter der beiden Bundesländer und verschiedener Landesverbände Grußworte. So sprachen in Breitenfelde der schleswig-holsteinische Landtagspräsident Klaus Schlie und Innenminister Andreas Breitner sowie Bauernverbandspräsident Werner Schwarz. Danach feierten einige tausend Menschen das Erntedankfest. In Rühn richteten der mecklenburg-vorpommersche Ministerpräsident Erwin Sellering und Landwirtschaftsminister Till Backhaus Grußworte an die Festgemeinde.

Erntedank: Zusammenhang von Mensch, Natur und Gott

Mit dem Erntedankfest erinnern Christen an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur. Gott für die Ernte zu danken, gehörte zu allen Zeiten zu den religiösen Grundbedürfnissen. Termin für Erntedank ist in der Regel der erste Sonntag im Oktober. Mit der Bitte des Vaterunsers "unser tägliches Brot gib uns heute" wird oft auch an die katastrophale Ernährungssituation in armen Ländern erinnert.

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