Gedenkveranstaltung für die ermordeten Kinder vom Bullenhuser Damm

Bischöfin Kirsten Fehrs: „Erzählt es Euren Kindern“

19. April 2016 von Susanne Gerbsch

Hamburg. 70 Jahre lang lebte die 85-jährige Grete Hamburg in dem Glauben, ihr Bruder Walter sei als Kind bei einem Todesmarsch von Auschwitz ums Leben gekommen. Grete Hamburg, geborene Jungleib, überlebte als Jugendliche die Shoa und lebt heute nahe Tel Aviv.

Im Juli 2015 erfuhr sie, wie ihr Bruder Walter 1945 tatsächlich ums Leben kam: ermordet in Hamburg, in der Schule am Bullenhuser Damm. Dort wurde er kurz vor Kriegsende nach monatelangen grausamen medizinischen Experimenten mit 19 anderen Kindern und 28 Erwachsenen erhängt.

Als letztes der 20 Kinder vom Bullenhuser Damm wurde die Identität von Walter Jungleib erst im vergangenen Jahr geklärt. Zuvor war nur der Name ‚W. Junglieb‘ bekannt gewesen.

Bella Reichenbaum, Angehörige eines ebenfalls ermordeten Kindes vom Bullenhuser Damm reist seit Jahren aus Israel (Haifa) zur Gedenkfeier am 20. April nach Hamburg. Sie recherchierte so lange, bis sie im vergangenen Jahr auf einer Deportationsliste neben Namen eigener Angehöriger auch die zweier Frauen namens Jungleib entdeckte. So fand sie die Schwester Walter Jungleibs, die morgen (Mittwoch, 20. April) in Hamburg-Schnelsen erwartet wird.

Am Jahrestag der Hinrichtung begeben sich in Schnelsen traditionell die vierten Klassen der drei Grundschulen Anna-Susanna-Stieg, Rönnkamp und Frohmestraße in einem Sternmarsch zum Roman-Zeller-Platz. Roman Zeller war ein weiteres der 20 Kinder, die aus Polen, Italien, Frankreich, den Niederlanden und der Tschechoslowakei nach Ausschwitz deportiert und dann in die Außenstelle des KZ Neuengamme in Hamburg gebracht wurden. Um 11 Uhr wird die bisherige „Jungliebstraße“ in Walter-Jungleib-Straße umbenannt. Grete Hamburg wird bei der offiziellen Feier (Walter-Jungleib-Str.1) anwesend sein. Beteiligt sind neben der evangelischen Kirchengemeinde Schnelsen die Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm, die KZ-Gedenkstätte Neuengamme sowie das Bezirksamt Hamburg-Eimsbüttel.

Die vierten Klassen der Grundschulen werden sich in einem Sternmarsch zur gemeinsamen Gedenkveranstaltung um 12 Uhr auf dem Roman-Zeller-Platz begeben. Dort werden sie am morgigen Mittwoch von Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), am Mahnmal begrüßt.

Bischöfin Fehrs setzt damit ein Zeichen gegen das Vergessen: „Sieben Jahrzehnte hat es gedauert, bis der Name des vorletzten Kindes vom Bullenhuser Damm recherchiert werden konnte. Nur über eine aus dem Gebäude geschmuggelte Liste wissen wir überhaupt von den Gräueltaten, die die Nazis durch die Morde vertuschen wollten. Und das zeigt, dass man schon mutig ist, wenn man laut das Unrecht benennt und sagt, was nicht stimmt.“ Die Bischöfin betont das Motto der Gedenkwoche, das die Kirchengemeinde Schnelsen dieses Jahr gewählt hat: „Erzählt es Euren Kindern.“ Erinnern, nicht vergessen – das ist heute wichtiger denn je. Schon in der Bibel heißt es dazu: „Davon erzählt euren Kindern, und eure Kinder sollen es ihren Kindern weitersagen und deren Kinder einer späteren Generation.“

71 Jahre nach den Gräueltaten in einem Hamburger Schulgebäude, setzen Schülerinnen und Schüler ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Hass. Ich lade Sie alle dazu ein, sich dem anzuschließen, um den Angehörigen die Hand entgegenzustrecken für Versöhnung und Solidarität.“

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