Buß- und Bettag

Bischöfin Kirsten Fehrs ruft „Tag der Gewissensschärfung“ aus

Feiertage ermöglichen der Gesellschaft innezuhalten und eigenes Handeln zu prüfen, so Bischöfin Fehrs.
Feiertage ermöglichen der Gesellschaft innezuhalten und eigenes Handeln zu prüfen, so Bischöfin Fehrs.© Marcelo Hernandez

18. November 2025 von Melanie Köhne

Zum bevorstehenden Buß- und Bettag (19. November) ruft Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dazu auf, den Feiertag bewusst als „Tag der Gewissensschärfung“ zu nutzen.

Hamburg / Hannover. „Der Buß- und Bettag erinnert uns daran, dass Frieden nicht nur eine politische Aufgabe ist“, erklärt die Bischöfin. „Er beginnt in uns selbst – in der Art, wie wir urteilen, wie wir miteinander umgehen und wie wir Verantwortung übernehmen.“ Mit Blick auf die neu erschienene Friedensdenkschrift der EKD betonte sie, dass persönliches Gewissen und gesellschaftliche Verantwortung untrennbar miteinander verbunden seien. „Innerer Frieden bildet die Grundlage für äußeren Frieden. Er entsteht dort, wo Menschen Konflikte bewusst wahrnehmen, Schuld anerkennen und nach Wegen der Versöhnung suchen.“

Buß- und Bettag als Chance, eigenes Handeln zu prüfen

Die neue Denkschrift der EKD „Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick“, die sich als ethischer Kompass versteht, hebt hervor, dass Jesus für Gewaltverzicht eingetreten ist. Gleichzeitig müssten Menschen, deren Leben bedroht ist, vor Gewalt geschützt werden. „Jeder Konflikt, im Großen wie im Kleinen, führt zu Schuldverstrickungen, denen niemand ganz entkommen kann“, sagt die Ratsvorsitzende. Der Buß- und Bettag biete deshalb eine wichtige Chance, eigenes Handeln zu prüfen und für Frieden zu beten.

Bedeutung „gesellschaftlicher Atempausen“

Mit Blick auf wiederkehrende Debatten über die Abschaffung gesetzlicher Feiertage unterstreicht die Ratsvorsitzende deren Bedeutung als „gesellschaftliche Atempausen“. „Unsere Gesellschaft braucht Orte und Zeiten, an denen wir zur Ruhe kommen und uns fragen können: In welcher Welt wollen wir leben und welchen Beitrag leisten wir selbst?“ Gemeinsame Feiertage ermöglichen genau dieses Innehalten und schafften einen Rahmen, in dem Gewissen geschärft und Verantwortlichkeiten bewusst wahrgenommen werden könnten.

Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts

„Die Fähigkeit zur Selbstkritik ist eine Stärke, keine Schwäche. Sie eröffnet die Möglichkeit zur Veränderung und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so Bischöfin Fehrs. Auch dieser komme einer leistungsstarken Volkswirtschaftzugute. Demgegenüber habe die Streichung des Buß- und Bettages als arbeitsfreier Feiertag nachweisbar keine anhaltenden ökonomischen Vorteile erbracht.

Hintergrund: Buß- und Bettag

Der protestantische Buß- und Bettag, erstmals 1532 in Straßburg offiziell eingeführt, wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer Sachsen als arbeitsfreier gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen. Der Bußtag hat jedoch seinen festen Platz im kirchlichen Festkalender behalten und bleibt vielen Menschen wichtig.

Weitere Informationen unter www.ekd.de/busstag.

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