Ein starkes Kapitel göttlicher Pädagogik

Bischof Tilman Jeremias predigt im Rostocker Universitätsgottesdienst

Bischof Tilman Jeremias
Bischof Tilman Jeremias© Macelo Hernandez / Nordkirche

27. Januar 2020 von Annette Klinkhardt

Rostock. Unter dem Titel „Ohne Ansehen der Person“ predigte Bischof Tilman Jeremias gestern Abend (26. Januar) im Universitätsgottesdienst in Rostock. Universitätsorganist Thomas König begleitete den Gottesdienst in der gotischen Klosterkirche „Zum Heiligen Kreuz“ musikalisch. Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) fragte in seiner Predigt nach den Zugangsvoraussetzungen dafür, zu Gott zu gehören.

Im Mittelpunkt stand dabei eine Episode aus der biblischen Apostelgeschichte (Kapitel 10). Darin geht es laut Jeremias um die Frage: „Kann jemand Christin oder Christ werden, ohne Jüdin oder Jude zu sein? Gehört der Grundbestand der jüdischen Reinheitsvorschriften, der Kaschrut, auch in das christliche Stammbuch?“ Der Bischof bezeichnete die Auseinandersetzungen um diese Fragen als „größten Streitpunkt der Christenheit im ersten Jahrhundert“.

In der Apostelgeschichte ist es Petrus, der eine göttliche Vision hat und daraufhin in der Begegnung mit dem römischen Hauptmann Kornelius die Grundfesten seines Glaubens revidieren muss. Eine Stimme sagt in der Vision zu ihm – bezogen auf die jüdischen Speisegesetze: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht unrein“ (Apostelgeschichte 10, Vers 15).

Lernen ist Aufbruch ins Ungewisse

„Ein starkes Kapitel göttlicher Pädagogik“, nannte Jeremias dies in seiner Predigt. Er fasste zusammen: „Petrus, der Fels, auf dem die Kirche gegründet steht, der Urapostel und wichtigste Jünger Jesu, muss auf die Schulbank. Lernen, so hat er einzusehen, bedeutet immer den Abschied von althergebrachten, liebgewonnenen Einstellungen und Verhaltensweisen. Lernen bedeutet einen Aufbruch ins Ungewisse.“

Das Ringen der ersten Christen darum, wer zur christlichen Gemeinde gehören darf, scheine für uns heute zwar „weit weg“, so der Bischof. Doch auch wir müssten uns der Herausforderung durch den römischen Hauptmann Kornelius stellen. „Die Korneliusfrage lautet: Kannst du in jedem anderen Menschen Gottes geliebtes Geschöpf erkennen, gerade auch in dem, der dir Mühe macht, der in deinen Augen abwegige Positionen vertritt, der einem so anderen Milieu angehört, so anders lebt? Wie weit vermagst du es und wie weit vermag es deine Kirche, sich zu öffnen für die Menschen, die ohne Glauben aufgewachsen sind, für die sozial Prekären, für Musliminnen und Muslime?“, fragte Jeremias.

Zu handeln „ohne Ansehen der Person“, wie er seine Predigt überschrieben hatte, berge einen „hohen ethischen Anspruch“.

Revolutionäre Jesusnachfolge

Der Bischof sagte weiter: „Seinem Gegenüber zu begegnen, ohne ihn oder sie gleich in eine Schublade zu stecken, was Status angeht, Bildung, soziale Stellung, Erfolg, Schönheit, Reichtum – das wäre nichts weniger als revolutionär, revolutionäre Jesusnachfolge. Jesus ging, wohin er kam, zunächst zielstrebig zu den vermeintlich Unreinen, zu den Betrügern und Prostituierten, zu den Leprakranken und seelisch Belasteten. Er aß mit ihnen, so wie Petrus mit Kornelius. Und machte damit eindeutig klar, dass die Liebe Gottes nicht Halt macht an menschengemachten Ausgrenzungsmustern. Jedes Volk ist ihm angenehm, jeder Mensch aus seiner Liebe geboren. Da haben auch wir noch viel zu lernen, so wie einst Petrus.“

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