Bischof von Maltzahn: Das Leben lässt sich nicht vertagen - es braucht seine Zeit
29. Oktober 2012
Rostock. Bischof Andreas von Maltzahn hat sich am Sonntag bei einem Uhrengottesdienst in der St. Marienkirche in Rostock für den freien Sonntag ausgesprochen. Mit Blick auf das dritte Gebot "Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebten sollst du ruhen" erklärte von Maltzahn, eine Gesellschaft werde krank, wenn sie die natürlichen Rhythmen gemeinsamen Aufatmens aufgebe. In Rostock wurde am Wochenende die über 500 Jahre alte astronomische Uhr der Marienkirche auf die Winterzeit umgestellt.
"Das Gemeinwesen braucht den gemeinsamen freien Tag." Sonntag sei kein Werktag. "Sonntag ist Feier-Tag", so von Maltzahn im Gottesdienst in der Marienkirche zum Abschluss eines Internationalen Symposiums zu mittelalterlichen Großuhren. Seelsorger und Supervisoren sollten deshalb zu heilsamen Unterbrechungen des Funktionierens ermuntern und an Rhythmen erinnern, die dem Mensch-Sein entsprechen.
Die spezifisch christliche Sicht der Zeit machte der Bischof am Begriff der Ewigkeit, der Wirklichkeit Gottes, fest. Ewigkeit meine etwas anderes als die Fortsetzung des Zeitstrahls ins Unendliche und unterscheide weniger zwischen Gegenwart und Zukunft. "Wer sein Lebens-Vertrauen auf Gott setzt, wer liebt, wer sich hingibt, der erfährt schon jetzt Ewigkeit und die Gegenwart Gottes."
Astronomische Uhr seit 500 Jahren mit Originalbauteilen
Anlass für das sechste internationale Großuhren-Symposium war der 540. Jahrestag eines Ablassbriefes, der in Ermangelung anderer Unterlagen als "Geburtsurkunde" der astronomischen Uhr in der Rostocker Marienkirche gilt. Am 26. Oktober 1472 erließ Bischof Werner von Schwerin 40-tägigen Ablass für diejenigen, die für die Fertigstellung der neuen Uhr in der Marienkirche spenden.
Die über 500 Jahre alte astronomische Uhr funktioniert seitdem noch mit Originalteilen aus der Erbauerzeit. Sie besitzt fünf Uhrwerke, von denen vier täglich und eines einmal pro Woche per Hand aufgezogen werden. Täglich zur Mittagszeit ziehen sechs Figuren an einem segnenden Christus vorbei, wobei der letzten, dem Verräter Judas, der Wiedereintritt ins Gehäuse verwehrt wird.
Zeitmesser ursprünglich nur bis 2017
Der etwa zwölf Meter hohe und etwa fünf Meter breite Zeitmesser war 1472 von dem Danziger Meister Hans Düringer konstruiert, 1643 grunderneuert und zuletzt 1977 restauriert worden. Die Daten des ursprünglich nur bis 2017 zählenden Kalenders sind vor drei Jahren durch eine neue Scheibe um 133 Jahre bis zum Jahr 2150 erweitert worden.