Weihnachtsgottesdienst in der JVA Waldeck

Bischof von Maltzahn: „Gott kommt zur Welt, wo man es am wenigstens erwartet“

Bischof Dr. Andreas von Maltzahn und Gefängnisseelsorger Martin Kühn (r.) feierten mit Gefangenen in der JVA zwei Weihnachtsgottesdienste
Bischof Dr. Andreas von Maltzahn und Gefängnisseelsorger Martin Kühn (r.) feierten mit Gefangenen in der JVA zwei Weihnachtsgottesdienste© Christian Meyer / Nordkirche

22. Dezember 2014 von Christian Meyer

Rostock/Waldeck. Weihnachten hinter Gittern: Zu zwei Gottesdiensten waren die Strafgefangenen in der JVA Waldeck bei Rostock bereits am 4. Advent eingeladen. In seiner Predigt vor insgesamt rund 60 Insassen sagte der Schweriner Bischof Andreas v. Maltzahn: „Gott kommt zur Welt, wo man es am wenigstens erwartet – mitten hinein in die Härten des Lebens. Er kommt zu denen, die es am wenigsten erwarten.“

Schwere Türen und Gitter vor den Fenstern trennen die mehr als 220 Gefangenen in der JVA-Waldeck von der Außenwelt. Männer, die draußen gescheitert sind, sitzen hier ein. Die Reihe ihrer Delikte ist lang und vielfältig. Besonders Weihnachten ist für die Insassen eine bedrückende Zeit. Der normale Gefängnisalltag ruht, es gibt wenig Abwechslung. Während der Festtage hinter Gittern ist die Einsamkeit besonders spürbar.

„Viele Gefangene ziehen sich zurück und signalisieren, dass sie in diesen Tagen in Ruhe gelassen werden möchten. Wir versuchen daher, eine entspannte Situation zu schaffen“, sagt Anstaltsleiter Frank Grotjohann. So gebe es Skat- und Dartturniere, es komme Entenkeule mit Rotkohl auf den Tisch und auch Süßigkeiten fehlten nicht, ergänzt der Psychologe, der seit 1993 im Strafvollzug tätig ist. Gemeinsam mit dem evangelischen Gefängnisseelsorger Martin Kühn und Vertretern des Anstaltsbeirates werde er am Heiligen Abend zudem gespendete Weihnachtspäckchen verteilen, als ein Zeichen wie es Pastor Kühn formuliert: Da ist jemand, der denkt an mich.

„Strafvollzug ist Arbeit mit Menschen. Es geht hier um die Ausgestaltung sicherer Lernfelder, damit straffällig Gewordene zurück ins gesellschaftliche Leben finden können“, sagt der JVA-Leiter, der auf die Gefängnisseelsorge „nicht verzichten möchte“. Deren ganzheitlicher Ansatz ergänze gut die Therapieangebote der insgesamt zwölf in der JVA tätigen Psychologen. Ein Zeichen für die gewachsene Akzeptanz des kirchlichen Engagements in Waldeck ist die im Aufbau befindliche Kapelle. Dort wo früher die Bücherei war, die umgezogen ist, hängt jetzt ein Kreuz an der Wand. „Das habe ich mal schnell getöpfert“, sagt J., der seit mehr als drei Jahrzehnten hinter Gittern sitzt. Schon in seiner Zeit in Bützow habe er den dortigen Gefängnisseelsorger unterstützt. Als im Gottesdienst in Waldeck die Kerzen am Adventskranz brennen und das erste Weihnachtslied „Macht hoch die Tür“ angestimmt wird, singt er leise mit. Und er freut sich, dass zwei Mitgefangene gemeinsam mit Pastor Kühn auch „Stille Nacht“ mit ihren Gitarren begleiten.

In seiner Predigt zur Weihnachtsgeschichte spricht Bischof v. Maltzahn davon, dass Gott zur Welt kommt, wo man es am wenigstens erwartet – „mitten hinein in die Härten des Lebens. Er kommt zu denen, die es am wenigsten erwarten“. Dies für möglich zu halten, sei vielleicht die größte Hürde – „noch höher als die Mauern eines Gefängnisses“. Wenn uns einer durchschaut, dann Gott, so der Bischof weiter. Und trotzdem gebe er uns nicht auf – „selbst da nicht, wo wir an uns selbst verzweifeln. Selbst da, wo wir selbst uns schon aufgegeben haben oder wo andere die Beziehung zu uns abbrechen, hat Gott Hoffnung für uns.“ Auch hinter Mauern und Stacheldraht gilt: Es  gibt Hoffnung und einen Weg, auf dem das Leben neu werden kann, so der Bischof und ermutigt, sich darauf einzulassen, Gott besser kennen zu lernen. Denn dann könne sich etwas entscheidend verändern.

Nach dem Gottesdienst sind alle zu Kaffee, Stollen und Weihnachtsgebäck eingeladen. Schnell entwickeln sich Gespräche untereinander und mit den Gästen. Offen erzählen J. und andere Gefangene warum sie einsitzen und, dass sie gerade dabei sind einen Schulabschluss oder eine Lehre nachzumachen. „Ganz persönliche Dinge besprechen wir im Einzelgespräch“, sagt Gefängnisseelsorger Martin Kühn, der derzeit alle Hände voll zu tun hat, so dass Gefangene auf einen Termin warten müssten. Grund: Die Stelle des katholischen Seelsorgers in der JVA sei seit Juni unbesetzt. Dennoch möchte Pastor Kühn im Januar die weitere Gestaltung der neuen Kapelle in Angriff neben. Ein filigraner Altar, eine Taufe und künstlerisch gestaltete Glasfenster schweben ihm vor. Kühn: „Alles soll der Künstler oder die Künstlerin mit interessierten Gefangenen zusammen überlegen. Die Holzteile können nach Möglichkeit sogar in den Werkstätten der JVA getischlert werden.“ Schön wäre es, wenn alles zum nächsten Weihnachtsgottesdienst fertig sei.

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