Bischofsvertreter: „Kirche darf sich nicht aus der Fläche zurückziehen“
03. Juni 2013
Breklum. Das Projekt „Metamorphosen – Landgemeinden im Wandel“ des Kirchlichen Gemeindedienstes der Nordkirche und des Christian Jensen Kollegs in Breklum ist am Sonnabend (1. Juni) in Breklum gestartet.
Gothart Magaard, Bischofsvertreter im Sprengel Schleswig und Holstein, mahnte in seinem Eröffnungsvortrag ein Umsetzungsdefizit der Kirche im Hinblick auf die Veränderungen in den ländlichen Regionen an. „Wir haben kein Analysedefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit“, so der Bischofsvertreter. Es sei eine verbesserte Bündelung und Ausführung von Ideen, Ansätzen und Lösungen nötig, damit sich die kirchliche Gemeindearbeit unter den Bedingungen einer alternden und abnehmenden Bevölkerung, unter den Bedingungen eines schnellen Strukturwandels und unter den Bedingungen eines zu erwartenden PastorInnenmangels in der Fläche sinnvoll ausrichten könne. Zwei Eckpunkte seien für ihn dabei entscheidend: „Es kann nicht sein, dass wir uns aus der Fläche zurückziehen. Es kann aber auch nicht sein, dass an allen Orten alles angeboten werden muss.“ Der Bischofsvertreter betonte, dass sich die Kirche stärker konzentrieren müsse, da alles an allen Orten anzubieten über die Kräfte der haupt- und ehrenamtlich engagierten Menschen gehe. Zugleich sollten sich die Kirchengemeinden „verbünden“. Magaard forderte: „Es muss vernünftige regionale Abmachungen darüber geben, welche Gemeinde welchen Schwerpunkt setzt.“ Zugleich betonte der Bischofsvertreter eine wachsende Bedeutung des Ehrenamtes. „Ehrenamtliche leisten selbstbewusst selbst verantwortet Gemeindearbeit als Ausdruck des Priestertums aller Getauften.“ Entsprechende Qualifizierungen für Verantwortliche in Landgemeinden müssten entwickelt werden. Als gelungene Beispiele nannte Magaard die Ausbildung zum Prädikantendienst und die Ausbildung zu Jugendgruppenleitern.
Des Weiteren forderte der Bischofsvertreter dazu auf, gemeinsam mit den Kommunen sowie anderen Vereinen, Organisationen und Einrichtungen zusammenzuarbeiten: „Als Kirche stehen wir mit unseren Problemen in den ländlichen Regionen nicht allein, sondern haben dieselben Probleme wie alle Gemeinschaftsinstitutionen auf dem Lande. Zugleich ist die Kirchengemeinde oft ein zentraler Bildungs- und Kulturfaktor und hat die Fähigkeit, Integration und Gemeinschaft in den Dörfern zu stiften.“ Diese Chance sollte unbedingt zum Wohle der ländlichen Räume genutzt werden.
Das Projekt „Metamorphosen – Landgemeinden im Wandel“ will die Kirche als zentrale Entwicklungsträgerin ländlicher Räume stärken. Schwerpunkt der Betrachtung sind die Kirchengemeinden im Sprengel Schleswig und Holstein, jedoch wird auch intensiv der Erfahrungsaustausch mit Kirchengemeinden der gesamten Nordkirche gesucht. Das Projekt „Metamorphosen“ nimmt die gegenwärtigen Prozesse, Initiativen, Impulse, Strategien in Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und ihren Einrichtungen auf. Ziel ist es, Strategien für gelingende und nachhaltige Prozesse kirchlichen Gestaltens und Handelns im ländlichen Raum weiter zu entwickeln. Dazu wurden am 1. Juni konkret mehrere Fachtagungen und begleitete Kooperationsprojekte verabredet. Die Leitung des Projektes liegt bei Pastorin Ulrike Brand-Seiß und Pastor Friedemann Magaard. Veranstalter sind der Gemeindedienst der Nordkirche (Hamburg) und das Christian Jensen Kolleg (Breklum). Der Prozess wird im Frühjahr 2014 abgeschlossen.