24. Dezember 2020, Heiligabend | Hamburg

Christvesper in der Hauptkirche St. Petri

24. Dezember 2020 von Kirsten Fehrs

Mit einer Predigt von Bischöfin Kirsten Fehrs

Frohe, gesegnete Weihnachten, liebe Gemeinde, hier und zu Hause am Livestream – das wünsche ich Ihnen von Herzen. Schön, dass Sie alle dabei sind! Hier wie dort. Und auch wenn wir einander nicht alle direkt sehen können, sind wir doch beisammen – so wichtig ist das in diesem Jahr!

„Vom Himmel hoch“ hörten wir´s eben engelsgleich. Ist das nicht wunderschön, in diese weihnachtliche Musik mal wieder eintauchen zu können? Zur Ruhe zu kommen, inmitten dieser pandemiegeplagten Welt, und den Engel hineinschweben zu hören in diese Trostherberge mit seiner guten Nachricht. Es tut so gut – dieser Hoffnungsklang: Mitten hinein in die verwundete und verunsicherte Menschenfamilie wird das Friedenskind geboren, ganz zart und klein, und es erfüllt mit Freud‘ und Wonne und Hoffnung und  Zukunft. Mitten hinein in das hoffnungsmüde und erschöpfte Herz kommt das Aufatmen: Lasst uns fröhlich sein!

Wohlgemerkt: nicht im Sinne des Weglachens schwerer Zeiten. Sondern indem wir neu sehen und erkennen, was Gott uns schenkt. Lasst uns die Blickrichtung ändern, wenigstens für eine kleine Zeit. Corona hat die Welt  schwer im Griff; heute aber, heute, darauf kommt es an, heute ist uns der Heiland geboren! Und der sagt: Fürchte dich nicht. Schau nicht wie gebannt auf die Gefahr, schau auf das Leben, das neu geborene, neu geschenkte, erhoffte, ersehnte, vermisste und endlich gefundene Leben. Leben, das beschienen wird von Stern und Engelslicht.

Leben im Hoffnungsleuchten, wir können es ja derzeit tatsächlich Rotgolden sehen über der Stadt. Auch weil schon immer die Weihnachtsbotschaft der Dunkelheit etwas entgegenzusetzen hatte. Vom Himmel hoch kommt das Licht, kommt Gott in unser Leben und überwindet all die unfreiwilligen Abstände, die die Welt kalt und die Herzen müde machen.

Wenn diese himmlisch-ewige Welt für einen Moment mehr zählt als alles andere – das ist Weihnachten! Wenn der Alltag Pause macht und dein Leben in neuem Glanz liegt. Weihnachten ist die Unterbrechung der Sorge. Jetzt doch erst recht!
Diesen Weihnachtsmoment, liebe Gemeinde, dieses tiefe innere Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, dieses Urvertrauen in die Hoffnung lassen wir uns doch bitte nicht nehmen.

Das ist schwer in diesem Jahr, ich weiß. Denn wir merken doch in diesen Tagen besonders, was fehlt und wen wir vermissen. Jetzt an Weihnachten, aber wer weiß, vielleicht auch für immer. Für viel zu viele Menschen gehört der Schmerz zu diesem Weihnachtsfest dazu. Weil jemand gestorben ist. Weil liebe Menschen ferngerückt sind. Weil Pläne und Hoffnungen sich zerschlagen haben. Weil schwerer Schaden entstanden ist, weit über das Wirtschaftliche hinaus. Weil Kräfte restlos aufgebraucht sind. Wir sind verwundbar und dünnhäutig nach diesem Jahr, was denn sonst. Die Menschen sehnen sich nach Nähe und Liebe und – ja, auch geliebten Gewohnheiten.

Und zugleich merke ich, wie wach und sensibel wir dafür geworden sind, was nicht mehr geht. Es darf und  es muss sich etwas ändern in dieser Gesellschaft – auch um deren Gesundheit willen. Deshalb: Verändern wir den Blick. Schauen wir auf den Stern, der uns neu ausrichten will. Zum Leben hin, zum „O du fröhliche, gnadenbringende Weihnachtszeit“.

Nach einem Jahr, das herausfordernder kaum hätte sein können, braucht es diesen anderen Klang. Das Trotzdem. Den geraden Rücken. Denn ja, Welt ging verloren, aber Christ ist geboren. Gott kam in diese verlorene Welt, weil er diese Welt geliebt hat und liebt, bis heute, mit uns und allen Völkern darin. Deshalb ist er so voller Sehnsucht nach uns heruntergekommen, ist genau wie wir Mensch: bangt und hofft, zittert und singt, befindet sich genau wie wir zwischen schwach sein und neu werden.

Und genau das ist das Erlösende in dieser unerlösten Welt: Gott setzt der Angst Liebe und Menschlichkeit entgegen. Ganz einfach. Das Weihnachtskind lässt uns neu erkennen, dass die Wahrheit über unser Leben in der Liebe liegt, die Gott uns schenkt und die wir einander schenken. Und das ist doch etwas ganz Zärtliches, liebe Gemeinde! Ein Gott, der bedürftig wird wie wir, der das Glück der Freundschaft und der Liebe kennt wie wir; der früh auf der Flucht ist wie so viele auf dieser Erde, und den das Leben aufs Kreuz legt wie andere auch. Nein, pure Machtlust, Stärke und das laute Wort haben noch niemanden gerettet.

Nein, es ist die Zärtlichkeit. Der genaue Blick. Das tröstende Wort. Die Musik. Mögen wir dieses Geheimnis der Heiligen Nacht auch über Weihnachten hinaus in unserem Herzen tragen und bewegen. Dass uns die Sehnsucht wach hält, nicht nur das Mögliche, sondern auch Unmögliches zu tun. Unsere Stimmen zu erheben, gegen Hass und Angst. Uns auch in Zukunft stark zu machen für Mut und Zuversicht, Versöhnung und Nächstenliebe. Ganz einfach: Darin wird das Hoffnungsleuchten Realität. Allemal wenn man den Engel hineinlässt und das Kind anschaut.

So wie eines unserer Hoffnungskinder, das hier in Hamburg im Osdorfer Born zu Hause ist. Es hat das schöne Lichtband über unsere Stadt mitten in seiner Wohnsiedlung an seiner kleinen Kirche zum Leuchten gebracht.

Keine Festbeleuchtung, sondern zartes Licht, das daran erinnert: Die Hoffnung kommt auch manchmal leise daher und zart – wie ein Kind. Und dann erzählt dieser neunjährige Niklas, was ihm Hoffnung gibt: Wenn jede Hamburgerin und jeder Hamburger jeden Tag einen guten Gedanken denken und eine gute Tat tun würde. In einer Woche wären das ja Millionen guter Gedanken und Taten, freut er sich. Damit wir uns nicht abfinden damit, dass Kinder leiden, Menschen trauern und so viele allein sind. Allein übrigens auch wie seine Großeltern jetzt in Russland. Und dann sagt er, dass wir Kraft dafür bekommen, wenn wir zu Gott beten. Der hört uns nämlich und schickt  immer einen Schutzengel, vom Himmel hoch – genau das glaubt Niklas. Und deshalb macht er ja überhaupt mit beim Hoffnungsleuchten und zündet das Licht an, damit der Engel uns alle finden kann!

Der Engel hat uns gefunden, liebe Weihnachtsgemeinde. Er singt und sagt: Fürchtet euch nicht. Denn heut – ja, heut ist uns der Heiland geboren! Folgen wir also dem Stern, der uns zur Krippe führt, damit wir erkennen: Menschenskind – so ein Hoffnungsleuchten! Es wird uns tragen, ich bin gewiss, auch durch die nächste Zeit. Mit seinem Frieden, höher als alle Vernunft, er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, die Hoffnung in Person. Amen

Datum
24.12.2020
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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