Landesbischof Ulrich: „Beispiel für Überwindung von Trennung und Hass“

„Chrysostomos“-Empfang der Nordkirche für orthodoxe Geistliche

Landesbischof Gerhard Ulrich
Landesbischof Gerhard Ulrich© Sönke Dwenger/Nordkirche

13. Oktober 2016 von Maren Warnecke

Hamburg. Landesbischof Gerhard Ulrich begrüßte heute (13. Oktober) im Namen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) die orthodoxen Geistlichen aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie Vertreter ihrer Gemeinden zu einem Empfang in der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg.

In seiner Ansprache hob Gerhard Ulrich die Stärke hervor, die aus der Vielfalt von Kirchen und Gemeinden entstehe. "Auf dem Grund der Apostel gebaut mit dem Eckstein Jesus Christus sind wir es uns selbst und der Welt gegenüber schuldig, ein Beispiel zu geben zur Überwindung von Trennung und Hass, von Misstrauen und Gewalt. Die brennende, sehnsuchtsgefüllte Welt hungert nach Frieden und Gewissheit."

Der Landesbischof verwies auf die "Götzen des '-ismus', die uns in ihren Bann ziehen und unsere Welt bedrohen: Militarismus, Nationalismus, Globalismus, ungesteuerter Kapitalismus". Die Enzyklika des "Heiligen und Großen Konzils", die feierliche Erklärung der orthodoxen Kirchen nach ihrer Zusammenkunft auf Kreta im Juni dieses Jahres, nenne diese Götzen beim Namen, so Ulrich weiter: "Gier, Neid, Egoismus, das unstillbare Verlangen nach mehr. Und auch die Gewalt, die im Namen Gottes ausgeübt wird, führt ihren dämonischen Feldzug an vielen Schauplätzen unserer Erde." Der Landesbischof zitierte die Botschaft des Konzils: "Das Öl des Glaubens muss genutzt werden, um die Wunden der anderen zu behandeln und zu heilen und nicht, um neue Feuer des Hasses zu schüren."

Landesbischof Ulrich: "Wir schulden Schutz, Begleitung, Integration"

Angesichts der Notlage von Flüchtlingen in den aktuellen Krisengebieten und in den Flüchtlingslagern, zu denen auch zahlreiche verfolgte Christen gehören, sagte der Landesbischof: "Wir schulden unseren Glaubensgeschwistern und allen Verfolgten die Gemeinschaft, die Erinnerung an Gott, der verheißt, dass er uns nicht lässt, nicht überlässt den Mächten des Todes. Wir schulden ihnen und allen die Haltung, die aus dem Glauben wächst, den Widerstand gegen Hass und Gewalt, die Unzufriedenheit mit der Welt, wie sie ist. Wir schulden ihnen und uns, dass wir von der Erlösung vom Bösen nicht nur beten, sondern für die Verheißung arbeiten. Wir schulden Schutz, Begleitung, Integration bei uns. Wenn die Welt diese Menschen vergisst: wir haben nicht die Freiheit des Vergessens oder Verdrängens!"

In diesem Sinne hätten die Kirchen des Nordens in den vergangenen Monaten viele Anstrengungen unternommen, erinnerte Gerhard Ulrich. Das Amt der Verkündigung dürfe nicht enden in den Flüchtlingslagern oder Erstaufnahmeeinrichtungen: "Wir sehen, wie Christen wegen ihres Glaubens auch dort, wo sie Zuflucht suchen, gepeinigt, bedrängt, in ihrer Würde verletzt werden an Leib und Seele. Ich bin dankbar den Vielen, die bei uns im Norden zusammen mit den Kommunen und den Ländern den Dialog suchen und führen, schützen und Obdach geben. Bin dankbar den Gemeinden, die sich öffnen, Raum geben und miteinander sich aufrichten vor Gott."

Prozess der interkulturellen Öffnung und Versöhnung

Die Ökumenebeauftragte der Nordkirche, Pastorin Annette Reimers-Avenarius, sagte im Vorfeld des Empfangs: "Besonders aus den Krisengebieten wie Syrien und Eritrea kommen viele Christinnen und Christen hierher und verstärken die bestehenden Gemeinden oder gründen neue. Viele Gemeinden suchen Räume für ihre Gottesdienste und kommen in evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden unter. Das ist eine große Chance und auch Herausforderung, den Reichtum, die Vielfalt und auch die Fremdheit anderer Glaubenstraditionen kennenzulernen. Es ist eine große Chance für einen Prozess der interkulturellen Öffnung und der Versöhnung."

Der "Chrysostomos-Empfang" der Nordkirche für orthodoxe Geistliche aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie Vertreter ihrer Gemeinden findet bereits zum sechsten Mal jeweils im Herbst statt. Er erinnert an den Kirchenvater Johannes Chrysostomos.


Hintergrund:
Die Mehrzahl der über 40 orthodoxen Gemeinden auf dem Gebiet der Nordkirche findet sich in Hamburg, Lübeck, Schwerin, Flensburg und Kiel. Ihr Spektrum reicht von Afrika über Europa bis Asien: Eine der größten Kirchen stellt die Russisch-Orthodoxe Kirche mit mehreren zehntausend Mitgliedern dar, die kleinste Glaubensgemeinschaft mit nur rund 300 bis 400 Gemeindemitgliedern bilden die Äthiopisch-Orthodoxen Christen. Zu den stark wachsenden Gemeinden zählen unter anderem die Rumänisch- und die Bulgarisch-Orthodoxen Gemeinden. Zu den orientalisch-orthodoxen Kirchen gehören viele syrisch-orthodoxe Christen, Kopten und Armenier, die aktuell besonders von den gewalttätigen Unruhen im Mittleren Osten betroffen sind.

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