Deutscher Nationalpreis für Leipziger Montagsdemonstrationen
11. März 2014
Hamburg/Leipzig. Der mit 60.000 Euro dotierte Deutsche Nationalpreis geht in diesem Jahr an die Leipziger Montagsdemonstrationen. Konkret geehrt werden die evangelischen Pfarrer Christian Führer (71) und Christoph Wonneberger (70) aus Leipzig, sowie der Bürgerrechtler Uwe Schwabe (52) und das von ihm gegründete "Archiv Bürgerbewegung Leipzig", teilte Dirk Reimers, geschäftsführender Vorstand der Stiftung in Hamburg mit. Die Preisträger erhalten jeweils 10.000 Euro, das Archiv 30.000 Euro. Die Auszeichnungen werden am 24. Juni in Berlin übergeben.
Ohne die Leipziger Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 hätte es die Maueröffnung nicht gegeben, sagte Richard Schröder, Vorstandsvorsitzender der Nationalstiftung. "Nicht am 9. November, sondern am 9. Oktober haben die Menschen Kopf und Kragen für die Freiheit riskiert." Schröder wird auch die Laudatio in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin halten.
Friedensgebete, Fürbitten für Verhaftete und Gesprächskreise für Ausreisewillige
Führer wurde 1980 Gemeindepfarrer der Nikolaikirche in Leipzig und organisierte dort Friedensgebete, Fürbitten für Verhaftete und Gesprächskreise für Ausreisewillige. Wonneberger war Gemeindepfarrer an der Leipziger Lukaskirche und koordinierte Anfang 1987 die Friedensgebete, aus denen sich die Montagsdemonstrationen entwickelten. Schwabe war aktiver Bürgerrechtler und stand auf Platz 1 der Verhaftungsliste der Leipziger Stasi. Das Archiv Bürgerbewegung wurde 1991 gegründet und sammelt Zeugnisse, Literatur, Fotos, Videos und Tonaufnahmen der Bürgerrechtsbewegung.
Mit dem Nationalpreis sollen 25 Jahre nach dem Mauerfall auch die rund 70.000 Teilnehmer der Montagsdemonstrationen geehrt werden, sagte Vorstand Reimers. Es werde heute oft vergessen, dass die DDR-Führung damals eine gewaltsame Niederschlagung der Proteste angekündigt hatte. Einen "charismatischen Anführer" habe es nicht gegeben. Die Bewegung sei "kampfbereit, aber gewaltfrei" gewesen. Die Erinnerung an die Demonstrationen seien heute nicht mehr so präsent, wie sie es sein sollten.
Montagsdemonstrationen "kampfbereit, aber gewaltfrei"
Die Auszeichnung sei auch eine große Ehre für die Stadt Leipzig, erklärte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Ohne das Engagement seiner Bürger wäre Leipzig heute eine ärmere Stadt.
Die Deutsche Nationalstiftung wurde 1993 auf Initiative von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) in Weimar gegründet. Weitere Mitbegründer sind Michael Otto, Hermann Josef Abs, Gerd Bucerius und Kurt A. Körber. Seit 1997 werden jährlich 50.000 oder 60.000 Euro Preisgeld an Menschen oder Organisationen vergeben, die sich um die Vereinigung Deutschlands und das Zusammenwachsen Deutschlands in Europa verdient gemacht haben.