Dietlind Glüer erhält Bugenhagen-Medaille
01. Februar 2013
Schwerin/Rostock. Die Rostockerin Dietlind Glüer erhält die Bugenhagen-Medaille der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). Die höchste Auszeichnung, die die Nordkirche zu vergeben hat, verleiht die Vorläufige Kirchenleitung, weil Dietlind Glüer „im besten Sinn des Wortes eine Frau einer Kirche im Dialog“ ist.
Die Ehrung wird der Schweriner Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Dr. Andreas von Maltzahn, am 17. Februar im Anschluss an den 10 Uhr-Gottesdienst in der Rostocker Marienkirche vornehme
Dietlind Glüer, Jahrgang 1937, ist seit dem Herbst 1989 weithin als „Mutter der Rostocker Demokratie“ bekannt. Sie war Mitbegründerin des Neuen Forums in der Hansestadt und gehörte zu den Besetzern der Stasi-Zentrale. Bereits als Gemeindehelferin in Güstrow und Rostock in den Jahren 1961 bis 1974 hat sie den Dialog gesucht und erprobt. Ein Beispiel ist ihre Aufbauarbeit seit 1967 in der von Plattenbauten geprägten Rostocker Südstadt. „Dies hatte Vorbildwirkung für die Gemeindearbeit in anderen Neubaugebieten in Mecklenburg“, sagt Bischof Dr. von Maltzahn rückblickend. Dem in jener Zeit postulierten Verbot von Kirchbauten sei sie gemeinsam mit dem späteren Landesbischof Heinrich Rathke kreativ begegnet, „indem sie einen Zirkuswagen als Gottesdienstraum nutzten und den staatlichen Einspruch wegen angeblich fehlender Baugenehmigung mutig zurückwiesen“.
Dietlind Glüer steht ebenso für eine politisch denkende und aktiv handelnde Kirche. In der DDR-Zeit, in der gemeindepädagogische Materialien begrenzt waren, regte sie zu Kreativität und Methodenvielfalt an. Dies galt zum einen auch für ihre spirituellen Angebote, die von vielen dankbar angenommen wurden. „In manchen Dingen, wie beispielsweise ihren Impulsen zur Einführung des Kinderabendmahls, war sie dabei ihrer Zeit voraus“, so Bischof von Maltzahn. Ihrer evangelischen Kirche sei Dietlind Glüer auch im Ruhestand eng verbunden, etwa als Praxis- und Gemeindeberaterin oder als Initiatorin der Rostocker Begegnungsstätte „Marientreff“.
Mit der Medaille hat zunächst die Hamburgische und später die Nordelbische Kirche seit 1959 das ehrenamtliche Engagement verdienstvoller Mitglieder ausgezeichnet. In diesem Jahr wird sie erstmals an vier Personen aus der gesamten Nordkirche verliehen, darunter an die Greifswalder Kirchenmusikerin Annelise Pflugbeil.