Digitale Communities sind "wertvolle Orte" für die Kirchen
01. November 2022
Kirchen wollen seit Jahren im digitalen Raum präsenter sein. Die Arbeit dort kann Menschen erreichen, die nicht in die Kirchengemeinden gehen, zeigt nun eine Studie. Doch für christliche Influencerinnen gibt es bislang wenig Unterstützung.
Digitale Communities helfen einer Studie zufolge bei der Kontaktpflege mit Kirchenmitgliedern und haben missionarisches Potenzial. Sie seien „wertvolle Orte“ für die Zukunft der Kirche, sagte der Sozialwissenschaftler Daniel Hörsch kürzlich bei einem Online-Pressegespräch zu einer Untersuchung der Followerschaft christlicher Influencer im sozialen Netzwerk Instagram.
Die Hamburger Pastorin Josephine Teske, die auch Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, sagte, digitale Gemeinschaften könnten analoge Gemeinden nicht ersetzen, aber sie seien ebenfalls „Orte der Verkündigung“. Das zeige die Studie und das bestätige auch ihre Erfahrung als christliche Influencerin. Teske hat auf ihrem Account „seligkeitsdinge_“ knapp 38.200 Followerinnen und Follower.
Die Studie online abrufbar unter www.ekd.de/digitale-communities
Die Erhebung zeigt demnach, dass die untersuchten Follower mehrheitlich der Generation junger Erwachsener zwischen 20 und 39 Jahren (58,4 Prozent) angehören und meist weiblich (85 Prozent) sind. Bei christlichen Influencern finde man offensichtlich die Zielgruppe, die sonst schmerzlich im Präsentisch-Analogen vermisst werde, sagte Hörsch.
"Gruppe hochverbundener Gläubiger"
85,5 Prozent der Followerinnen und Follower sind den Angaben zufolge Kirchenmitglied, mehr als zwei Drittel haben auch Kontakt zu einer Kirchengemeinde. Mehr als 90 Prozent gaben an, religiös zu sein. Insgesamt habe man es mit einer Gruppe hochverbundener Gläubiger zu tun.
Nordkirche: Dossier Digitale Kirche
Knapp einer von fünf Befragten war zwar Mitglied einer Kirche, habe aber keinen Kontakt zu einer Kirchengemeinde. Das sei als Potenzial zu digitaler Mitgliederpflege aufzufassen, sagte Hörsch. Rund zwölf Prozent seien weder Kirchenmitglied, noch in Kontakt zu einer Kirchengemeinde oder religiös. Das zeige das missionarische Potenzial digitaler Communities, sagte er. Aus der Evangelisationsforschung wisse man, dass Werte über zehn Prozent ein sehr gutes Ergebnis seien.
Die Instagramerin Maike Schöfer beklagte, die Arbeit christlicher Influencer werde häufig immer noch nicht gesehen. Schöfer ist auf Instagram mit ihrem Account „ja.und.amen“ präsent und hat 24.000 Follower. Durch Social Media werde eine evangelische Pluralität sichtbar, die sich bislang in kirchlichen Leitungsebenen nicht widerspiegle.
Teske forderte Stellenanteile etwa für Religionslehrerinnen und Pastorinnen, die sich auf Social Media engagieren. Das könne entlasten und helfen.