Gedenken an den Mauerfall vor 25 Jahren

Dr. Gottfried Timm: Sehnsucht nach Freiheit in die eigenen Hände genommen

Pastor Dr. Gottfried Timm im Gespräch mit zwei Gottesdienstbesucherinnen
Pastor Dr. Gottfried Timm im Gespräch mit zwei Gottesdienstbesucherinnen© Hauptkirche St. Jacobi

09. November 2014 von Susanne Gerbsch

Hamburg. Vor 25 Jahren fiel die Mauer: Mit Gottesdiensten an verschiedenen Orten hat die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) heute (9. November) an die friedliche Revolution im Herbst ’89 erinnert.

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  • <link file:3080>Predigt am 9.11.2014 St. Jacobi, Hamburg

Pastor Dr. Gottfried Timm, ehemaliger Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, hat aus diesem Anlass heute in der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg gepredigt. Gottfried Timm erinnerte eindrücklich an den Abend des 9. November 1989, den er in der mecklenburgischen Kleinstadt Röbel am Ufer der Müritz erlebt hat. Als Pastor gehörte er dort zu den Organisatoren, der Demonstrationen gegen die DDR-Führung, die dort, wie am Abend des 9. November, immer donnerstags stattfanden.  

„Neblig, grau und leichter Regen – so war das Wetter. Über 3000 Kinder, Familien und Ältere, Christen und viele Nichtchristen zogen durch die Dämmerung des Abends von der Marienkirche in das Stadtzentrum, etliche hatten Kerzen in ihren Händen. Im Schaufenster des Bäckerladens an der Straßenseite hing auf einem Blatt Papier geschrieben der Satz: ‚Die Wahrheit wird euch befreien‘. Dieses Wort aus dem Johannesevangelium hat uns damals Mut gemacht. Eine Fragilität lag in der Luft, bei der wir das Gefühl bekamen, dass den verantwortlichen Politikern das Geschehen zunehmend aus den Händen gleitet. Und das war neu: bislang wussten wir, dass wir in einem falschen politischen System lebten, dass aber die Macht fest in den Händen der Machthaber in Berlin und Moskau lag, sehr fest sogar. Jetzt spürten wir: die Diktatur ist aus den Fugen geraten.“

Gottfried Timm gehörte später der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR an und war dort stellv. Fraktions-Vorsitzender der SPD. Der spätere Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern (1998 bis 2006) konstatierte: „Wenn es etwas gibt, was als das Besondere des Herbstes 1989 gelten kann, dann waren es die Kerzen.“ Er erinnerte in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi an ein Zitat von Horst Sindermann, damaliger Vorsitzender des DDR-Ministerrates: „Wir hatten alles geplant. Wir waren auf alles vorbereitet. Nur nicht auf Kerzen und Gebete. Sie haben uns wehrlos gemacht.“ Gottfried Timm folgerte: „Die Menschen hatten ihre Ohnmacht in die Hand genommen und Kerzen entzündet. Es gibt eine starke Linie von den Kerzen und Kirchen über den Ruf ‚Keine Gewalt‘ zu den Runden Tischen in der DDR und bis hin zum programmatischen Begriff von der ‚friedliche Revolution‘ - ein Begriff, der einen unauflöslichen Widerspruch in sich trägt. Denn eine Revolution ist klassisch ein gewaltsamer Umsturz, oft mit Blutvergießen verbunden, wie im Herbst 1989 in Rumänien. Dass diese Revolution friedlich verlief, ist den vielen Menschen zu verdanken, die trotz ihrer Ängste die eigene Sehnsucht nach Freiheit in ihre Hände genommen haben, und es ist den Kirchen zu verdanken, die für die Suchenden immer offen standen.“

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