EKD und Nordkirche rufen zum Gedenken an NS-Opfer auf
27. Januar 2021
Anlässlich des "Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus" hat der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, zu Wachsamkeit gegen Antisemitismus aufgerufen. Gleichzeitig erinnerten er wie auch die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, an die Schuld der christlichen Kirche.
Wörtlich sagte Kristina Kühnbaum-Schmidt: "Erinnerung sind wir den rund sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens, die unter nationalsozialistischer Herrschaft in Europa ermordet wurden, und ihren Angehörigen schuldig.
Wahrhaftige Erinnerung bedeutet, die begangenen Verbrechen und wie es zu ihnen kam, öffentlich zu benennen; sie bedeutet, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen; sie bedeutet, sich Schuld und Verantwortung zu stellen – in historischer Perspektive und ebenso im Blick auf die Zukunft."
Wir stellen uns unserer Schuld
Weiter sagte sie: "Für uns als Nordkirche ist es dabei weiterhin wichtig, dass wir uns auch der Schuld stellen, die einzelne Christen und die evangelische Kirche als Institution gegenüber Menschen jüdischen Glaubens durch aktive Unterstützung des NS-Regimes oder durch Schweigen auf sich geladen haben. Denn zu wahrhaftiger Erinnerung ist jede Generation auch um der ihr folgenden Generation willen verpflichtet."
Gleichzeitig mahnte sie an, dem wachsenden Antisemitismus entschieden zu begegnen: "Ihm müssen wir als Kirche, als Christenmenschen entschieden entgegentreten, damit Menschen jüdischen Glaubens heute und zukünftig in Sicherheit leben können", so die Landesbischöfin.
Wir stemmen uns gegen Antisemitismus
Im Kampf gegen antisemitische Strömungen sei es gut, "dass wir in Deutschland eine Erinnerungskultur entwickelt haben, die das unfassbare Leid präsent hält, das Juden in unserem Land angetan worden ist", bekräftigte EKD-Ratsvoritzender Bedford-Strohm. "Weil wir es nicht vergessen, werden wir mit aller Entschiedenheit denen widerstehen, die heute dieses mörderische antisemitische Gedankengut wieder salonfähig zu machen versuchen", so Bedford-Strohm.
Verstehen und achten
EKD und Nordkirche unterstützen die Initiative #WeRemeber, die über soziale Netzwerke an Millionen ermordete Männer, Frauen und Kinder erinnert.
Eine Morgenandacht mit Bischof Jeremias zum Gedenken an die Opfer gibt es als NDR-Podcast zum Hören.
Zugleich werben Nordkirche und EKD dafür, das gelebte Judentum besser kennenzulernen. "Wir wollen in diesem Jahr, in dem wir 1700 Jahre Judentum in Deutschland feiern, noch viel mehr als bisher den Reichtum dessen wahrnehmen, was das Judentum für unsere Kultur und Gesellschaft heute bedeutet", sagt Bedford-Strohm.
Nie wieder Gewalt
Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Lübeck und Hamburg der Nordkirche, rief anlässlich des Gedenktages in der NDR-Kolumne "Kirchenleute heute" zum Totengedenken auf: "Nie wieder darf es solch barbarische staatliche Gewalt geben! Und immer müssen wir Worte und Gesten suchen, in achtungsvoller Würde um die Opfer zu trauern", so die Bischöfin.
Jeder, der sich beteiligen möchte, könne als Zeichen der Verbundenheit in der Trauer, eine Kerze ins Fenster stellen.
Digitale Gedenkveranstaltungen
In den einzelnen Bundesländern wird es an mehreren Orten Kranzniederlegungen zum Gedenken an die Opfer geben. Zentrale Gedenkfeiern fallen aufgrund der Corona-Pandemie größtenteils aus. Aus dem Bundestag wird eine zentrale Gedenkstunde ab 11 Uhr auf bundestag.de live übertragen.
In einem Tweet erinnerte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt an Dr. Otto Rosenbaum, 1934 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Schwerin, der von den Nazis ermordet wurde. " An ihn, an Leid und Tod Millionen ermordeter Menschen jüdischen Glaubens denke ich heute mit Trauer und Scham - „…vergiß nicht, was deine Augen gesehen haben.“
Auch einzelne Städte bieten digitale Veranstaltungen an. So werden in Greifswald Oberbürgermeister Stefan Fassbinder und Universitätsrektorin Johanna Weber in Videobotschaften der NS-Opfer gedenken. Der Offene Kanal Kiel zeigt eine Sondersendung zum Thema, die um 19 Uhr als Livestream und anschließend in der Mediathek abrufbar ist.