17. April 2022 | Recknitz

Eröffnung der Kulturkirche

17. April 2022 von Tilman Jeremias

Ostersonntag

Liebe Festgemeinde,

ich freue mich sehr, heute hier sein zu können. Es wird aber auch Zeit mit der Eröffnung der Kulturkirche, könnte man sagen, musste diese Eröffnung doch coronabedingt schon mehrmals verschoben werden. Es ist wunderbar, dass wir heute hier zusammenkommen können! Ich gratuliere allen, die zum Gelingen des Projekts „Kultur.Feldstein.Kirche“ beigetragen haben, besonders dir, lieber Thomas Kretschmann, und Ihnen, lieber Axel Maier. Wie schön, dass seit vorletztem Jahr der in Dresden restaurierte Flügelaltar wieder in der Kirche ist und sie einen wunderbaren Rahmen für Kultur jeder Art bietet. Wie schön, dass für dieses Jahr ein beachtliches Programm fertig ist.

Ich finde es eine geniale Idee, immer ein Wochenende pro Monat für solches Kulturprogramm vorzusehen. Und freue mich als Bischof natürlich besonders, dass diese Wochenenden immer freitags mit einem Gottesdienst losgehen, anschließenden Grillabend inclusive.

Beim Warmlaufen letztes Jahr hat sich gezeigt, dass das Konzept funktioniert, Leute kommen und Konzerte, Lesungen und Theater gern an diesem Ort wahrnehmen. 

Die Hunderten wertvollen Dorfkirchen in unserem Land sind Schätze, Zeugen Jahrhunderte langen geistlichen Lebens. Wir als Kirche sind allein schon lange überfordert, sie zu erhalten und allein mit Leben zu füllen. Daher sind wir dankbar für die vielen Menschen, die in Fördervereinen und Kulturinitiativen dafür sorgen, dass diese Gebäude neben Gottesdienstorten auch Orte weiterer Begegnung und Inspiration sind.

Und gut, diesen Auftakt für das Osterfest einzuplanen. Denn Ostern ist das Fest des von Gott neu geschenkten Lebens.

Das Evangelium dieses Festes erzählt davon, wie drei Frauen sich früh morgens auf den Weg machen, um den Leichnam Jesu zu salben. Unter ihnen ist Maria Magdalena, die Frau, die Jesus neben dessen Mutter am nächsten steht. Zwei Tage vorher ist Jesus hingerichtet worden. Die Frauen warten den Sabbat ab, an dem sie die Salbung nicht vornehmen dürfen. Doch jetzt geht es. Noch im Morgengrauen brechen sie auf. Doch wer wird ihnen den schweren Stein wegrollen, der die in den Felsen gehauene Grabkammer Jesu verschließt?

Am Grab angekommen, erschrecken sie. Der Stein ist weggerollt. Sie können ins Grab gehen. Doch dort finden sie keinen Leichnam. Ein Mann in weißen Kleidern empfängt sie. Wieder fährt ihnen der Schreck in die Glieder. Der Mann sagt: „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Er bittet die Frauen, den Freunden Jesu das weiterzusagen.

Voller Entsetzen rennen die Frauen aus der Grabkammer. Niemandem erzählen sie etwas. Zu stark ist ihre Furcht.

Nach übereinstimmender Meinung der Bibelforscher ist diese Erzählung der ursprüngliche Schluss des Markusevangeliums. All die Berichte über das Leben und Sterben Jesu, über seine heilsamen Worte und Taten und sein elendes Sterben enden mit dem Schreck der Frauen, die den Leichnam Jesu nicht finden und denen eine Engelsgestalt begegnet.

Wir erfahren nicht, wie alles zugegangen ist. Aber klar ist nach diesem Zeugnis: Jesus lebt. Er wird mehreren Freunden begegnen, mit ihnen essen, sie als seine Zeuginnen und Zeugen losschicken, um seine Sache weiterzutreiben. Und vor ihren Augen verschwinden, zurück zu seinem himmlischen Vater.

Das Wunder des neuen Lebens, das Gott schafft, ist also nicht erst für uns moderne Menschen schwer zu begreifen. Es ist schon in der biblischen Beschreibung eine jedenfalls für die ersten Zeuginnen verstörende Geschichte.

Seit vergangenem Mittwoch gibt es ein neues Bild für den Auferstandenen. Ich gestehe, dass ich große Zweifel hatte, ob die Leidensgeschichte Jesu als Pop- Event funktionieren kann. Ich gestehe, dass deutschsprachige Popsongs nicht meine musikalischen Favoriten sind und RTL nicht mein Lieblingssender. Und dennoch war ich als Fernsehzuschauer nachdrücklich beeindruckt von „Die Passion“, besonders von den Menschen, die bei der Prozession durch Essen das große Leuchtkreuz trugen und von sich erzählt haben, die Ukrainerin und der junge Russe, die sich gemeinsam um Geflüchtete aus der Ukraine kümmern, der junge Muslim, der diese Aktion unterstützt, die Studentin, die in den schweren Coronazeiten Halt im christlichen Glauben fand.

Und zum Schluss das Osterbild. Alexander Klaws als Jesus steht in weißen Kleidern weit oben über dem Publikum auf dem Dach eines nahen Hochhauses und singt. Nicht nur mit diesem Abschluss vermittelt das TV-Event eine Atmosphäre, die ein starkes Zeichen für Frieden und Mitmenschlichkeit setzt in Zeiten der unerträglichen Kriegsnachrichten.

TV- Popkultur, die aus meiner Sicht viel transportiert von dem, was die Bibel sagt, und diese Botschaft mitten hineinträgt in unsere Zeit. Und nicht anders sollten wir es halten mit der Osterbotschaft, die uns nicht weniger als den Sieg Gottes über den Tod verkündet.

Denn wir brauchen so dringend jedes Lebenszeichen in Zeiten eines unmenschlichen, barbarischen Kriegs mitten in Europa. Jede praktische Hilfe für Geflüchtete ist ein solches österliches Zeichen, jedes Friedensgebet, jede Geste der Humanität. Ja, und auch jede Kultur ist immer, explizit oder implizit, Protest gegen die Todesmächte, Votum für den Frieden, für Mitmenschlichkeit.

So wünsche ich dieser Kirche, dass sie von diesem Leben in Frieden, Offenheit und Vielfalt erfüllt wird, durch Gottesdienst, Konzert, Lesung und Theater, vor allem aber von Menschen, die hier einander begegnen und inspirieren. Die Aura dieses Gebäudes, seine jahrhundertelange Geschichte als Sakralraum wird die Menschen, die ihn besuchen, berühren und bewegen.

Uns allen wünsche ich ein Osterfest, dass allen Mächten des Bösen, die sich derzeit in der Ukraine brachial Bahn brechen, trotzig die österliche Hoffnung entgegenschleudert: Jesus lebt, Gott besiegt den Tod. Despoten und Gewalttäter müssen abtreten. Opfer des Kriegs werden ins Recht gesetzt. Denn Gott will das Leben und nicht den Tod. Dazu hat er seinen Sohn Jesus Christus auferweckt.                          
Amen.

 

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