Es geht um Verletzlichkeit.
28. Juli 2024
Fahrradpilgerfahrt "Flut und Segen" 2024, letzter Teil. Es geht um Vulnerabilität. Verletzlichkeit. Weil der, der im Zentrum meines Glaubens steht, nichts anderes als verletzlich ist.
Bin mit ziemlich dünner Haut zurückgefahren heute, die lange Strecke von Fehmarn bis Preetz, bei sehr schlechtem Wetter. Einige Tränen waren dabei und mischten sich mit dem Regen, das passte gut. Auch eine verregnete Pause am Weißenhäuser Strand...
Verletzlichkeit habe ich gestern und heute überall gespürt. Verletzlichkeit. Bei den jungen Menschen, die ihre ersten Stellen in Kirchengemeinden antreten. Und auf einiges stoßen, was unverrückbar scheint.
Und ich bete, dass sie nicht kaputt gehen mögen. Und sie sich ihre Sehnsucht und ihre Träume bewahren. Verletzlichkeit. Bei jungen Menschen, die es sich nicht ausgesucht haben, irgendwann in Deutschland zu landen. Geduldet, nicht geliebt. Deren Schmerz über den Verlust so groß ist, dass sie manchmal täglich viele Kilometer durch die Ostsee schwimmen, um damit klarzukommen. Und die im Kirchenasyl auf Fehmarn einen Schutzraum auf Zeit finden und Menschen, von denen sie sagen: Zum ersten Mal fühle ich mich in Europa willkommen und geliebt.
Verletzlichkeit. Bei den jungen Menschen, die die Entscheidung fällen: So geht es nicht weiter. Ich muss was ändern. Ich geh nicht in den Knast, ich geh in die Therapie. Ich will da sein. Für mein Kind, meine Frau. Will meinen Job packen. Mein Leben. Was für eine Entscheidung.
Verletzlichkeit. Bei einigen, die aus ganzem Herzen für die Kirche arbeiten. Ob in Gemeinden oder in der Diakonie. Die in der Pflege anstrengende Schichten haben, immer unterbesetzt, Personalmangel. Und die nicht gut behandelt werden. Deren Würde angekratzt wird durch Leitungspersonen.
Verletzlichkeit. Christus, um den es im Kern geht, hat sich selbst verletzbar gemacht. Ist am Kreuz gestorben. Ein erbärmlicher, lächerlicher Tod. Kein triumphales Ende, im Gegenteil. Christus ist bei allen, die mit offenem Visier durchs Leben gehen. Die ihre Verletzlichkeit zeigen.
Und ich bete ganz besonders für S., dass sie diesen Sommer gut überlebt, obwohl sie weiß, dass es nie mehr so wird, wie es war.