„Frauen fliehen wie Männer vor Menschenrechtsverletzungen“
24. November 2015
Kiel. Der 25. November ist ein jährlicher Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen. Mit der Fahne „frei leben – ohne Gewalt“ setzt die Organisation TERRE DES FEMMES hierfür ein sichtbares Zeichen. Auch in diesem Jahr beteiligt sich das Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) an der Aktion und hisst die Flagge in der Dänischen Straße 21-35 in Kiel.
Die Beauftragte für Geschlechtergerechtigkeit, Stephanie Meins, macht besonders auf die Situation von Frauen auf der Flucht in Hinblick auf die aktuelle Flüchtlingssituation aufmerksam. „Frauen fliehen wie Männer aufgrund von weltweiten Menschenrechtsverletzungen. Sie fliehen vor Armut, Hunger, Krieg, Folter, mangelnder Bildung oder mangelnder medizinischer Versorgung. Zusätzlich sind Frauen in allen Phasen der Flucht einem besonderen Risiko geschlechterspezifischer Gewalt ausgesetzt. Aus diesem Grund fordern wir, die Beauftragten für Geschlechtergerechtigkeit in der Nordkirche, dass die besondere Schutzbedürftigkeit von Frauen auch in den Flüchtlingsunterkünften berücksichtigt wird.“ Frauen hätten bereits Gewalterfahrungen in ihren Herkunftsländern gemacht. Besondere Fluchtgründe für Frauen seien Menschenrechtsverletzungen wie Steinigungen, Witwenverbrennung, Vergewaltigung, Genitalverstümmelung oder Zwangsprostitution. „Wenn die Frauen in Deutschland ankommen, sind sie oft traumatisiert“, so Meins.
„Schwerpunkte der Fahnenaktion 2015 sind zum einen ‚STOP Frühehen‘. Hier wird auf die Zwangsverheiratung von Mädchen unter 18 Jahren aufmerksam gemacht, die in vielen Ländern, auch in Deutschland, praktiziert wird, um traditionellen Gesellschaftsmustern zu entsprechen. Wichtig sind hier Präventionsmaßnahmen wie verbesserte Bildungschancen für Mädchen und Präventionsmaßnahmen in den Schulen“, sagte Thomas Schollas, Beauftragter für Geschlechtergerechtigkeit der Nordkirche. Zum anderen werde in der Kampagne „Schaust du hin?“ ein Kurzfilm vorgestellt, der die Zivilgesellschaft auffordern solle, bei Gewalt gegen Frauen nicht weg-, sondern hinzuschauen und zu helfen.
Der jährliche Gedenk- und Aktionstag am 25. November zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form an Frauen geht zurück auf die Entführung, Vergewaltigung und Folterung der drei Schwestern Mirabal und ihre Ermordung im Jahr 1960. Ihre Untergrundaktivitäten gegen die brutale Trujillo-Diktatur in der Dominikanischen Republik waren ihnen zum Verhängnis geworden. Seit 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen und andere Akteurinnen und Akteure am Aktionstag Veranstaltungen und starten verschiedenste Aktionen, um das Thema in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken.