Film über DDR-Bausoldaten hat in Güstrow und Hamburg Premiere

Frieden schaffen ohne Waffen

Bausoldaten in Prora 1982/83, Archiv PRORA-ZENTRUM, Privatarchiv Peter Lehnert
Bausoldaten in Prora 1982/83, Archiv PRORA-ZENTRUM, Privatarchiv Peter Lehnert© Archiv PRORA-Zentrum / Peter Lehnert

21. April 2015 von Christian Meyer / Anne Freudenberg

Schwerin. Knapp 15.000 junge Männer verweigerten als Bausoldaten in der ehemaligen DDR den Dienst an der Waffe. Zeitzeugen, wie der heutige Schweriner Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland), Friedensaktivist Klaus Freudenberg und Rainer Eppelmann, Minister für Abrüstung und Verteidigung der letzten DDR-Regierung, kommen jetzt in einem Dokumentarfilm zu Wort. Zur Premiere sind Interessierte am 28. April nach Güstrow und am Tag darauf nach Hamburg eingeladen.

„Schwerter zu Spaten“ hat der Filmemacher Johannes Meier sein neuestes Werk genannt. In dem 30-Minuten-Streifen erzählen sechs ehemalige Bausoldaten von ihrem Erfahrungen und ihrem Erlebten. Ergänzt werden die Zeitzeugenberichte mit historischen Film- und Fotoaufnahmen. Darüber hinaus begleitet das streetsfilm-Team einige der Protagonisten in ihrem heutigen Berufs- und Lebensalltag, insbesondere bei ihrem Engagement in der Friedens- und Versöhnungsarbeit.

„Der Film soll einen historischen Rückblick bieten und zugleich Ermutigung sein, um damals wie heute aus Gewissensgründen andere Wege einschlagen zu können, sich aus seinem Glauben heraus bewusst für den Dienst ohne Waffen zu entscheiden“, sagt Anne Freudenberg. Die Pastorin aus dem „Zentrum für Mission und Ökumene - Nordkirche weltweit“ hatte sich oft mit ihrem Vater, der 1964 einer der ersten Bausoldaten auf dem Dänholm bei Stralsund war, ausgetauscht und letztlich den Impuls zum Film gegeben.

Güstrow: Schüler diskutieren mit Zeitzeugen

Bei der Premieren-Vorstellung am 28. April in Güstrow wollen Schüler des Gymnasiums nach dem Film u.a. mit den ehemaligen Bausoldaten Klaus Freudenberg und Heiner Möhring, dem Filmemacher Johannes Meier, Susanna Misgajski vom Prora-Zentrum und Dr. Eckart Schörl von der Landeszentrale für politische Bildung in MV diskutieren. Gäste sind ab18 Uhr im Haus der Kirche (Grüner Winkel 9-10) herzlich wollkommen.

Hamburg: Kriegsdienstverweigerer aus Südkorea berichten

Am Tag darauf (29. April) wird der Film in Hamburg gezeigt. Dazu wird um 19 Uhr in das Ökumenische Forum HafenCity (Shanghaiallee 12) eingeladen. Dort diskutieren Friedrich Kramer, ehemaliger Bausoldat und heutige Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e.V., die südkorianischen Kriegsdienstverweigerer Yeo-ok Yang und Myungjin Moon und Prof. Dr. Fernando Enns von der Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen an der Universität Hamburg/Vrije Universiteit Amsterdam.

Hintergrund:
In der DDR ordnete am 7. September 1964 der Nationale Verteidigungsrat die Einrichtung von Baueinheiten innerhalb der Nationalen Volksarmee (NVA) an. Diese einzige Möglichkeit, den Dienst an der Waffe zu verweigern, ging eine Initiative des Leipziger Pfarrers Ermil Fuchs mit Unterstützung der Kirchen voraus. Der Beschluss entsprach zudem einem politischen Kalkül, denn nach Einführung der Wehrpflicht wurde deutlich, dass zumal christlich geprägte Menschen durchaus bereit waren, ihrem Gewissen zu folgen und dafür auch ins Gefängnis zu gehen.

Der 18-monatige Dienst galt angesichts langer Arbeitszeiten, schwerer körperlicher Arbeit und häufigen Schikanen von Vorgesetzten als besonders hart. Bausoldaten waren reguläre Angehörige der NVA und wurden zu Bautätigkeiten eigesetzt, zuerst nur in militärischem Rahmen, später auch bei zivilen Projekten. Sie wurden von der Militär- und Staatsführung diskriminiert und als „feindlich-negativ“ an den Rand der Gesellschaft gedrängt: Nach der Dienstzeit war für sie der Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen und Leitungsfunktionen kaum mehr möglich.

Die Mehrzahl der Bausoldaten sah sich selbst als Mahner für Friedensdienst und demokratische Entwicklung. Ohne ihre geistige Vorarbeit sind die spätere oppositionelle Bürgerbewegung sowie die friedliche Revolution 1989 nicht denkbar.

Im Jahr 1987 erkannte die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) das Recht zur Kriegsdienstverweigerung als allgemeines Menschenrecht an. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist es seit 1949 als Grundrecht verankert.

Der Film eignet sich als Ausgangspunkt für Veranstaltungen oder Unterricht zu den Themen: Kriegsdienstverweigerung heute und damals, in Deutschland und international; Friedensbewegung in der DDR und Deutschland Ost und Deutschland West.

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