Gedenken für die Toten und Verletzten der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien
13. Februar 2023
Durch und durch erschüttert und bestürzt stehen wir heute hier zusammen, liebe Freundinnen und Freunde, um in dieser Gemeinschaft Kraft zu bekommen und Trost. „Ich weine jeden Tag“, sagte eben eine Angehörige zu mir. Und ja: Die Bilder, die uns aus dem Erdbebengebiet in der Türkei und Syrien erreichen und die das Ausmaß der Katastrophe mit jedem Tag größer und schockierender machen, sind so furchtbar! Zehntausende Todesopfer, Kinder, Frauen, Männer unter Trümmern begraben. Die Überlebenden stehen vor ihrer zerbrochenen Existenz, traumatisiert und obdachlos. Angehörige in aller Welt sind außer sich vor Angst, weil sie nicht wissen, wie es ihren Familien und Freunden geht. Sechs Tage nach den verheerenden Erdstößen sinkt die Hoffnung, dass noch Überlebende gerettet werden können. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, erschwert ja der langjährige Krieg in Syrien zudem die Lage für die vielen – so vielen! - Helfenden; Hilfsgüter erreichen nur schwer die betroffenen Gebiete.
Gerade jetzt, liebe Freundinnen und Freunde, gerade jetzt ist es darum an uns, da zu sein, Mitmenschlichkeit und Mitgefühl zu zeigen: In Gesten des Trostes, in Gebeten, durch Spenden und Hilfe. So wie das Erdbeben Tausende Menschen verschiedener Herkunft getötet und verletzt hat, so machen wir auch in der Trauer keine Unterschiede nach Nationalität oder Religion. Wir stehen hier auf dem Rathausmarkt zusammen in Trauer, die im wahrsten Sinne keine Grenzen kennt, keine nationalen, keine kulturellen, keine religiösen. Wir sprechen und drücken aus, was unaussprechlich schmerzhaft ist. Und so stehen wir auch an Ihrer Seite, die Sie als Angehörige hier in Hamburg in großer Trauer den Tod Ihrer Verwandten beklagen (wie Sie, lieber Herr Disli) oder die Sie um das Überleben der Verletzten bangen, die Sie verzweifelt auf Nachrichten aus den Erdbebengebieten warten. Wir hoffen, beten, trauern, klagen und fühlen mit Ihnen. Wir tun, was wir können, um zu helfen. Und halten das Unaushaltbare mit aus. Es gibt ein Psalmwort, das uns in den Religionen vereint: Gott ist denen nahe, die zerbrochenen Herzens sind und hilft jenen, die alle Hoffnung verloren haben.“ Möge dies ein Trostwort sein in dieser untröstlichen Zeit.
Schmerz, Fassungslosigkeit und Verzweiflung brauchen solche Worte und Gesten. Und sie brauchen den Respekt, dass solch Not und Leid sprachlos machen und unaussprechlich tief gehen. Deshalb lasst uns nun in einer Schweigeminute all derer gedenken, die bei dieser Erdbebenkatastrophe umgekommen sind oder die im Moment um ihr Überleben kämpfen. Auch Sie, die Sie hier in Hamburg mit schmerzerfülltem Herzen neben uns stehen - alle nehmen wir in unser Schweigen der Würde und des Gedenkens hinein.
– SCHWEIGEMINUTE–
So lasst uns nun unsere Kerzen anzünden, in Anteilnahme und Mitgefühl. Für sie, die im Dunklen der Trauer sind, für all die Verletzten an Leib und Seele, für sie, die in täglichen Ängsten um ihre Familien bangen - für sie zünden wir sie an. Lichter, liebe Freundinnen und Freunde, die das Zeichen setzen: wir denken an euch, die ihr im Leiden seid, wir sind an eurer Seite.Tragt ein Licht die Nacht, stehen wir zusammen in Trauer und Trost. Ich danke euch.