Miteinander trauern und trösten, helfen und hoffen

Gottesdienst im Gedenken an die Opfer der Pandemie

13. März 2021 von Antje Wendt

Kiel. Ein Jahr nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie feierten Geistliche und Betroffene in der Kieler Nikolaikirche einen gemeinsamen Gottesdienst in Gedenken an die Verstorbenen und in Würdigung der Leidtragenden. Eine Teilnahme war über den digitalen Weg möglich: Per Stream konnte der ökumenische Gottesdienst über die Internetseite der Nordkirche, des Erzbistums Hamburg und über den NDR live im Internet verfolgt werden. Vor Ort nahm ein kleiner Kreis von Personen in Vertretung verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen und Berufe teil. Ministerpräsident Daniel Günther meldete sich mit einer Video-Botschaft zu Wort.

Ansprache der Landesbischöfin

 

In ihrer Begrüßung  erinnerte Kristina Kühnbaum Schmidt, Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), an die Menschen, die durch die Pandemie in seelische oder existentielle Not gerieten oder verstarben. Sie betonte, wie sehr dies die Menschen als Einzelne, als Familien, als Freunde und als Gesellschaft schwer belaste. „Wir wollen heute der Gestorbenen gedenken. Mit den Angehörigen wollen wir trauern und alles, was uns bewegt, gemeinsam in Gottes Hand legen. Und wir wollen an alle Menschen denken, deren Leben durch die Pandemie in anderer Weise betroffen ist“, sagte die Landesbischöfin.

Weitere liturgisch Mitwirkende waren Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, Dr. Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg, Pastor Helge Frey, Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK-SH), Pastorin Maren Schmidt, Kirchengemeinde St. Nikolai, Kiel, sowie Gemeindereferentin Laura Gaburro, Pfarrei Franz von Assisi, Kiel. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes lag in den Händen von Kirchenmusikdirektor Volkmar Zehner und einem Quartett aus Mitgliedern des SanktNikolaiChores

Bischof Gothart Magaard betonte in seiner Kurzpredigt, wie tröstlich Worte und Gesten sein könnten, wenn sie von Herzen kämen. „Tröstlich sind für mich auch alle Zeichen der Verbundenheit über Telefon oder Briefe, neue Formen der Nachbarschaftshilfe, Gottesdienst und Musik als digitale Angebote“, führte er beispielhaft auf. Trost werde  gerade  dort erfahren, wo Menschen in der ganzen Gesellschaft unter Beachtung der Einschränkung Spielräume für das Menschliche gewahrt hätten. „Mit diesem Gottesdienst setzen wir ein Zeichen der Verbundenheit und der Hoffnung. Wir stärken uns auf dem langen Weg durch die Pandemie. Der Gott allen Trostes begleite und behüte uns.“

Erzbischof Dr. Stefan Heße bezog sich in seiner Kurzpredigt auf die Kampagne „Deutschland krempelt die Ärmel hoch – für die Corona-Schutzimpfung“ der Bundesregierung und sagte dazu: „Als Christen leben wir mitten in der Welt und wollen unsere Hände nicht schleifen lassen. Wir krempeln die Ärmel hoch, füreinander. Wir erheben die Hände zum Gebet und strecken uns aus nach Gott. Vielleicht können wir diese Geste nicht nur in unseren Gottesdiensten mit Bewusstsein praktizieren, sondern im Stillen beten in der einsamen Kammer. Deutschland krempelt die Ärmel hoch – Christen tun es schon seit ewigen Zeiten und erst recht jetzt!“

Betroffene erzählten
Durch Statements von Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedenen Berufsgruppen wurde das Augenmerk auf besonders betroffene Menschen gelenkt. So äußerten sich die KiTa-Erzieherin Stephanie Achilles-West, der Altenpfleger Christian Ventzke, der Freie Musiker Ilja Dobruschkin und die Psychologische Beraterin Ritta Kristensen. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie durch die Pandemie im beruflichen Leben starke Einschränkungen bis hin zu existentieller Not erleben müssen.

So erzählte Stephanie Achilles-West, wie sie im ersten Lockdown den Betrieb in der Kindertagesstätte von „Hundert auf null“ fahren musste und wie schlimm dies für die Kinder mit besonderen Bedürfnissen, den Inklusionskindern, gewesen sei. „Die Pandemie lehrt uns allerdings, den Blick füreinander zu schärfen und uns nicht aus den Augen zu verlieren. Diesen Blick wünschen wir uns auch für unsere Mitarbeitenden“, schloss sie.

„Wir haben es geschafft, dass die oft beschriebene Einsamkeit nicht überhandnahm“, berichtete Altenpfleger Christian Ventzke. „Jeder von uns hat in dieser Pandemie neue Talente entdeckt und sich oft nach dem Dienst Zeit genommen, um mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu sprechen“, fügte er an. Jede Pflegekraft leiste momentan Großes, um die Situation der ihnen Anvertrauten so gut wie möglich zu gestalten.

Der Freie Musiker Ilja Dobruschkin ergriff für die Kulturschaffenden ohne Festanstellung das Wort. „Ich bin unsichtbar für die Politik und die Gesellschaft. Frei von meinem Beruf, frei von meinem Publikum. Und vor allem frei von großen Teilen meines Lebensunterhalts“, fasste er seine Erfahrungen im Pandemie-Jahr zusammen. Seine Hoffnung, sagte er, sei, dass die Gesellschaft in dieser Krisenlage erkenne, „dass wir eine der tragenden Säulen unserer Kulturnation sind“.

Ritta Kristensen berichtete aus ihrer Arbeit in einer psychologischen Beratungsstelle. „Ich habe zwölf Monate der Extreme erlebt. Alles ist ver-rückt. Menschen, die sowieso psychisch herausgefordert sind, haben ihre Einsamkeit, Ängste und Depressionen wie durch ein Brennglas vergrößert erlebt. Mir begegnen Existenzängste, Überforderung und fehlende Möglichkeiten, aufzutanken“, erzählt die Lebensberaterin. Was sie in dieser Situation berührt, sei es, zu erleben, wie doch neue Wege durch die Beratungsgespräche entwickelt werden könnten.

Der Gottesdienst schloss mit einer Video-Botschaft von Ministerpräsident Daniel Günther. „Ich bin den Kirchen in unserem Land sehr dankbar dafür, dass sie uns allen die Gelegenheit geben, das, was wir erlebt haben, vor Gott zu tragen“, sagte er und erinnerte an all diejenigen, die unter der Krankheit gelitten oder heute noch damit zu kämpfen haben. „Ich denke dabei auch an diejenigen, die Unermessliches leisten mussten und in diesem Jahr über sich herausgewachsen sind“. Die Entwicklung eines Impfstoffes in so kurzer Zeit gebe uns in dieser Zeit Hoffnung. Als Langstreckenläufer, so Günther weiter, wisse er, dass auf der Zielgeraden die schwerste Prüfung vor uns stehe. „Wir befinden uns auf dem letzten Teil der Wegstecke. Mit Gottes Zuversicht ist es möglich, auch die nächsten Wochen und Monate zu bestehen.“

Der Gottesdienst ist auf dem YouTube-Kanal der Nordkirche veröffentlicht und kann dort auch nachträglich angeschaut werden.

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