Gemeinsames Bischofswort zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern
02. Juni 2016
Zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am 4. September haben die evangelischen und katholischen Bischöfe im Nordosten die Wahlberechtigten aufgerufen, ihr Stimmrecht zu nutzen und die Wahlprogramme der Parteien aufmerksam zu prüfen. Solidarität, Weltoffenheit und das Eintreten für ein friedliches Miteinander seien ein Maßstab für die Wahl eines Politikers, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Brief.
- Pressemitteilung
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Der Text wurde unterzeichnet von den katholischen Erzbischöfen Stefan Heße (Hamburg) und Heiner Koch (Berlin) sowie von evangelischer Seite von Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), Bischof Andreas von Maltzahn (Schwerin) und Bischof Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald).
Für Christen seien Parteien nicht wählbar, die die parlamentarische Demokratie, den Rechtsstaat oder die Grundrechte in Frage stellen, heißt es in dem Aufruf. Wer wehrlose Flüchtlinge, die sich in existenzieller Not befinden, "mit Gewalt aus Europa fernhalten will", bewege sich nicht im Rahmen christlicher Prinzipien.
Würde und Rechte eines jeden Menschen achten
Der Kirche gehe es um die zentrale Frage, ob die Parteien Würde und Rechte eines jeden Menschen achten. Der christliche Glaube schließe Haltungen wie die Abwertung oder Ausgrenzung anderer Menschen sowie Hass und Fremdenfeindlichkeit aus. Jesus habe trennende Barrieren zwischen Menschen überwunden, sei Fremden vorurteilsfrei begegnet und habe sie in die Gemeinschaft aufgenommen.
Sorgen um kulturelle Identität und sozialen Frieden
Die Landtagswahl finde vor dem Hintergrund großer gesellschaftlicher Herausforderungen statt, schreiben die Bischöfe weiter. Nach wie vor gebe es in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche soziale Probleme. Zudem suchten viele Flüchtlinge eine neue Heimat. Viele Menschen sorgten sich um die kulturelle Identität und den sozialen Frieden im Land. Immer mehr Menschen hätten den Eindruck, "nicht gehört und verstanden zu werden.
Es scheine das Gefühl zu wachsen: "Nächstenliebe für alle, das können wir uns nicht mehr leisten", heißt es. Bedrohungsgefühle wandelten sich zu Wut. Darauf müssten überzeugende Antworten gefunden werden, "die zusammen führen und nicht spalten".
Ein Menschenrecht: Öffentliche Religionsausübung
Zugleich sprechen sich die Bischöfe für die Freiheit der öffentlichen Religionsausübung als ein Menschenrecht aus. Sie fordern diese Freiheit auch für Christen in islamischen Ländern. Selbstverständlich seien sie auch bereit, für das Recht muslimischer Mitbürger "bei uns einzutreten", betonen die führenden Geistlichen.