24. Dezember 2020 | Im Freien an der Hauptkirche St. Michaelis Hamburg

Open-Air-Christvesper am Michel: Gott Immanuel. Gott ist da

24. Dezember 2020 von Kirsten Fehrs

Christvesper an Heiligabend

Liebe Weihnachtsgemeinde,

ich kann mich an kein Jahr erinnern, in dem die Weihnachtsbotschaft mich tröstlicher und tiefer ergriffen hat als in diesem. Fürchtet euch nicht! Hier und heute. Wir hören die alte Geschichte wie die Hirten auf den Feldern draußen, am anderen Ort, und sie trifft den Nerv. Friede euch, in euren aufgewühlten Seelen, sagt sie. Friede gar auf Erden, fallen die Engelposaunen ein. Friede euch allen in diesem Jahr, das so herausfordernd war, so kraftzehrend und von Unsicherheiten begleitet. Und so ist dieses Fest herzbewegend, auch weil liebe Menschen, mit denen man sonst in der Familie feiert, nicht neben einem sitzen, essen, spielen, lachen – oder ja auch mit einem gemeinsam traurig sind und einen trösten.

Wir sind besonders sensibel geworden dafür, was fehlt und wen wir vermissen. Selten doch ist uns so klar geworden wie in diesem Jahr, in dem so viele Pläne koppheister gingen und wir uns als so verwundbar erlebt haben und dünnhäutig, wie wichtig Freundschaft und Nähe sind. Wie angewiesen wir sind auf Liebe. Die Liebe der Alten und der Kinder, die Liebe des Lebens und die zu Nächsten. Das ist alles überhaupt nicht selbstverständlich, aber A und O, Anfang und Ziel. Liebe ist der Grund, morgens aufzustehen und am Lebensabend in Frieden gehen zu können.

Diese Liebe bewegt auch Maria in ihrem Herzen, und nicht nur sie. Alle, alle sind sie in dieser alten Weihnachtsgeschichte im Herzen bewegt und in ihren Seelen aufgewühlt, alle müssen sich deshalb an einen anderen Ort begeben. Sie alle gehen, suchen, zweifeln, finden – und kommen irgendwann an, beim kleinen Friedenskönig in der Krippe.

Da sind Maria und Josef, die sich aufmachen aus ihrer Heimatstadt an den völlig anderen Ort, nämlich einen zugigen und ungastlichen Stall. Der ist ja eben keine Herberge, nein, doch gerade dort – soll ich‘s so sagen: im Flüchtlingslager? – wird das Licht der Welt geboren.

Da sind die Engel, die auf göttlichen Befehl aus ihrer himmlischen Komfortzone heraus müssen, an den anderen Ort, tatsächlich auf die Erde, zu den verzagten, ängstlichen Menschen. Vor ihnen freudig ihr Hosianna zu frohlocken, will den Engeln zunächst gar nicht so recht gelingen. Und so singen sie einen neuen Text: Fürchte dich nicht. Und dann nicht etwa: Friede sei Gott in der Höhe. Sondern: Friede auf Erden.

Endlich, sagen sich die Hirten, als sie dies Lied hören, endlich gibt es ein Licht am Horizont. Lasset uns nun gehen, heraus aus der ganzen Not, sagen sie, neugierig, was da ihr Leben so von Grund auf verändern will. Das Kind an diesem anderen Ort – es verspricht Hoffnungsleuchten. Menschenskind!

Und schließlich ist da der Gottessohn, der niederkommt an den anderen Ort, von göttlicher Gnade hinein ins kalte pieksige Stroh. Gott geht in die Menschlichkeit. Er liegt da, vor uns – mit seinen unabgelaufenen Füßen und in Windeln gewickelt. Überhaupt gar kein Abstandsgebot ist da zwischen Gott und Mensch. „Unsers Herzens Wonne liegt in der Krippe bloß und leucht doch wie die Sonne in seines Mutter Schoß“

So unerhört nah ist mir diese Geschichte in diesem Jahr, das alle Herzen bewegt. Weil in jedem Verzicht, den wir in den vergangenen Monaten erlebt oder erlitten haben, in jedem Neuplanen, jedem Aufbruch, in jedem – auch inneren – Ortswechsel, Gott bei uns war und immer bleiben wird. Fürchte dich nicht. Du hast Heimat bei Gott, gleich wohin du dich bewegst. Gleich wohin wir gehen und wo wir ankommen, Gott Immanuel. Gott ist bei uns. Er ist bei dem Kind, das so froh ist, die Großeltern wenigstens per Skype zu sehen. Er ist bei der Jugendlichen, die im nächsten Jahr auf ihr Auslandsjahr hofft. Bei der jungen Frau ist er, die merkt, wie Einsamkeit der Seele zusetzen kann und bei dem älteren Herrn, der ernsthaft um seine Existenz bangt. Gott Immanuel. Gott ist da.

Er ist da, in den Forscher*innen, die es tatsächlich in einer weltweiten Gemeinschaftsleistung geschafft haben, einen Impfstoff zu entwickeln. So schnell, ein Wunder, Immanuel. Er ist da, in der Ärztin, die tief in Sorge ist und am Ende ihrer Kraft, aber für die Menschen da sein will, unbedingt. Gott Immanuel. Gott ist da.

Gott ist genau dort, an all den herzbewegenden Orten. Und natürlich in der Krippe, dort wo alles begann. Zart und klein, so unbeirrbar freundlich strahlt der Gottessohn uns an: Fürchte dich nicht, wenn auch du in Zukunft an andere Orte gehen musst. Denn, liebe Gemeinde, wir werden uns verändern in unserer Gesellschaft und neue Wege gehen, wir müssen es sogar. Der Stern nun, zum Glück, weist uns den Weg. Er erinnert uns ans Hoffnungskind, das bei uns bleibt, in Höhen und Tiefen. Folgen wir also dem Stern und dem Hoffnungsleuchten in dieser Stadt. Gesegnet mit dem Weihnachtsfrieden, höher als alle Vernunft. Er bewahrt unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, Hoffnungslicht der Welt.
Amen.

Datum
24.12.2020
Quelle
Stabsstelle Presse und Kommunikation
Von
Kirsten Fehrs
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