Gottesdienst zur Einführung von Propst Axel Matyba
23. August 2020
11. Sonntag nach Trinitatis
Liebe Festgemeinde, lieber Axel und liebe Familie Matyba-Busse,
jauchzet dem Herrn, alle Welt. Das setzt doch einen wunderbaren ersten Grundton heute. Denn Gott sei Dank sind Sie gesund und hier, der neue Propst Matyba gemeinsam mit der Familie, Pastorin Busse und den Kindern, herzlich willkommen wieder hier in Hamburg! So nach und nach gelandet aus der weiten Welt und Pariser Stadt, unter den besonderen Bedingungen einer Corona-Pandemie, die ja allerorten sämtliche Pläne durcheinander bringt. Und uns allen viel Improvisationsgeduld und Kraft abverlangt. Wie gut also, Orte zu haben, um den Segen zu empfangen für all das, was es in dieser Zeit zu bewältigen, aber auch zu jauchzen gibt.
Gutes Stichwort: Seit 1. Juni freust du dich an der Fülle der Begegnungen, lieber Axel, an dem, was so reich und inspirierend dir von den Menschen in diesem Kirchenkreis entgegen kommt, freust dich über das nie langweilige Pröpst*innen-Team, deine Propstei-Pastor*innen, die Kolleg*innen im Bereich Bildung und Diakonie. Du liebst Begegnung. Bist dabei zunächst ein hörender, dann ein fragender Mensch. Einer, der Gesprochenes genau hört und Worte genau setzt. Ein Kommunikator mit Lust an der Entdeckung. Es könnte ja eine interessante Fremdsprache sein, die du da gerade hörst! Ob in Kairo, Paris oder Hamburg-Rahlstedt. Eine Sprache, die von anderen Welten erzählt – voller Gedanken, neu und frei.
Sprache ja erdet spielende Gedanken – und die mitzudenken, so fremd sie auch erst einmal sein mögen, fasziniert dich, glaube ich, immer schon. Horizonterweiterung, Aufbruch in neues Land. Bedeutet das bei dir ja immer zugleich Gottessuche, Glaubensweg. Und so bist du ein Pastor und Seelsorger, Propst jetzt, mit einer inständigen Neugier, der Dialoge sucht, noch und noch. Und so hast du dich ganz strukturiert in die Gottesdienste deiner Propstei gesetzt; hast dich mitreißen lassen von klugen Gedanken, Frischwind im Pastorengarten und kreativem Trotz. Denn, ja, wir feiern und wir trösten. Wir deuten und wir summen. Jetzt. Und morgen. Das bleibt auch so in der Coronazeit. Wo die Herzen so erschöpft sind vom dauernden Abstandhalten.
„Und gleichwie der Regen vom Himmel fällt, und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, spricht Gott, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern ihm wird gelingen, wozu ich es sende.“
Das sind Worte von Jesaja. Der zweite Grundton heute; wir werden ihn gleich in der Lesung hören. Dieser alte Prophet ist dir nahe. Denn er ist einer, der sich unerschrocken gerade macht, weil er die erschöpften, verlorenen Herzen genau versteht. Einer, der mit tiefem Wort Gedanken zu fassen versteht, selbst die, die höher sind als alle Vernunft. Und in so vielen Begegnungen, sagst du, hast du sie gehört, klare Worte, die nicht leer zurückkehren, sondern Frucht bringen. Engagierte Ehrenamtliche, ideenreiche Pastor*innen, tolle Kirchengemeinderäte. Voller Zuversicht, trotz allem, was natürlich müht und Ängste auslöst. Nein, es wird auch gelingen, wozu ich es sende, das heilsame Wort, spricht Gott.
Wie auch im Bereich Diakonie und Bildung. Nichts weniger als Evangelium pur erleben wir auch dort in Beratung, Hospiz und Geflüchteten-Café, Müttergenesung und Jugendsozialarbeit, Kita-Klimakonzept und Kunstprojekt. Ein Bereich, dessen Titel sich so trocken anhört und in dem so vieles geschieht, was den Lebensatem unserer Kirche ausmacht. Eine einfühlsame, öffentliche Seelsorge nämlich, die ausspricht, wo die Last der Benachteiligten in unserer Gesellschaft zu groß ist, die professionell reagiert und mit Herz anpackt, die Kirche am anderen Ort ist, aber doch auch dem Menschen nah. Es wird in Zeiten knapperer Ressourcen die Herausforderung sein, einander als Partner im Blick zu behalten, Bildung und Kirche, Gemeinde und Diakonie.
Denn uns eint an unseren verschiedenen Orten, an die Gott uns sendet, eins: die Suche nach Gottes Gerechtigkeit. Ob wir ein Hygienekonzept ausdenken oder Fürbitte halten für sie, die gerade in Minsk für die Demokratie auf die Straße gehen. Und, lieber Axel, da bist du mit deiner Auslandserfahrung, als ehemaliger Seemannspastor und Islambeauftrager sowieso, da bist du mit deiner differenzierten Weltwahrnehmung ein echter Gewinn für all die aktuellen Denkprozesse. Dialog der Verschiedenen, das ist die Zukunft. Und ob wir überdies aus deiner Berufserfahrung als Finanzbeamter (Abteilung Bußgeld und Strafsachen) irgendwann einmal Honig saugen können, man weiß ja nie ...
Sei gesegnet in deinem Dienst, lieber Axel, gemeinsam mit denen, die im Weinberg des Herrn säen, ernten, wirken, schuften, auf Regen warten oder auch Dürre aushalten müssen. Geh gesegnet und diene dem Herrn mit Freuden. Amen