25. September 2022 | St. Nicolai, Hamburg-Finkenwerder

Gottesdienst zur Eröffnung der Aktion "5.000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt"

25. September 2022 von Kirsten Fehrs

Predigt zu Matthäus 14,13-21

Liebe Gemeinde zu Finkenwerder und heute besonders: liebe Konfirmand:innen,

als erstes möchte ich Ihnen und euch hier in Finkenwerder Danke sagen. Danke dafür, dass Sie diese bundesweite großartige Aktion unterstützen – mit Herz und Gesang, wunderbar, liebe Kantorei und liebe Harmonie, wie Sie diesen Eröffnungsgottesdienst geradezu zu einem Spontankonzert der Gemeinsamkeit machen.

Und da passt es natürlich hervorragend, dass ihr Konfirmandinnen auf besondere Weise bei der Aktion mitgemacht habt. Denn ihr habt euch in die Backstube gestellt – ziemlich ungewöhnlich verkleidet. Mit Schürze und Bäckermütze, eingestaubt mit Mehl und völlig verklebten Händen. Ich bin sicher, es gibt jetzt eine ganze Menge genialer Fotos von euch.

Jugendliche, die sich Zeit nehmen und in die Backstube gehen, um da richtig zu arbeiten. So hab‘ ich es mir jedenfalls erzählen lassen. Brot backen – das ist richtig harte Arbeit. Ihr habt mitgemacht – danke dafür!

Und weil Brotbacken nicht nur Arbeit ist, sondern richtige Handwerkskunst – deswegen waren Profis dabei. Auch Sie haben wieder mitgemacht, lieber Jan-Henning Körner samt Tochter und Team, und dafür danke ich Ihnen von Herzen. Die Bäcker- und Konditorinnung, liebe Frau Daube, ist doch wirklich vorbildlich in ihrem sozialen Engagement. Und mehr noch: im Wunder backen. Gehen ja die Spenden zu den Ärmsten der Armen in dieser Welt. Damit vor allem die Kinder Essen bekommen und Hoffnung. Und Bildung. Und neuen Lebensmut. Solch Wunder zu backen – das soll euch und Ihnen erstmal jemand nachmachen.

„5.000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“. Da könnte allerdings jemand weniger Positives denken: Wie? Konfis sollen den Hunger in der Welt bekämpfen? Und das mit nur 5.000 Broten für mehr als 828 Millionen Menschen, die seit dem Ukrainekrieg noch schlimmer unter Hunger leiden, als eh schon. Allein 160 Millionen Kinder hungern! Ein Witz, oder?

Mitnichten, sagt die Geschichte aus der Bibel, die wir eben gehört haben. Denn das ist ja gerade der Witz, dass es eigentlich nicht reicht, und trotzdem alle satt werden.

Denn, ja, es ist zunächst zu wenig: fünf Brote und zwei Fische für mehr als 5.000 Leute. 5.000 Brote für Millionen Hungernde. Zehn Konfis für die Hungerkatastrophe dieser Welt.

Aber genau das macht Jesus nicht. Er sagt vielmehr: Nehmt ihr die Sache in die Hand. Wir haben hier jetzt eine Verantwortung. Die hungrigen Menschen sind da. Vor unseren Augen! Also los, liebe Jünger, packt jetzt einfach mal mit an.

Weil es irgendwann gut ist mit Sonntagsreden. Irgendwann muss man auch was tun. Und ja, 5.000 Brote reichen vielleicht nicht für den Hunger der Welt, aber immerhin für die 5.000, die vor dir sitzen. Für 108 Euro etwa kannst du einem mangelernährten Kind in Ostafrika drei Monate lang Essen, Medikamente und Bildung schenken. Wie gut also mitzuhelfen. Geht doch!

Hingegen – ich glaube, wir alle haben in den letzten Wochen und Monaten schon mal dieses Gefühl gehabt, so ohnmächtig zu sein. Dieses Gefühl: In der Welt läuft gerade richtig viel verkehrt, da kann ich allein nichts mehr ausrichten. Und so ist die Stimmung in unserem Land sehr angespannt, manche schimpfen auf „die da oben“ und auf unsere Demokratie, die angeblich nichts mehr gebacken kriegt. Und alle schütteln wir doch angesichts dieses Despoten in Russland, der den Weizen als Kriegswaffe einsetzt, fassungslos den Kopf. Dieser sinnlose, brutale Krieg gegen die Ukraine, der wirklich überall nur Leid und Hunger und Tod bringt. Was soll das? Und vor allem: Was kann man dagegen bloß tun? Wir sitzen vor dem Fernseher und sehen, wie die Welt zerstört wird – unsere Welt!

Und ich weiß, dass gerade euch Jugendlichen das andere große Thema, der Klimawandel, sehr große Sorgen macht. Nicht umsonst sind ja vorgestern Tausende von euch auf die Straße gegangen, völlig zu Recht. Ihr fragt ungeduldig: Wann tut ihr endlich was, um wenigstens das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen? Wir haben keinen zweiten Planeten! Und ja, ich stimme euch zu: Was können wir tun, damit sich endlich etwas zum Guten verändert, damit das Wunder geschieht und doch noch alle Menschen auf dieser Erde friedlich leben oder doch wenigstens überleben können?

Und dann höre ich diese Geschichte von den fünf Broten und zwei Fische noch einmal neu. Das Wunder fängt nämlich damit an, dass Leute sich nicht lähmen lassen von dem, was alles nicht geht. Sondern darauf schauen, was möglich ist. Damit fängt das Wunder an, dass Leute sich Backmützen aufsetzen oder Ukrainer zu Hause aufnehmen oder Wasser sparen oder einfach mal danke sagen. Damit fängt das Wunder an, dass Leute tun, was dran ist. Und zwar weil sie’s – und weil wir‘s können.

Und auch weil Jesus uns sagt: Nichts da, die Angst darf nicht siegen, jetzt kommt es auf euch an. We shall overcome – wir werden Angst und Krise überwinden.

Das muss unsere Botschaft heute sein, liebe Christengeschwister: Wir sind von guten Mächten wunderbar geborgen. Gerade jetzt, da wir uns mit so vielen Krisen gleichzeitig beschäftigen müssen. Gerade jetzt, wo so viele Menschen mit wirklich großer Angst auf die nächsten Monate und Jahre blicken. Und die ganze Zeit schon rechnen und sich fragen, wie man zurechtkommen wird mit den erhöhten Preisen und Energiekosten. Ob da irgendwann der Ofen aus ist? Da ist man immer noch ganz erschöpft von der anstrengenden Coronazeit, und jetzt auch noch diese Ängste um die Arbeitsplätze, um die Wohnung, um die Kinder. Wie sollen wir das schaffen?

Genau für diese Frage hält die Bibel solche Geschichten wie die vom Speisungswunder bereit. Weil sie das andere Bild in uns hineinsenken. Nämlich, dass wir handlungsfähig sind und nicht ohnmächtig. Dass wir nicht resignieren müssen und sagen: Das reicht ja nie, das schaffen wir nicht. Denn das Wunder geschieht ja tatsächlich! Alle 5.000 werden satt. Mag sein, da hatten etliche etwas zum Teilen dabei. Der eine mehr, die andere weniger.

Wie auch immer: Letztlich kommt es nicht darauf an, wie viel man hat, sondern wie wenig man braucht. Und genau darauf liegt Segen: Jesus nahm das Brot, brach es und dankte. Er sagt damit, damals und in jedem Abendmahl: Brot ist Liebe, die mehr wird, wenn wir sie teilen. Und kein Brot der Welt ist selbstverständlich. Genauso wenig wie das Leben und das Wasser und das Mehl und die gute Luft.

Alles, was wir haben, darauf haben wir keinen Anspruch. Deshalb dankt er. Danken ist eine Haltung, die unsere Seele vor Bitterkeit schützt. Und vor Wut. Denn im Danken bleiben wir empfindsam dafür, was einem geschenkt ist im Leben. Dass man eben in der Familie Liebe erlebt. Und Gemeinschaft nach dieser anstrengenden Zeit der Pandemie. Dass man Bäckerkolleg:innen hat, die die Sorgen teilen und dass wir solche Konfirmand:innen haben, die ihre Zeit teilen und buchstäblich das Brot. So dass von dem Erlös Kindern in Myanmar, Malawi, Paraguay geholfen wird. Tolle Projekte sind das!

Also: Lasst euch niemals einreden, dass man nichts tun kann! So wünsche ich euch und uns, dass ihr bei all den Aktionen in den nächsten Wochen, beim Backen und beim Verkaufen etwas spürt von der Verheißung, die Jesus in unser Herz senken will. Dass nämlich alle satt werden sollen und dass Hunger, Krankheit und die Traurigkeit am Ende überwunden werden. Durch die Kraft des Segens.

Von guten Mächten wunderbar geborgen. Gott ist mit uns in diesen unruhigen Zeiten. Unsere Ängste mögen groß sein, aus gutem Grund. Doch lasst uns auch demütig bleiben gegenüber dem, was wir geschenkt bekommen. Unser Herz wird doch nur größer, wenn wir mit denen teilen, die viel Leid tragen. Ja, we shall overcome. Unsere Zukunft ist nicht klein, nicht eng und nicht unsicher. Sie ist so weit, wie wir Vertrauen suchen. Und ich schaue aufs frische, leckere Brot. Brot für die Welt, das zeigt: unsere Hoffnung ist viel, viel größer ist als die Angst. Und so geht denn in die Zukunft, gesegnet mit dem Frieden Gottes, höher als alle Vernunft. Er bewahrt unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Datum
25.09.2022
Quelle
Kommunikationswerk der Nordkirche
Von
Kirsten Fehrs
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