29. Oktober 2022 | St. Petri zu Lübeck

Gottesdienst zur Verleihung der Bugenhagenmedaille

29. Oktober 2022 von Kirsten Fehrs

Predigt über Matthäus 5,13-16

Liebe Gemeinde,

ich kann‘s kurz machen. Denn eigentlich ist schon alles gesagt für den heutigen Tag: Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt. Nichts weniger. Ich danke dem Herrgott, dass es euch gibt. Denn ohne euch wäre alles nichts. So geht und stiftet Frieden, denn euer ist das Himmelreich. – Amen.

Nun gut, liebe Festgemeinde, liebe Hella Fabricius, lieber Kai Schröder, es gibt auch eine etwas längere Version ...

Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt. Das ist eine Zu-Mutung! Nämlich: Du bist Salz und Licht. Nicht, es könnte so sein. Heute vielleicht oder morgen. Nein. Jetzt. Hier. Inmitten all der Krisen und Nöte dieser Tage, im Angesicht der Ängste und Sorgen. Auch was unsere Kirche betrifft.

Du bist – heißt: Habe den Mut, das zu sein, was in dir ist. An Leuchtkraft. Klarheit. Witz und Würze. Und damit an Kraft, Liebe und Hoffnung. Die braucht es im Moment besonders! Jemand sagte jüngst zu mir: Eure Hoffnung ist die Ressource schlechthin. Die Menschen hungern und dürsten danach. Nach eben dieser Hoffnung, die nicht da ist, weil alles gut läuft, sondern die bleibt, auch wenn gar nichts gut läuft. Also los jetzt, rauf damit auf den Leuchter, was alles zu glauben und zu hoffen und zu lieben ist. Rauf damit auf den Leuchter, was eure unbedingte Liebe zum Leben wirklich und wahrhaftig bewirken kann, liebe Geschwister. Auch wenn ihr’s euch manchmal selbst nicht glaubt ... Ich habe da zwei gute Beispiele!

Und damit bin ich nun mühelos bei unseren beiden Ehrenamtlichen, die ich heute mit der Bugenhagenmedaille auszeichnen darf. Nicht nur die höchste Auszeichnung, die unsere Nordkirche zu vergeben hat, nein, in ihr bündelt sich die ganze Anerkennung unserer Kirche gegenüber denen, ohne die alles nichts wäre. Die also auf ganz individuelle Weise Salz und Licht im echten Leben und mitten in dieser Gesellschaft sind. Oder um es mit Bugenhagen zu sagen: „Christum leef hebben is vele beter alse alle Wetent.“ Was so viel weißt wie „Christus lieb haben ist besser als alles Wissen".

Christus lieb haben, ja – und dann in seiner Nachfolge auch handeln. Liebe Hella, das passt zu dir, besser geht’s nicht. Eine Pragmatikerin mit Herz durch und durch. Wir beide kennen uns eine kleine Ewigkeit, fast vierzig Jahre. Ich kann mich nicht an eine einzige größere Aktion im Frauenwerk hier wie dort erinnern, an der du nicht beteiligt warst. Weltgebetstag, Frauenparlament und NAG,  Feministische Studien, Demos gegen Rechts und wie wir Tausende Hygienerucksäcke für die Frauen in den bosnischen Lagern gepackt und transportiert haben, Opfer des Krieges im ehemaligen Jugoslawien. Danke dafür!

So großartig klar und aufrecht ist diese deine hartnäckige Überzeugung, dass nach Gottes Willen Krieg nirgends sein darf und dass frau manchem die Suppe versalzen muss, damit sich etwas zum Besseren ändert. Und so bist du eben dafür eingestanden, stundenlang manchmal, vor der damals mit Südafrika paktierenden deutschen Bank in Hamburg. Seite an Seite etwa mit Ada Ehmler, der anderen Grande Dame der Anti-Apartheidsbewegung. Stehvermögen und grenzenlose Zuversicht, in Schlutup, Lübeck, Hamburg, Nordkirche – du bist das Salz der Erde.

Lieber Kai Schröder, Salz der Erde, das nun passt zu Ihnen genau. Denn Ihnen würde mit Verlaub kaum jemand nachsagen, dass Sie zum Süßholzraspeln neigen. Eher im Gegenteil – nicht so viel Gedöns, und danke hier und danke dort; wir haben unsere Zeit ja nicht gestohlen, die es gilt anderen zu schenken.

Aber da müssen Sie beide jetzt wohl durch und den herzlichen und aufrichtigen Dank Ihrer Kirche entgegennehmen.

Eine Kirche, die es Ihnen, lieber Herr Schröder, insbesondere im Umgang mit den Gerichten nicht immer leicht gemacht hat. Wo Sie so manchen Kampf ausgefochten haben um der Gerechtigkeit willen. Danke, dass Sie in Ihrer geradlinigen Art das klare Wort nicht scheuen. Sie haben mit so viel Kraft und Klugheit an Ihrer Kirche mitgebaut! Haben uns bisweilen auch herausfordert zum Guten, hinter dem Sie stehen, und zwar wie eine Eins. Sie sind, das schätze ich sehr, ein uns zutiefst verbundener Mensch, der seine Liebesbekundungen zur Kirche weniger mit übermäßiger Ekstase würzt, denn mit Aufrichtigkeit.

Aufrecht also – alle beide, zwei Leuchter, die man doch nicht unter einen Eimer stellt! Sondern mitten auf den Tisch des Hauses, damit Stadt und Land es sehen kann.

„Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.“ Jesus hat damals mit dieser Bergpredigt Tausende aufgerüttelt. Jesus konnte das: starke Worte in ein starkes Bild kleiden.

Salz, das wusste man damals und weiß man hier in Lübeck mit seinem Salzspeicher ja besonders  – das war weißes Gold! Damit haben sich im Mittelalter etliche eine goldene Nase verdient. Denn ohne Salz kein Leben, ohne Salz kein Kreislauf. Und ohne Salz keine Suppe. Heißt ja andersherum auch: Wie faszinierend ist es, wie man ein Gericht mit nur einer Prise Salz zum Leuchten bringen kann.

Auch deshalb ist es so wertvoll, weil es schwer zu gewinnen war. Der Begriff Salär spricht diese Sprache des mühselig Verdienten. „Ihr seid Salz!“ Dieses Wort Jesu ist also viel mehr als diese Prise Anerkennung. Es ist die hingebungsvolle Liebeserklärung Jesu an den Menschen. Ihr habt so viel zu geben, können wir ja heute direkt erleben!

Ihr habt so viel Kraft in euch und habt Ohren zu hören und Augen zu sehen; ihr könnt tatsächlich jede und jeder etwas bewirken, um die Erde zu einem besseren Ort zu machen, sagt Jesus damit. Dabei ist das wirklich Wichtige, was dem Leben Substanz gibt und Geschmack, oft so unscheinbar wie Salz und hat doch so große Wirkung: Freiheit. Liebe. Sinn. Frieden, der doch jetzt besonders.

Liebe Geschwister, wir dürfen gerade jetzt nicht aufhören, vom Frieden zu reden, dafür zu beten, ihn zu denken und alles zu tun, um den Opfern dieses Wahnsinns in der Ukraine beizustehen. Mehr noch: Es kommt jetzt auf euch an. Ihr würdet fehlen, liebe Beide und liebe alle Christenmenschen, wenn es euch nicht gäbe – als Salz, das von den Verwundungen dieser Welt weiß. Wer, wenn nicht wir, müssen laut sagen: Selig sind, die Frieden stiften! Gerade auch in dieser Gesellschaft mit ihrer so unglaublich aufgerüsteten Sprache. Darum: Ent-rüstet euch. Zeigen wir wofür wir einstehen. Halten wir gegen. Gegen all die Geschmacklosigkeiten, die unwirsch und unduldsam inzwischen jede Debattenkultur verbittern.

Und so, so seid ihr das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt. Seit zwei Jahrtausenden haben die Worte Jesu dort auf dem Berg den Menschen Halt und Zuversicht gegeben. So klar und unmissverständlich waren diese Worte, dass man sie belacht, verhöhnt, entschärft hat. Doch vergessen, vergessen hat man sie nie.

Sie sind wie ein Fels im Orkan der Seele und in den Aufbrandungen der Welt. Sie sind aber auch Sand im Getriebe der Zerstörung. Und deshalb haben sie immer Menschen bewegt. Sie frei gemacht. Haben ihnen bis heute mit ihrer Suche nach Gerechtigkeit und Frieden einen Ort geben und uns, wie Hella Fabricius und Kai Schröder, wach gehalten für die andere Wirklichkeit, das Reich des Friedens, wie Christus es will. Für jeden Menschen auf dieser Welt.

Und dieser sein Frieden, höher als alle Vernunft, senke in unser Herz die Sehnsucht nach einer besseren Welt und bewahre so unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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