24. Juni 2018 | Marienkirche Rostock

„Grenzenlos glücklich, gesegnet leben“

24. Juni 2018 von Andreas von Maltzahn

Predigt zu Mt 5,1-6 anlässlich des Hansetags 2018 in Rostock

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder aus Nah und Fern!

„Grenzenlos glücklich, gesegnet leben“ – danach sehnen sich Menschen. Wie kann das gelingen? Wie können wir ‚grenzenlos glücklich‘, ja, geradezu ‚selig‘ leben – in einer Zeit, in der Nationalismus und Abgrenzung zunehmen, auch in unseren eigenen Ländern?

Die Sorgen um unser gemeinsames Haus Europa wachsen.
Ängste vor der Dominanz größerer Länder erhalten neue Nahrung.
Eine neue Runde des Wettrüstens scheint eingeläutet.

Wie anders ist dagegen die Vision Gottes:
Recht soll gelten zwischen Völkern und Nationen;
Schwerter werden zu Pflugscharen umgeschmiedet;
Krieg soll nicht mehr erlernt werden;
in Frieden soll jede und jeder die Früchte ihrer Arbeit genießen.

Ein Wunschtraum nur? Die Seligpreisungen Jesu weisen den Weg, sich der Vision Gottes anzunähern. Sie ermutigen zu Lebenshaltungen, auf denen Verheißung liegt:

„Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.“ (Mt 5,6)

Recht und Gerechtigkeit braucht es, wenn das Miteinander von Menschen gelingen soll. Wer – wie ich – sein halbes Leben in einer Diktatur verbracht hat, in der sogenannten Diktatur des Proletariats, der weiß nur zu gut: Wo Menschenrechte gebeugt werden, hält Willkür Einzug. Auch heute gilt: Wo Hand an die Geltung des Rechts gelegt wird, ist die Diktatur nicht weit! Als Bürgerinnen und Bürger unserer jeweiligen Länder sind wir daher gefragt, der Aushöhlung von Grundrechten zu widerstehen! Treten wir ein für Gerechtigkeit, wenn sie angeblich höheren Zwecken wie der Sicherheit geopfert werden soll. Lassen wir es politisch Verantwortlichen nicht durchgehen, wenn sie das Völkerrecht verletzen!

Jesus war überzeugt: Im Einsatz für Gerechtigkeit findet unser Leben Erfüllung. Menschen, die im Baltikum, in Polen oder der DDR das Joch der Unfreiheit abgeschüttelt haben, werden nicht vergessen: Recht und Gerechtigkeit aufzurichten, gehört zum Glück unseres Lebens.

„Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.“ (Mt 5,5)

Und an anderer Stelle setzte Jesus hinzu: „… lernt von mir; denn ich bin sanftmütig…“ (Mt 11,29)

Nicht auf der gnadenlosen Selbst-Durchsetzung liegt Gottes Segen! Nicht auf der erbärmlichen Haltung ‚Unser Land zuerst!‘. Nein, Gott hat uns als Schwestern und Brüder geschaffen – welcher Nation wir auch angehören.

Als ich letztes Jahr St. Petersburg besuchte, kam ich mit einem jungen Russen ins Gespräch. Kurzzeitige Wiederauferstehung meines Schul-Russischs. Als ich versehentlich mit einem tschechischen Satz antwortete, fragte er mich: „Bist Du Pole?“ „Nein, ich bin Deutscher.“ „Ach“, sagte er und breitete die Arme aus, um mich zu umarmen: „Wir sind doch alle Brüder.“ Das ging mir durch und durch: Ausgerechnet in der russischen Stadt, die wie kaum eine andere im 2.Weltkrieg unter deutschen Angriffen gelitten hatte, sieht ein Russe mich als Bruder…

Ja, in Wahrheit gehören wir zusammen. Gott hat uns zur Gemeinschaft befähigt. Im Miteinander einzelner Menschen wie im Miteinander von Völkern lässt sich am meisten bewegen – für alle Beteiligten. Die ehemalige Hanse hat dies einst zumindest in Ansätzen verwirklicht.

Lassen Sie uns darum unsere Länder als einen Raum gestalten, in dem gemeinsame Werte und Überzeugungen gesellschaftliches Handeln bestimmen! Lieben wir unsere jeweilige Heimat – und überwinden wir zugleich die falschen Grenzen nationalistischer Ideologien! Nur in Verbundenheit werden wir die Herausforderungen von Klimawandel, Armut und Extremismus bewältigen. Jesus traut es uns zu, die Haltung der Sanftmut zu lernen. Auf lange Sicht wird es Frucht bringen, die berechtigten Interessen aller zu berücksichtigen.

„Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ (Mt 5,3)

Die entscheidende Beziehung unseres Lebens – die Beziehung zu Gott! Was lässt sie glücken?

Weder ‚Glaubensprotzen‘ noch ‚Gottesbesitzern‘ ist das Himmelreich verheißen, sondern denen, die in Sachen Glauben nichts vorzuweisen haben. Die zweifeln und suchen, die ihr Vertrauen auf ihn setzen und doch auch wieder unsicher werden – ihre Hände sind leer genug, dass Gott sie füllen kann. Gott ‚hat‘ man nicht ein für alle Mal. Selbst wenn wir ihn einmal gefunden haben, will er doch immer wieder neu entdeckt werden. Die Gemeinschaft der Suchenden jedoch wird gesegnet sein.

So gehört es denn auch zu unserer Verantwortung, dass wir die Frage nach Gott wachhalten. Dieser Horizont ist unverzichtbar, wollen wir uns in den ethischen Herausforderungen unserer Zeit angemessen verhalten.

Nach Gott neu zu fragen, nach Gott mit unserem ganzen Leben zu suchen, ist gewiss anspruchsvoll. Aber auf diesem Weg finden wir, wonach wir uns sehnen – ein Leben, das glücklich und gesegnet ist.

Amen.

 

 

 

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