Grußwort zur Hamburg Sustainability Conference and Week 2025
01. Juni 2025
Sehr geehrter Erster Bürgermeister Dr. Tschentscher, sehr geehrter Herr Prof. Otto,
sehr geehrter Herr Böttcher, sehr geehrter Herr Alt-Haaker,
sehr geehrte Hauptpastorin Pröpstin Dr. Murmann, liebe Gäste,
St. Katharinen ist mir lieb und vertraut, aber heute war ich beim Betreten doch sehr überrascht – und fasziniert! Denn noch nie hat die ganze Erde unterm Kirchenhimmel geschwebt. Was für ein Kunstwerk!
Ein Blick wie aus dem Weltraum, nur dass man ganz sicher mit beiden Beinen auf der Erde stehen kann, was mir als bodenständigem Mensch sehr entgegenkommt. Wunderbar: Nicht Astronautin sein müssen und trotzdem die unfassbare Schönheit unseres schwebenden blauen Planeten in den Weiten des Raums erleben können. Was so viele Raumfahrer staunend, ehrfürchtig, nachdenklich und dankbar gemacht hat, erleben wir hier hautnah. Berührend.
Berührend auch deshalb, weil die Erde in ihrer erhabenen Schönheit zugleich ihre Fragilität, ihre Zerbrechlichkeit zeigt. Und dass genau diese Erde geborgen ist im Himmelszelt der Katharinenkirche – das ist für mich ein eindrückliches Bild für unseren biblischen Auftrag, die Schöpfung zu schützen. Mit feinem Sinn für die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die darin liegt.
Und so beginnt also unter dieser zerbrechlichen Schönheit heute die Hamburg Sustainability Conference and Week. Was für eine Ehre, dass Hamburg Gastgeberin sein darf. Auch ausdrücklich dank Ihnen, lieber Herr Professor Otto, lieber Michael. Und es ist mir an dieser Stelle ein Herzensbedürfnis, einmal öffentlich zu würdigen, wie viel wir dir in dieser Stadt zu verdanken haben. Danke für alles, was du in deiner stets klugen, aufrichtigen und engagierten Art schon seit Jahrzehnten einsetzt, um das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf die Agenda zu setzen. So nun auch mit diesem großartigen Projekt „Sustainability Conference and Week“.
Ich freue mich ganz außerordentlich, dass der Auftakt dazu mit der Eröffnung des Gaia-Projektes in unserer ehrwürdigen Hauptkirche verbunden ist, in der ich Sie auch im Namen von Hauptpastorin Frau Dr. Murmann sehr herzlich willkommen heißen darf.
Was für ein wichtiges Signal zu Beginn: Nicht die drohende Apokalypse steht am Anfang des Nachdenkens über unsere Zukunft, nicht die Angst, die Verzweiflung, nicht endzeitliche Narrative extremistischer Positionen, sondern dieser einmalig schöne Planet, Schöpfung Gottes, mit der alles Leben begann.
„Und siehe, es war sehr gut“, so würdigt Gott in der Bibel diese Erdenschönheit am sechsten Schöpfungstag. Sehr gut, sagt er, zufrieden mit der unglaublichen Vielfalt, die ins Leben gekommen war, und ruhte sich mit einem gewissen Werkstolz von diesem Schaffenswerk aus am siebenten Tag.
Wie weise. Gerade jetzt, wo die Zeit drängt. Innehalten. Hinschauen. Staunen. Lernen. Nachhaltig dem Wunder und dem Rhythmus der Schöpfung Recht geben. Inmitten von Belastungsstress und Fluglärm: Siehe es war einmal sehr gut.
Von diesem guten Anfang her schließt mein Glaube auf ein gutes Ende. Mein Glaube gibt die Hoffnung nicht auf, dass Menschen lernfähig sind. Wissend, dass die Bewahrung der Schöpfung eine den ganzen Menschen, ja, die ganze Menschheit fordernde Aufgabe ist.
Wenn ich mir das Programm der Konferenz und der Woche und das Gaia-Begleitprogramm in St. Katharinen ansehe, habe ich guten Grund zu dieser Hoffnung. So viele engagierte Menschen. So viele kluge Überlegungen. So viel gemeinsames Ringen. Ich bin aufrichtig dankbar für das alles.
Denn natürlich wissen alle Hoffnungsmenschen auch: Die Lage ist ernst und bedrohlich. Davon wird in den kommenden Tagen noch viel zu hören sein. Doch nicht Angst und Verzagtheit gewinnen lassen, sondern den zerstörerischen Kräften unserer Zeit etwas entgegensetzen – darum geht es. Indem man eben dem Wunder die Hand hinhält. Indem die Schönheit so unser Herz berührt, dass wir daraus neue Kraft empfangen, beherzt unsere Lebensgrundlagen erhalten zu wollen, mutig, beherzt gegen alle Widrigkeiten und Widerstände. Jeder da, wo er ist, jede so, wie sie kann. Im Bündnis mit all denen, die für eine zukunftsfähige, gerechte und friedliche Welt arbeiten.
„Verbindungen schaffen, Veränderung beschleunigen“, „Global Alliances for a Sustainable Future“ – die Hamburg Sustainability Conference and Week werden genau dafür Räume schaffen. Und Kirche ist dankenswerterweise mittenmang. Mit unserer Hoffnung und Hoffnungsorten. Zu denen auch St. Katharinen gehört. Ermutigend doch, sich bewusst zu machen: Diese Kirche hat schon so viel überstanden, Krieg, Not und Krisen. In ihr haben sich schon so viele Menschen um die Zukunft gesorgt, haben gebetet und dann gehandelt, haben hoffnungsstark die anstehenden Aufgaben angepackt. Und so ist es ein wunderbares Symbol, dass Gaia deutlich länger unterm Katharinenhimmel schweben wird als die Konferenz und ihr Begleitprogramm dauern werden. Denn den langen Atem, den wir brauchen auf dem Weg in eine nachhaltige Wirtschaft- und Lebensweise, schöpfen wir nicht nur aus Daten und Fakten, Plänen und Strategien, sondern aus dem Innehalten und dem Staunen über die Wunder des Lebens, die uns täglich unendlich reich machen.
Möge die schwebende Gaia, die Sustainability Conference and Week viele Menschen bewegen, inspirieren und ermutigen. Dass wir alle mit offenen Augen und Herzen, mit Verstand und Kreativität, mit Kraft und ja, mit Hoffnungstrotz neu aufbrechen, unsere Mutter Erde zu hüten. Dass wir so den Himmel erden, dazu segne uns Gott.