Grußwort zur Nordkirchenaktion artengel
30. Juli 2021
Wohngruppe Intensives Betreutes Wohnen der Odebrechtstiftung
Lieber Bruder Wilhelm, liebe Frau Klafs, sehr geehrte Frau Vitzthum, liebe Bewohnerinnen und Bewohner des Evangelischen Krankenhauses Bethanien,
ich freue mich sehr, heute hier sein zu können. Engel sind unterwegs in unserer Nordkirche, Artengel, also Engel, die sich durch das Medium Kunst bemerkbar machen. Und damit zwei Bereiche zusammenbringen, die seit alters her zusammengehören: Kunst und Kirche. Über Jahrhunderte war Kunst in unseren Breiten fast ausschließlich christliche Kunst, vor allem sichtbar in der Architektur und der Gestaltung unserer Dorf- und Stadtkirchen. In der Moderne haben Kunst und Kirche sich auseinandergelebt. Dabei ruft gelebter Glaube nach Gestaltwerdung, nach künstlerischem Ausdruck. Und die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern hat es praktisch immer damit zu tun, mehr deutlich zu machen, als man oberflächlich sehen kann, und bewegt sich damit regelmäßig im religiösen Raum.
Artengel beweist im Bereich der ganzen Nordkirche, dass beide eng verbunden sind, Kunst und Kirche. Das zeigt auch vorbildlich die Juli Aktion, die wir heute präsentieren.
Sie, liebe Frau Vitzthum, haben sich nicht einfach hingesetzt und gemalt. Sie haben vorher Gespräche geführt, mit fünf Bewohnerinnen und Bewohnern des Intensiv Betreuten Wohnens. Sie haben in Ihren Gesprächen Gestalten der Liebe gesucht und erfragt. „Gestalten der Liebe“, das ist ja das Motto dieser Aktion. Das heißt: Sie sind auf Suche gegangen, was hier in diesem Haus Menschen Freude macht, wo und wie sie Liebe erfahren, was ihnen Kraft für ihren Alltag gibt.
Ihr Werk ist künstlerische Verarbeitung dieser Dialoge. Und es wird klar: Nicht nur Mitarbeitende des Hauses, nicht nur Angehörige oder Mitbewohnerinnen können zu Engeln werden durch liebevolle Zuwendung, auch Sie als Künstlerin waren und sind hier ein Engel auf Zeit. Denn Sie teilen mit den Menschen in Gespräch und Kunst tägliche Erfahrungen, Sorgen und Freuden.
Sie verleihen mit Ihrer Arbeit damit dem Ausdruck, was ureigenstes Kennzeichen diakonischer Arbeit ist und den Alltag auch im Haus prägt: die liebevolle Zuwendung zu Menschen, die erhöhten Bedarf an Pflege, Betreuung und Förderung haben. Liebe gewinnt dort Gestalt, wo wir einander mit Achtsamkeit und offenem Herzen begegnen, die Schönheiten und Nöte unseres Gegenübers wahrnehmen und einander mit Freundlichkeit beschenken.
Und damit gehen wir unmittelbar auf den Spuren Jesu, der immer wieder sich gerade denen zugewandt hat, die ausgegrenzt oder hilfebedürftig waren. Ihnen wurde er zum Boten Gottes, zum Engel.
Uns allen wünsche ich offene Augen und Herzen für die zahlreichen Engel, die unter uns unterwegs sind, hier im Haus und all den diakonischen Einrichtungen, in unserer Kirche und, nicht nur heute: in Gestalt von Künstlerinnen und Künstlern. In diesem Sinn Gottes reichen Segen für Artengel!